Die neue Ausstellung „1939-2021: Konec černobílé“ (Das Ende der Ära Schwarz-Weiß) bietet mit rund 300 Werken einen außergewöhnlichen Einblick in die tschechische Kunstgeschichte.
Die Prager Nationalgalerie hat Ende Mai ihre neue Dauerausstellung „Das Ende der Ära Schwarz und Weiß“ eröffnet. Insgesamt werden 323 Werke von 266 Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt, die einen umfassenden und tiefgründigen Einblick in die jüngere tschechische Kunstgeschichte geben. Die Werke bilden einen Querschnitt des Schaffens aus acht Jahrzehnten.Das Konzept der Ausstellung ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. So werden aufsehenerregende Werke direkt neben rein politischen Werken ausgestellt. Zusätzlich werden Installationen ausgestellt, die den Besuchern eine interaktive Teilhabe ermöglichen. Jedes der ausgestellten Werke stammt aus der Sammlung der Prager Nationalgalerie. Sie sollen epochentypische Motive zeigen und dazu anregen, diese zu hinterfragen.
Die neue Dauerausstellung vervollständigt ein Ausstellungs-Triptychon, das im europäischen Kontext einmalig ist. Die Ausstellungen „1796-1918: Kunst des langen Jahrhunderts“, „1918-1938: Die Erste Republik“ und „Das Ende der Ära Schwarz-Weiß“, bieten mit mehr als 1200 Werken einen außergewöhnlich umfassenden Einblick in die tschechische Kunst.
Die kuratorische Auswahl soll den Besucher dazu anregen, zu hinterfragen, wie wir Kunst definieren und wie sich diese Wahrnehmung im Laufe der Zeit verändert hat. In einem chronologisch angeordneten Rundgang können die Besucher diesen Wandel der Qualität innerhalb der Kunst nachvollziehen. „In der Kunst haben schon immer verschiedene Qualitätsvorstellungen nebeneinander existiert. In chronologischer Reihenfolge zeigen wir, wie schnell sich die Vorstellung von Qualität in dieser Zeit entwickelt hat, auch bei einzelnen Künstlern, die ihr eigenes Werk überdachten“, erklärt der Direktor der Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst, Michal Novotný.
Überblick über ästhetische und gesellschaftliche Werte
Der Titel der neuen Ausstellung „Das Ende Ära der Schwarz-Weiß“ verfolgt unter anderem den Ansatz, Werke unterschiedlicher Epochen nicht ideologisch zu bewerten. Vielmehr soll gezeigt werden, dass in der Kunst vielfältige Auffassungen von Qualitäten nebeneinander existieren können. „Es ist ein Slogan, der über einfache binäre Bewertungskriterien hinausgehen soll. „Die Zeit nach 1939 ist künstlerisch noch immer lebendig und hat einen direkten Einfluss auf die Gegenwart“, erklärt Michal Novotný.
Bei der Auswahl der Kunstwerke ging es nicht um eine hierarchische Auswahl der besten Werke, sondern um den Versuch, die Motive zu verstehen, die zu jener Zeit verwendet wurden, und zu hinterfragen, warum diese Motive Anklang fanden. Die entstandene Auswahl an Werken bietet so einen Überblick über die ästhetischen Werte, wie auch über den gesamtgesellschaftlichen Kontext jener Zeiten.
Zu sehen sind Werke unter anderem von den tschechischen Künstlern Josef Šíma, Toyen, Jan Zrzavý, Kamil Lhoták, Pavel Brázda, und Jan Špála. Obwohl sich das Ausstellungsprojekt auf die tschechische Kunst konzentriert, werden auch Werke ausländischer Künstler ausgestellt. So dient Oskar Kokoschkas Gemälde „Das rote Ei“ als Metapher für die Zerteilung der Tschechoslowakei infolge des Münchner Abkommens.
Zu finden ist die Ausstellung im zweiten Stockwerk des Messe-Palasts (Veletržní palác) im Prager Stadtteil Holešovice.
Mehr über die Ausstellung, Preise und Öffnungszeiten erfahren Sie auf der Website der Prager Nationalgalerie.