Unsere Landesbloggerin Johanna ist nun schon seit fast zwei Monaten in Prag. Die Zeit ohne festes Einkommen hat in ihrem Bankkonto einige Löcher hinterlassen. In diesem Landesblog gibt es deswegen einige Tipps, wie man die Stadt auch ohne großes Budget erkunden kann.

Zwei Monate lebe ich schon ohne großes Einkommen in Prag, die vorher erarbeiteten Geldreserven sind fast aufgebraucht und die staatliche finanzielle Unterstützung für mein Praktikum hält sich auch eher in Grenzen. Übertriebene Mietpreise – jedenfalls, wenn man nur für drei Monate da ist – und die hohe Inflation streuen zusätzlich Salz in die Wunde. So habe ich mir meine Zeit in Prag, von dem viele denken, dass es ja so günstig wäre, nicht vorgestellt. Wie meine Mutter nach dem ersten Tag ihres Besuches hier gesagt hat: „Die Zeiten von 30-Pfennig-Bier sind wohl vorbei.“ Wenn ich neben der Arbeit mal Zeit habe für ein bisschen Kultur oder Spaß, mache ich deswegen am liebsten Dinge, die kostenlos oder budgetfreundlich sind. Es ist nämlich auch möglich, die Stadt für den schmalen Taler zu erkunden und trotzdem viel zu sehen.

Am meisten sieht man von der Stadt meiner Meinung nach aus der Straßenbahn. Besonders empfiehlt sich dabei die Linie 22. Man fährt einmal quer durch die Stadt und sieht dabei unter anderem das Kloster Břevnov, die Prager Burg, die Kleinseite, das Nationaltheater, den Karlsplatz und den Friedensplatz. Das städtische Verkehrsunternehmen DPP bietet zwar auch Fahrten mit einer historischen Tram an, die an allen Sehenswürdigkeiten vorbeifährt, da kostet ein Tagesticket allerdings 300 Kronen (etwa 12,60 Euro). Ein 24-Stunden-Ticket im „normalen“ öffentlichen Nahverkehr kostet nur 120 Kronen (etwa 5 Euro) und man hat eine größere Auswahl an Linien, mit denen man fahren kann.

Kostenlose Ausstellungen

Zurzeit laufen einige Ausstellungen, die frei zugänglich sind. Eine von ihnen ist „Menschen und Geld in Prag“ in der Tschechischen Nationalbank. In der Ausstellung im ehemaligen Tresorraum wird die Entwicklung des Währungs- und Finanzwesens gezeigt. Außerdem ist dort eine Goldmünze im Wert von 100.000.000 Tschechischen Kronen (etwa 4,2 Millionen Euro) zu sehen.

Für die Konzerte im Rudolfinum muss man zwar Eintritt bezahlen, allerdings kann eine Ausstellung zur Geschichte der Konzerthalle in der eindrucksvollen Eingangshalle kostenlos besichtigt werden. In der Jiří-Bělohlávek-Lounge kann man den Alltag für kurze Zeit hinter sich lassen und Aufnahmen der Tschechischen Philharmoniker zuhören. Auch in der Galerie des Konzerthauses nebenan werden regelmäßig kostenlose Ausstellungen gezeigt, noch bis 11. Juni ist „Shifted Realities“ zu sehen.

Im Luftfahrtmuseum sind 275 Flugzeuge ausgestellt. Foto: Vojenský historický ústav

Geschichte der Luftfahrt

Sehenswert und zudem kostenlos ist das Luftfahrtmuseum am Militärflugplatz Prag-Kbely etwa elf Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Neben 275 Flugzeugen sind dort auch Triebwerke, Waffen, Uniformen und Fahnen als Erinnerung an die Geschichte der tschechoslowakischen und tschechischen Luftfahrt ausgestellt.

Ebenfalls etwas weiter außerhalb gelegen, in Prag 9, findet jedes Wochenende der große Flohmarkt „Bleší Trhy an der Straße „U Elektry“  statt. Der Eintritt kostet 30 Kronen (etwa 1,20 Euro) und auf 50.000 Quadratmetern kann man dort die Kisten der zahlreichen Aussteller durchwühlen. Wer früh genug da ist, findet mit Sicherheit den einen oder anderen Schatz für kleines Geld.

