In einem bemerkenswerten Schritt kündigte die tschechische Regierung an, ab 1. April 2025 landesweit den Linksverkehr einzuführen. Den Rechtsverkehr hatten 1939 die nationalsozialistischen Besatzer eingeführt. Von diesem dunklen Erbe möchte sich Tschechien nun trennen.
Prag – Völlig überraschend verkündete die tschechische Regierung am Montagmorgen die wohl größte Verkehrsreform seit dem Bestehen der Tschechischen Republik und stellt ab 1. April 2025 von Rechts- auf Linksverkehr um. „Wir sehen in der Einführung des Linksverkehrs eine Chance, uns bewusst von dem Erbe der nationalsozialistischen Besatzung zu distanzieren“, erklärte der tschechische Verkehrsminister Martin Kupka. Der Rechtsverkehr war während der nationalsozialistischen Besetzung zum 17. März 1939 eingeführt worden.
Schritte zur Umsetzung
Die Umstellung erfordert umfassende Vorbereitungen: von Informationskampagnen bis hin zur Anpassung der Straßeninfrastruktur. „Es wird Testphasen geben, und wir arbeiten eng mit Fachleuten zusammen, um einen reibungslosen Übergang zu sichern“, so der Verkehrsminister. Die Bevölkerung wird durch Aufklärungsprogramme auf diesen bedeutenden Wandel vorbereitet. Zudem wird es für alle Auto- und Kraftfahrer verpflichtend sein, an einer dreitägigen Schulung in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) teilzunehmen. Die Schulungstermine sollen den Fahrzeughaltern in Kürze postalisch zugesandt werden. Tschechiens Präsident Petr Pavel – leidenschaftlicher Motorradfahrer – hat sich laut Pressemeldungen bereiterklärt, die Leitung der Schulungen für Fahrer von Zweikrafträdern zu übernehmen. „Als Staatsoberhaupt ist es meine Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Bürger dieses Landes bei diesem historischen Schritt beiseitezustehen“, ließ Präsident Pavel über seine Pressesprecherin verkünden.
Gemischte Gefühle der Bevölkerung
Die Umstellung auf Linksverkehr bedeutet weitreichende Änderungen in der Straßeninfrastruktur. Dazu gehören die Neuausrichtung von Verkehrsschildern, Ampelanlagen und Straßenmarkierungen sowie die Anpassung von Kreisverkehren und Einbahnstraßen. Auch Parkplätze und Zufahrten zu öffentlichen Einrichtungen müssen überdacht und gegebenenfalls umgestaltet werden. Schätzungen zufolge belaufen sich die Kosten für diese umfangreichen Anpassungen auf rund 123 Milliarden Tschechische Kronen (ca. 4,8 Milliarden Euro). Die Europäische Union will Tschechien bei der Einführung des Linksverkehrs unterstützen und wird 99 Prozent der Kosten übernehmen, die dann gleichmäßig auf die restlichen Mitgliedsstaaten aufgeteilt werden, so Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Die Ankündigung hat in der Bevölkerung für lebhafte Diskussionen gesorgt. Einige begrüßen die Entscheidung als mutigen Schritt, während andere Zweifel an der praktischen Umsetzung äußern. „Es ist eine große Veränderung, aber die symbolische Geste, sich von der Vergangenheit zu lösen, ist wichtig“, meint der Prager Historiker Pavel Svoboda. Bei anderen herrscht Skepsis: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Es klingt wie ein enormer Aufwand für eine fragwürdige Verbesserung“, äußert sich die Pragerin Jana Dvořáková in einer Sondersendung des Tschechischen Fernsehens.
Einigkeit herrscht zur Abwechslung in der Politik. Die Einführung des Linksverkehrs stößt auf eine überparteiliche Zustimmung. Ex-Premierminister und Vorsitzender der oppositionellen ANO-Partei, Andrej Babiš, gratulierte der tschechischen Regierung zu der historischen Entscheidung. „Leute, es ist einfach genial. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?“, fragt sich Babiš in einem Video auf seiner Facebook-Seite.
Unterstützung aus Deutschland
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock äußerte sich positiv zu der Entscheidung der tschechischen Regierung und unterstrich deren Bedeutung für den Klimawandel: „Ich begrüße den Schritt der tschechischen Regierung, auf Linksverkehr umzustellen. Diese mutige Maßnahme ist ein Zeichen für Fortschritt und Innovation. Sie spiegelt nicht nur den Wunsch wider, sich von historischen Belastungen zu lösen, sondern unterstreicht auch das Engagement für den Klimaschutz. Die Umstellung kann zur Reduzierung von Verkehrsstaus beitragen, was wiederum die Emissionen senkt und die Luftqualität verbessert. Es ist ein Beispiel dafür, wie durchdachte Verkehrsplanung einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.“
Herausforderungen für die Automobilindustrie
Die Automobilbranche steht vor der Herausforderung, sich an den Linksverkehr anzupassen. Fahrzeuge müssen umgerüstet oder neu konzipiert werden. „Wir sehen dies als Gelegenheit, innovative Fahrzeugmodelle zu entwickeln“, erklärt Petr Novotný, CEO von Škoda Transportation. Der Volkswagen-Konzern reagierte bereits auf den Schritt der tschechischen Regierung und teilte heute Morgen mit, dass die Produktion an den tschechischen Standorten ab sofort umgestellt werde und nur noch Rechtslenker hergestellt werden, also Fahrzeuge, bei denen sich das Lenkrad auf der rechten Seite befindet. Die Umrüstung von Linkslenkern soll laut dem tschechischen Verkehrsminister ebenfalls ab sofort kostenlos in allen KFZ-Werkstätten des Landes möglich sein.
Kommt Charles III. jetzt nach Prag?
Mit der Umstellung auf Linksverkehr erhofft sich die tschechische Regierung neben der Loslösung vom nationalsozialistischen Erbe außerdem eine Verbesserung der Beziehungen zum Vereinigten Königreich. „Auch ich möchte einmal einen echten Monarchen auf der Prager Burg empfangen“, sagte Präsident Pavel und erinnerte an den Besuch von Königin Elisabeth II., die im März 1996 vom damaligen Präsidenten Václav Havel empfangen wurde. Für Schlagzeilen hatte damals gesorgt, dass sich die Fahrer der Königin im Prager Stadtverkehr verirrten, vermutlich aufgrund des Rechtsverkehrs. In den folgenden Jahren hatten sich Václav Klaus und Miloš Zeman während ihrer Präsidentschaft vergeblich um einen Besuch der britischen Königsfamilie, insbesondere von Königin Elisabeth, bemüht. Die Hoffnungen liegen nun ganz auf König Charles. „Wir hoffen, dass König Charles mit der Einführung des Linksverkehrs zu einem Besuch der Tschechischen Republik ermutigt wird“, teilte Tschechiens Premierminister Petr Fiala auf der sozialen Plattform X mit.
Die Redaktion des LandesECHO wünscht allen Leserinnen und Lesern einen schönen 1. April! Dieser Beitrag war natürlich frei erfunden!