Der Februar startet kulturell vielfältig: Alois Nebel feiert Bühnenpremiere, die Landesversammlung der deutschen Vereine tauft ein deutsch-tschechisches Märchenbuch, eine Ausstellung im Österreichischen Kulturforum widmet sich dem „Vergessen“ und das Goethe-Institut Prag fragt sich, ob man Roboter lieben kann.
Bühnenpremiere von Alois Nebel in Reichenberg
Aus der Graphic Novel, auf die Leinwand, ins Theater. In Reichenberg (Liberec) feiert das Theaterstück „Alois Nebel“ seine Bühnenpremiere. Das kleine Theater (Malé divadlo) des F.X. Šalda Theaters (Divadlo F.X. Šaldy) zeigt am 4. Februar erstmals die Bühnenadaption des Regisseurs Adam Skala. Mit dabei – Jaroslav Rudiš, der Mitschöpfer des kultigen Eisenbahners.
Der Eigenbrötler Alois Nebel lebt, waltet und sammelt alte Fahrpläne in Weißbach (Bílý Potok). Ein abgelegenes Dorf nahe der tschechoslowakisch-polnischen Grenze mit einem kleinen Bahnhof. Wenn sich dort der Nebel über die Gleise legt, sieht der Fahrdienstleiter Züge kommen. Und mit ihnen Gestalten, die an die dunklen Seiten der mitteleuropäischen Vergangenheit erinnern: den Zweiten Weltkrieg, die Vertreibung der Deutschen und die sowjetische Besatzung. Albträume, die er mit Hilfe des „Stummen“ zu überwinden versucht.
In die Titelrolle des Stücks schlüpft Václav Helšus. Die musikalische Untermalung von Jabuk König, auch bekannt unter dem Künstlernamen Kittchen, sorgt für die Atmosphäre aus Nebel, Bergen und Eisenbahnen.
Die Premiere ist bereits ausverkauft. Tickets für spätere Vorstellungen können vorab online reserviert werden und kosten 290 Kronen (ca. 12 Euro).
Tickets und weitere Informationen finden Sie hier.
Bühnenpremiere von Alois Nebel in Reichenberg mit Václav Helšus in der Titelrolle. FOTO: Malé divadlo
Frauenpower, Venusleute und Feuermännchen – Einladung zur Buchtaufe
Am 9. Februar von 16 bis 17 Uhr findet im Haus der nationalen Minderheiten (Dům národnostních menšin) in Prag (Vocelova 602/3 CZ-120 00 Praha 2) die Buchtaufe des Märchenbands „In der Welt von Rübezahl und den Wassermännern. Märchen und Sagen der Deutschen aus Böhmen, Mähren und Schlesien“ statt.
Die Journalistin und Autorin Lucie Römer sammelte für das zweisprachige Buch den Märchen- und Sagenschatz der deutschen Minderheit in Tschechien aus den letzten 70 Jahren. Neben Prinzessinnen, Drachen und Zwergen, kommen auch Venusleute, Feuermännchen und der Rübezahl persönlich zum Vorschein. Und auch die Frauen stellen sich mutig gegen das Böse. Die Geschichten begleiten zahlreiche farbige Illustrationen aus der Hand von Jakub Šolín. So richtet sich der Band vor allem an Kinder im Kindergarten- oder Grundschulalter.
Als Patinnen des Buches stehen Dr. Zuzana Svobodová, die Direktorin des Thomas-Mann-Gymnasiums, und Sonja Griegoschewski, die Leiterin des Goethe-Instituts in Prag, unterstützend zur Seite. Das Programm umfasst neben der Taufe auch eine Podiumsdiskussion mit den Autoren Lucie Römer und Jakub Šolín, sowie Martin H. Dzingel für die Landesversammlung der deutschen Vereine, als Herausgeber des Buches.
Im Anschluss wird es einen kleinen Umtrunk geben.
Ausstellung „Vergessen“ im Österreichischen Kulturforum Prag
„Vergessen“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Österreichischen Kulturforum Prag (Jungmannovo nám. 18, CZ – 110 00 Praha 1). Wie nah Vergessen und Erinnern beieinander liegen können, zeigen die Arbeiten von vier Künstlerinnen aus Tschechien, Österreich und Deutschland.
Jana Kasalová aus Prag begibt sich in ihrem Werk an die tschechische Grenze, in verlassene Siedlungen der deutschsprachigen Bevölkerung. Mit einer Landkarte thematisiert sie den sprachlichen Wechsel von Ortsbezeichnungen und deren Bedeutung für die Identität und die Erinnerung an diese Gebiete.
Die Ausstellung „Vergessen“ zeigt unter anderem das Werk von Sybille Loew. FOTO: ÖKF/Helmut Wimmer
Um das Erinnern geht es auch im Zeichenprojekt der Künstlerin Kateřina Šedá aus Brünn (Brno). Sie hat sich mit ihrer Großmutter Jana an das Warenlager des Haushaltswarengeschäfts in Brünn zurückerinnert, in dem sie über 30 Jahre tätig war. Entstanden ist dabei eine Rekonstruktion auf Papier.
Die Wiener Künstlerin Lena Knilli widmet sich in ihren Collagen dem Vergessen im Zusammenwirken mit Demenz. Sie verbindet Scans eines erkrankten Gehirns mit dem Bild einer Fadenspule.
Vergessen wurden auch die Personen, an die Sybille Loew aus München erinnert. Ihre Namen, Sterbedaten und das Alter hat sie auf Schilder mit rotem Faden gestickt. Es sind Menschen, die allein und ohne Hinterbliebene verstorben sind.
Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Februar von Montag bis Freitag, jeweils von 10 bis 17 Uhr, geöffnet.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Podiumsdiskussion mit Filmvorführung „Ich bin dein Mensch“
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zu Gleichberechtigung und Feminismus „FEM2:2 Das Jahr de I´égalité“ veranstaltet das Goethe-Institut Prag am 11. Februar um 18 Uhr eine Podiumsdiskussion mit anschließender Filmvorführung im Kino Edison Filmhub (Jeruzalémská 1321/2 110 00 Prag 1).
Die Kunsthistorikerin Zuzana Štefková, die Filmtheoretikerin Klára Feikusová und die Moderatorin Andrea Průchová Hrůzová diskutieren zum Thema „Das Bild vs. die Frau auf der Leinwand“ auf Tschechisch mit englischer Simultanübersetzung.
Anschließend läuft der deutschsprachige Spielfilm „Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader. Der Film ist die deutsche Hoffnung auf eine Oscar-Nominierung und handelt von der Wissenschaftlerin Alma und ihrer Beziehung zu einem Roboter mit künstlicher Intelligenz. Alma (Maren Eggert) benötigt Geld für ihre Forschung und nimmt deshalb an einem Experiment teil: Sie lebt drei Wochen mit dem Roboter Tom (Dan Stevens) zusammen, der sich ideal an sie anpassen und so ihr perfekter Lebenspartner werden soll. Bleibt die Frage, was macht einen Menschen zu einem Menschen?
Der Film läuft in der Originalsprache mit tschechischen und englischen Untertiteln.
Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen und die Ticketreservierung finden Sie hier.