Bedřich Smetana gehört zu den international bekanntesten tschechischen Komponisten, dessen Werke bis heute auf der ganzen Welt aufgeführt werden. Unsere Landesbloggerin Magdalena hat sich in Prag auf die Spuren des Begründers der tschechischen Klassik begeben.
Bedřich Smetana, geboren am 2. März 1824 in Leitomischl (Litomyšl), war ein tschechischer Komponist der Romantik. Sein bekanntestes Werk, eines meiner persönlichen Lieblingsstücke, ist „Die Moldau“ („Vltava“) aus dem sinfonischen Zyklus „Mein Vaterland“ („Má vlast“). Als Kind habe ich dieses eingängige Werk zum ersten Mal gehört. Mit ihm begann auch meine Liebe zur klassischen Musik.
Smetana-Saal im Prager Gemeindehaus
Man muss nicht lange suchen, um den Vater der tschechischen Klassik in Prag zu finden. Am Ende der Altstadt, im prachtvollen Gemeindehaus (Obecní dům) am Platz der Republik (Náměstí Republiky) beheimatet der Smetana-Saal das Prager Symphonieorchester (FOK). Der imposante Konzertsaal ist der zentrale Raum des Gemeindehauses. Das Innere ist mit Werken führender tschechischer Künstler aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts geschmückt. Die dominante, historische Orgel ziert ein Bronzerelief von Bedrich Smetana.
Ausblick auf den Smetana-Saal im Gemeindehaus in Prag. Foto: Magdalena Moser
Denkmal an der Moldau
Am Ende des Novotný-Stegs, vor dem Bedřich-Smetana-Museum, das ich im Anschluss besucht hatte, entdeckte ich ein weiteres Denkmal: Am 4. Juni 1984 anlässlich der Feiern zum 100. Todestag dieses berühmten Komponisten wurde dieses Denkmal enthüllt. Die Bronzeplastik ist 2,35 Meter hoch und wiegt etwa eine Tonne. Der Komponist sitzt beinahe unbemerkt zwischen den Tischen des Kaffeehauses am Museum.
Die Statue zu Ehren Smetanas vor dem Musem. Foto: Elena Hormann
Ein Museum zu Ehren des Komponisten
An einem der schönsten Plätze in Prag, neben der Moldau mit Aussicht auf die Prager Burg, steht das Gebäude des ehemaligen Altstädter Wasserwerks. Dort befindet sich das Museum von Bedřich Smetana, ein Teil des Nationalmuseums. Es ist symbolisch, dass seinem Andenken ein Ort in unmittelbarer Nähe der Moldau gewidmet ist.
Gegründet wurde das Museum 1926 von dem „Verein für die Errichtung des Smetana-Denkmals“ (ab 1931 Bedřich-Smetana-Gesellschaft). Im Inneren befindet sich eine beachtliche Dauerausstellung über Smetana – eine zum Sehen und zum Hören. In mehreren Etappen verteilt durchläuft sie Smetanas Leben, seine Jugend, seine Studienzeit, seine Jahre in Schweden, seine Zeit in Prag. Überall im Raum stehen gedrechselte Notenpulte aus Holz, darauf liegen Noten. Wenn man mit einem Lasertaktstock auf die kleinen quadratischen Ständer neben den Notenpulten zeigt, erklingt die entsprechende Musik.
In einem Raum der Ausstellung stehen überall Notenpulte verteilt. Foto: Magdalena Moser
Darüber hinaus umfasst die Ausstellung das originale Klavier Smetanas, Kopien von Smetanas Korrespondenz, die Kopien der ursprünglichen Noteneinträge seiner Werke sowie eine Menge zeitgenössischer Bilddokumentationen. So wandelt man also auf seinen Spuren durch Räume, in denen er natürlich nie gelebt hat.
Smetanas originales Klavier. Foto: Magdalena Moser
Smetanas letzte Ruhestätte
Smetana litt unter starkem Tinnitus und verlor mit Anfang 50 vollständig sein Gehör, ohne dass sich der Tinnitus besserte. Tag und Nacht hörte er das „schrille Pfeifen eines As-Dur-Sextakkords in den höchsten Registern der Piccoloflöte“. Dies behinderte ihn sehr stark beim Komponieren. Sehr beeindruckend fand ich Folgendes: Trotz seiner Krankheit komponierte er wunderschöne romantische Musik, in der sich zudem keine Spuren von Trauer und Leid erkennen lassen.
Kurz vor seinem Tod wurde der psychisch und physisch stark angeschlagene Smetana noch in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Dort verstarb er schließlich am 12. Mai 1884. Beigesetzt wurde er in Prag auf dem Vyšehrader Friedhof in Grab 5-40. Noch heute kommen Menschen an seinem Grab vorbei und legen Blumen und Kerzen nieder.
Smetanas Grab mit Kerzen und Blumen auf dem Vyšehrader Friedhof. Foto: Magdalena Moser
Musikalische Heimatliebe
Mit dem sechsteiligen sinfonischen Zyklus „Mein Vaterland“ gab Smetana dem keimenden Nationalgefühl der Tschechen im 19. Jahrhundert einen musikalischen Ausdruck. Er setzte Naturbilder seiner Heimat in Töne um, beschrieb die Prager Burg Vyšehrad, die Amazonenkönigin Šárka oder den Fluss Moldau. „Die Moldau“ ist eine der bekanntesten sinfonischen Dichtungen aus „Mein Vaterland“. Kein anderes Werk Smetanas ist enger mit seiner Biografie verbunden, keines politisch aufgeladener, keines wird weltweit öfter gespielt. Seit 1946 wird dieses Stück jährlich zur Eröffnung des Musikfestivals „Prager Frühling“ gespielt.
Die Komposition schrieb der zu diesem Zeitpunkt bereits ertaubte Smetana innerhalb von drei Wochen im Winter 1874. Das Werk ist Programmmusik, eine einprägsame Tonmalerei, die bei mir leicht zu einem Ohrwurm führt.
Ausblick auf die Moldau von der Karlsbrücke. Foto: Magdalena Moser
Smetana ist der Komponist, der die Hingabe der Tschechen zu ihrem Heimatland in Werken wie „Mein Vaterland“ einfängt. „Meinen Verdiensten nach bin ich ein tschechischer Komponist und der Erfinder eines typisch tschechischen symphonischen und dramatischen Musikstils.“ Die Tschechen glaubten schon zu seinen Lebzeiten diesen Worten Smetanas. Bis heute gilt sein Schaffen als Aushängeschild der tschechischen Kultur.
Servus und ahoj an alle Leserinnen und Leser des LandesEcho,
mein Name ist Magdalena Moser. Ich komme aus Niederbayern und studiere Governance and Public Policy an der Universität Passau. Im Rahmen meines Studiums mache ich für drei Monate ein Praktikum in der Redaktion von LandesEcho in Prag – in der Hauptstadt bin ich nun zum ersten Mal und werde deshalb in meiner Zeit hier ausgiebig alle Ecken von Prag erkunden.
Ich freue mich schon sehr darauf, in die für mich unbekannte Welt des Journalismus reinschnuppern und meine Erlebnisse im LandesBlog verarbeiten zu dürfen. Darüber hinaus ist mein Praktikum beim LandesEcho eine echte Gelegenheit, die Gesellschaft und Kultur Tschechiens kennenzulernen und mich auf die Spuren der deutschen Minderheit zu begeben. Dabei hoffe ich, zusätzlich meine dürftigen Tschechischkenntnisse aufbessern zu können. Ich bin schon sehr auf die vielen neuen Eindrücke gespannt, die mich in den nächsten Monaten hier erwarten.