Die Spitze des Petřín-Aussichtsturms (Petřínská rozhledna) ist schon aus weiter Ferne zu erkennen und ragt aus dem mittlerweile herbstlich bewaldeten Panorama des Laurenzibergs hervor. Unsere Landesbloggerin Elena hat sich auf die Spitze begeben, um den Trubel der Stadt einmal von oben zu verfolgen und sich einen Überblick über ganz Prag zu verschaffen.

Inmitten von Wald- und Grünfläche steht der 63,5 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Petřín-Hügel. Er wurde anlässlich der industriellen Landesjubiläumsausstellung im Jahr 1891 als verkleinerter Nachbau des Pariser Eiffelturms von den Ingenieuren Františka Prášila und Julia Součka in Auftrag gegeben und im Maßstab 1:5 erbaut. Anders als der viereckige Eiffelturm ist der Petřín-Aussichtsturm allerdings in Form eines Achtecks konstruiert. Die Spitze des Turms befindet sich dank des 324 Meter hohen gleichnamigen Hügels, auf dem er errichtet ist, gleichauf über dem Meeresspiegel mit seiner Vorlage in Paris.

Mit dem Aufzug hoch hinaus

Der Aussichtsturm auf dem Petřín-Hügel war die erste Sehenswürdigkeit, die mir in den ersten Tagen in Prag auf der Kleinseite ins Auge fiel. Ich amüsierte mich noch über den Zufall, dass die Spitze des Turms an den Eiffelturm in Paris erinnert. Dass dies keineswegs ein Zufall ist, erfuhr ich erst im Nachhinein. 

Meinen Ausflug zum Petřín-Hügel unternahm ich am Morgen, um dem zu erwartenden touristischen Ansturm zu entgehen. Da die ebenfalls 1891 eröffnete Seilbahn als direktester Weg auf den Hügel momentan aufgrund von Wartungsarbeiten außer Betrieb ist, machte ich mich zu Fuß von Seiten der Prager Burg auf den Weg und genoss einen idyllischen Morgenspaziergang durch die noch menschenleeren Parks und Gärten auf dem Weg zur Hügelspitze. Mein Weg führte mich ebenfalls an einer langen Mauer entlang, die sich als die Hungermauer – eine von Karl IV im 14. Jahrhundert zum Schutz vor möglichen Angriffen errichtete Befestigungsanlage – herausstellte.

Oben angekommen, entschied ich mich dann doch für die kurze Fahrt mit dem Lift zur 51 Meter vom Boden entfernten Aussichtsplattform, statt die 299 Stufen in luftige Höhe zu erklimmen. Dort erwartete mich aber zunächst eine nicht ganz so spektakuläre Aussicht.

Ein Teil des bewaldeten Petřín-Hügels und die Stadt versteckt hinter Nebelschleiern. Foto: Elena Hormann

Ein Teil des bewaldeten Petřín-Hügels und die Stadt versteckt hinter Nebelschleiern. Foto: Elena Hormann

Durch die verglasten Fensterfronten rund um den Aussichtsturm war um kurz nach 10.00 Uhr morgens aufgrund starken Nebels und gleichzeitigen Sonnenscheins noch nicht allzu viel zu erkennen. Etwa eine halbe Stunde verbrachte ich auf der Plattform und konnte in dieser Zeit beobachten, wie sich der Nebel langsam lichtete und die Stadt dahinter zum Vorschein kam. Einen besonders spektakulären Anblick bot schließlich die Kleinseite mit ihren eindrucksvollen Bauten und die Moldau im Hintergrund. Aber auch der gesamte Petřín-Hügel und die dem Fluss abgewandte Seite der Stadt bis zur Berggrenze ließen sich von hier oben weitläufig überblicken. Das Warten hat sich letztendlich noch sehr gelohnt, wie ich finde.

Der lohnende Ausblick auf die Prager Kleinseite samt Prager Burg, Veitsdom und St. -Nikolaus Kirche am linken Moldau-Ufer. Foto: Elena Hormann

Der lohnende Ausblick auf die Prager Kleinseite samt Prager Burg, Veitsdom und St. -Nikolaus Kirche am linken Moldau-Ufer. Foto: Elena Hormann

Weiteres Sehenswertes auf dem Petřín-Hügel

Wenn man schon einmal den Aufstieg auf den höchsten Hügel Prags gewagt hat, lohnt es sich zudem, einige weitere der dort ansässigen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Direkt neben dem Aussichtsturm liegen beispielsweise die Kalvarienberg-Kapelle mit eindrucksvollem Sgraffito-Dekor sowie die barocke St. Laurentius-Kirche (Kostel sv. Vavřince na Petříně) aus dem 10. Jahrhundert, welcher der Hügel seinen ursprünglichen deutschen Namen – Laurenziberg – zu verdanken hat. Erst im 17. Jahrhundert entstand der Name Petřín, vermutlich als Ableitung des lateinischen Wortes „petrus“ für Fels. Angeblich fiel die Wahl auf diesen Namen, da der Hügel zu dieser Zeit als Steinbruch genutzt wurde. Belegt ist diese Theorie aber bis heute nicht. 

Ebenfalls auf Höhe des Aussichtsturms und der Kirche befindet sich das Spiegellabyrinth (Zrcadlové bludiště), ein Irrgarten, welcher zeitgleich mit dem Aussichtsturm und der Seilbahn anlässlich der Industrieausstellung im Jahr 1891 entstand. Und inmitten des rund 50 Meter entfernten Rosengartens liegt außerdem die Sternwarte (Štefánikova hvězdárna), die im Jahr 1929 errichtet wurde. Neben diesen Sehenswürdigkeiten wartet der Hügel noch mit zahlreichen weiteren Gärten, Denkmälern und Kirchen auf.

Heute wird der Petřín-Hügel jedoch hauptsächlich als beliebtes Naherholungsziel bezeichnet, um dem Lärm der Stadt zu entfliehen und sich an der weitläufigen Natur zu erfreuen. Auf alle Fälle schlummert hier ein echtes Stück böhmischer Geschichte, die sich bei einem Ausflug rund um den Berg erkunden lässt.

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Dobrý den an alle Leserinnen und Leser,

mein Name ist Elena Hormann und ich darf die Redaktion des LandesEcho von Anfang Oktober bis zum Jahresende unterstützen. Als Bachelorabsolventin der Germanistik schlägt mein Herz besonders für Literatur und Wörter im Allgemeinen. Darüber hinaus beschäftige ich mich gerne mit Kunst und Fotografie. Ich sehe meine Zeit beim LandesEcho als einmalige Gelegenheit, um vertiefende Einblicke in den Journalismus zu erhalten und praktische Erfahrungen zu sammeln. Darüber hinaus bin ich gespannt darauf, die Stadt in den nächsten Monaten auch fernab des Tourismus zu erkunden und mehr über die deutsch-tschechischen Verbindungen und die Kultur des Landes zu erfahren. Die Erlebnisse meines ersten Aufenthalts in der tschechischen Metropole werde ich unter anderem im „LandesBlog“ verarbeiten. Ich freue mich auf alle Herausforderungen und unerzählten Geschichten, die die Stadt für mich bereithält. 

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