Prager Gärten entdecken

In den warmen Monaten ist es zudem möglich, einige der schönsten Gärten Prags zu besichtigen. Bis Ende Oktober ist der Garten des Czernin-Palastes, in dem sich das Außenministerium befindet, jedes Wochenende von 10 bis 17 Uhr zugänglich. Er erstreckt sich über eine Fläche von 17.000 Quadratmetern. Auch der Garten des Waldstein-Palastes ist kostenlos zugänglich. Zwischen den geometrisch angelegten Hecken und Beeten stolzieren Pfauen umher und im Sommer finden kostenlose Konzerte statt.

Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Prag gehört das „Goldene Gässchen“, das Teil der Prager Burg ist. In den malerischen mittelalterlichen Gebäuden befinden sich heute Souvenir- und Handwerksläden, teilweise sind sie aber auch im zeitlich akkuraten Stil eingerichtet. Auch der Schriftsteller Franz Kafka hat hier von 1916 bis 1917 gelebt und gearbeitet. Nach 18 Uhr ist der Besuch des „Goldenen Gässchens“ kostenlos, dann sind allerdings auch die Gebäude und kleinen Geschäfte geschlossen.

Verpflegung zum kleinen Preis

Nach einem langen Tag des Erkundens und Spazierens darf natürlich ein ausgiebiges Essen nicht fehlen. In Prag kann es schnell mal teuer werden, wenn man nicht weiß, wo es sich lohnt. Besonders beliebt auch bei den Einheimischen und noch dazu absolute Schnäppchen sind die Kantinen, bei denen man sich in Selbstbedienung Essen nimmt und nach Gewicht oder Portionsgröße bezahlt. Von ihnen gibt es in Prag einige, so zum Beispiel die „Havelská Koruna“ nahe des Altstädter Rings oder das Restaurant „Apetit“ im Stadtteil Vinohrady.

Ein Bier mitten in der Altstadt zu „echten tschechischen Preisen“ gibt es im Týnská literární kavárna“, das etwas versteckt in einer Gasse hinter der Teynkirche liegt. Ein halber Liter „Bernard“ kostet hier je nach Stammwürze zwischen 45 und 55 Kronen (etwa 1,90 bzw. 2,30 Euro). Vergleichsweise günstige und ausgefallene Cocktails in entspannter Atmosphäre gibt es bei „Bendy’s Bar“ in der Neustadt. Die Cocktailpreise liegen zwischen 119 und 159 Kronen (etwa 5 bis 6,70 Euro). Meine persönliche Empfehlung, den „Green-Teani“ mit Gin, grünem Tee und Holunderblütensirup, gibt es für 149 Kronen (etwa 6,30 Euro).


Moin und Ahoj, liebe Leserinnen und Leser! Ich bin Johanna, die neue Praktikantin beim LandesEcho und freue mich, die nächsten drei Monate die tschechische Kultur und das Leben in der Hauptstadt kennenzulernen.

Aufgewachsen bin ich in einem Dorf im Norden von Deutschland. Ich habe allerdings schnell gemerkt, dass es mich raus in die Welt zieht. Nach dem Abitur habe ich meine Koffer gepackt und mich auf Europa-Reise begeben. Der erste Stopp war Prag und es hat nicht lange gebraucht, bis ich mich in die Stadt verliebt habe. Die lebensfrohen und offenen Menschen genauso wie die beeindruckende Architektur und das große Angebot an Kultur haben es mir angetan. Ich wusste: Hier muss ich noch mal wieder hin!

Jetzt, wo ich beinahe am Ende meines Journalismus-Studiums an der Hochschule Magdeburg-Stendal angekommen bin, habe ich die Möglichkeit ergriffen und mich für ein Praktikum in der Stadt an der Moldau entschieden. Ich bin gespannt darauf, Prag nicht nur aus den Augen einer Touristin zu sehen, sondern herauszufinden, wie die Menschen hier leben und welche interessanten Geschichten sich verstecken.

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