Zum ersten Mal seit 68 Jahren werden vom 17. bis 24. Januar die böhmischen Krönungsinsignien im Veitsdom zu sehen sein, und zwar in der Wenzelskapelle in der Originalvitrine von Josef Hočár. Zu den Kronjuwelen gehören vor allem die Wenzelskrone, das königliche Zepter und der Krönungsmantel. Daneben kann auch der Schädel des Wenzel von Böhmen bewundert werden.
Die Insignien werden am 16. Januar aus dem Kronjuwelenzimmer entnommen und genau eine Woche später zurückgegeben. Solche Ereignisse sind nicht zufällig. Dieses Mal werden sie anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Tschechischen Republik ausgestellt.
Die Kronjuwelen gelten als die Attribute der einst regierenden Könige von Böhmen. Sie umfassen die Wenzelskrone, das königliche Zepter, den königlichen Reichsapfel, die Lederetuis, das Kronenpolster und den Königsmantel.
Der Eintritt ist für alle Besucher frei. Die Ausstellung wird fünf Tage lang zu sehen sein, und zwar vom 17. bis 21. Januar 2023 von jeweils 9.00 bis 17.00 Uhr (aufgrund des großen Interesses wurde die Ausstellung bis zum 24. Januar verlängert!). Ein Besuch kann nicht im Voraus gebucht werden.
Den Veitsdom erreicht man mit der Straßenbahnlinie 22 oder 23 bis zur Haltestelle Pražský hrad oder mit der Metro bis zur Station Malostranská und zehn Minuten Fußweg bergauf. Der Eingang ist durch die südlichen Gärten von Opyš, dann auf die Stiertreppe zum III. Hof und da gibt es der Eingang zur Kathedrale von der Westfassade.
Direkt im Veitsdom wurden die Böhmischen Kronjuwelen zuletzt im Jahr 1955 ausgestellt. Zum letzten Mal öffentlich gezeigt wurden die Krönungsinsignien im Jahr 2018 anlässlich des 100. Jubiläums der Entstehung der Tschechoslowakei und des 25. Jubiläums der Entstehung Tschechiens. Ausgestellt wurden sie damals im Vladislav-Saal der Prager Burg.
Die böhmischen Krönungsinsignien
Die Krone wurde 1347 für die Krönung Karls IV. hergestellt, dem elften König von Böhmen und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Die Krone hatte ursprünglich ein schlichtes Aussehen. Karl IV. ließ im Laufe seines Lebens regelmäßig Änderungen vornehmen und neue und größere Schmuckstücke hinzufügen.
Der Legende nach soll die Wenzelskrone einen Dorn aus der Dornenkrone Jesu Christi enthalten, worauf auch eine Inschrift auf dem Kreuz der Krone verweist. Im Jahr 2003 wurde ein erhabenes Relief am Kreuz der Krone untersucht, woraufhin festgestellt wurde, dass der Hohlraum darin leer ist. Bei einer erneuten Untersuchung der Krone im Herbst 2022 konnte festgestellt werden, dass sich im unteren Teil des Kreuzes eine weitere Vertiefung befindet. „Die gewählte Röntgenmethode erlaubt keine direkte Bestätigung organischen Materials, also des Dorns im Inneren“, teilte Petr Kroupa, Leiter der Abteilung Denkmalpflege der Prager Burg mit. Laut ihm gebe es jedoch keinen Hinweis darauf, dass der Fußbereich des Kreuzes nach der Herstellung der Krone manipuliert wurde. „Deshalb bezweifeln wir nicht das Vorhandensein eines Dorns in dem Kästchen, in dem sie bei der Herstellung der Krone platziert wurde, wie aus der lateinischen Inschrift hervorgeht“, fügte er hinzu. Die Forschung soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.
Das königliche Zepter und der Reichsapfel stammen aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurden von Ferdinand I. in Auftrag gegeben. Anfangs war das ursprüngliche Aussehen aufgrund des Fehlens von Edelsteinen sehr schlicht. Aus Prestigegründen wurden daher im Laufe der Zeit das königliche Zepter und der Reichsapfel mit natürlichen Perlen und anderen Edelsteinen verziert, um mit der Krone zu harmonieren.
Der königliche Mantel gehört zu den luxuriösesten Accessoires der böhmischen Könige. Er ist rundherum mit weißem Hermelinpelz besetzt. Der letzte König, der den Königsmantel trug, war Ferdinand V. im Jahr 1836.
Der Schädel des Heiligen Wenzels ist genauso wie die Krone ein historisches Relikt. Den Schädel des Heiligen, der ebenfalls im Domschatz lag, ließ Karl IV. seinerzeit mit Gold überziehen.
Die Tradition der sieben Schlüssel
Nur sieben Personen haben das Recht, Reliquien aus dem Kronjuwelenzimmer in der St. Wenzelskapelle im Veitsdom zu entfernen und zeitweise woanders hin zu übertragen. Dies kann nur mit der Zustimmung der sieben Schlüsselinhaber geschehen. Das sind der Präsident und der Premierminister, die Präsidenten beider Häuser des Parlaments, der Erzbischof von Prag, der Propst des St. Veitskapitels und der Prager Bürgermeister.
Mehr Informationen zur Ausstellung der Böhmischen Kronjuwelen gibt es auf der Website der Prager Burg.