Was 2025 garantiert nicht passiert. Die satirische Jahresvorschau von Luboš Palata.
Die Regierung von Premierminister Petr Fiala wird bei ihrer Januarsitzung einen geheimen Plan zur Angleichung der tschechischen Gehälter an die deutschen umsetzen. Sie beschließt den Beitritt zur Eurozone und legt für den Wechselkurs der tschechischen Krone zum Euro, zu dem das Land in die Währungsunion eintritt, einen Kurs von 1 Euro zu 10 Kronen fest. „Wenn die Deutschen das bei der Wiedervereinigung der Bundesrepublik mit Ostdeutschland konnten, können wir das nach 35 Jahren auch“, erklärt Fiala nach der Kabinettssitzung.
Er fügt hinzu, dass die Tschechische Krone als Währung zum 1. Februar abgeschafft wird. Alle Ersparnisse der Tschechen auf inländischen Bankkonten bis zu 100 000 Euro werden zum festgelegten Kurs von 1:10 umgerechnet. Für Beträge darüber hinaus wird ein Kurs von 1:1000 gelten. Laut der Tschechischen Nationalbank sollen so nicht nur die Kosten der Währungsumstellung gedeckt, sondern auch die Eigentumsungerechtigkeiten, die durch die wilde Privatisierung in den 1990er Jahren entstanden sind, zumindest teilweise ausgeglichen werden.
Nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Tschechen, die wiederum Hypotheken abbezahlen, geht das kürzlich renovierte Nationalmuseum mitsamt dem berühmten Walskelett und dem ausgestopften Beutelwolf in Flammen auf. Schließlich gibt die Regierung dem Druck der Demonstranten nach und auch Hypothekenschulden über 10 000 Euro werden ebenfalls zum Kurs von 1:1000 umgerechnet. Einige Manager von Hypothekenbanken versuchen zwar, sich das Leben zu nehmen, aber die große Mehrheit der Tschechen begrüßt die Maßnahmen der Regierung. Die Herbstwahlen gewinnt Premierminister Petr Fiala an der Spitze der Koalition SPOLU mit über 98 Prozent der Stimmen.
Andrej Babiš verkauft seinen verschuldeten Konzern Agrofert für einen Euro und zieht sich in ein abgelegenes Dorf in Kalabrien zurück, wo er sich für denselben Betrag ein verfallenes Haus mit ein paar Olivenbäumen kauft, die seine Haupteinnahmequelle der nächsten Jahre werden.
Škoda steigt auf Uhrenproduktion um
Die Arbeitslosenquote in Tschechien steigt zwar vorübergehend auf 70 Prozent, da viele tschechische Unternehmen nicht in der Lage sind, westliche Löhne zu zahlen. Doch durch den Verkauf mehrerer Dutzend tschechischer Burgen und Schlösser an chinesische Investoren findet die Regierung Mittel für großzügige Arbeitslosenunterstützungen in Höhe von 3000 Euro monatlich und löst das Problem so für einige Jahre. Bis zum Jahresende sinkt die Arbeitslosenquote auf 50 Prozent, da der Anteil der für den Staat arbeitenden Bevölkerung von 30 auf 45 Prozent steigt.
Unter dem Motto „Tschechien ist wie die Schweiz“ werden tschechische Exporte auf Schweizer Niveau verteuert, was den Export erschwert, auch für den Automobilhersteller Škoda. Dieser steigt jedoch blitzschnell auf die Produktion von Luxus-Armbanduhren um – ein Wandel, der innerhalb weniger Monate vollzogen wird. „Wir haben einfach die Roboter neu programmiert und die Logistik sowie die Lieferketten etwas angepasst“, erklärt der neue Generaldirektor des nun größten Uhrenherstellers der Welt, Thomas Tschech. „Es ist zwar eine größere Fummelei als mit Elektroautos, aber die produziert heutzutage jeder Chinese“, fügt er hinzu.
Ungarn verkauft den Balaton, Polen die Ernte der Weinberge
Mit dem Slogan „In Budapest wie in Prag“ gewinnt die ungarische Opposition vorgezogene Wahlen und setzt den tschechischen Euro-Übergang als Vorbild um. Anstelle von Burgen und Schlössern wird Ungarn jedoch gezwungen, den Balaton an ostdeutsche Investoren zu verkaufen. Diese umzäunen den See und errichten dort ein Wellness-Resort für zwei Millionen ostdeutsche Rentner.
Die polnische Regierung unter Donald Tusk hebt bei der Einführung des Euro ebenfalls ihre eigene Währung auf und legt einen noch günstigeren Kurs von 1:1 zwischen Złoty und Euro fest. Dadurch erreichen die polnischen Gehälter das Niveau der luxemburgischen. Dies löst eine Welle von Arbeitsmigration deutscher Arbeitnehmer nach Polen aus. Rund 50 Millionen Polen aus aller Welt kehren zurück, wodurch Polen bis Ende 2025 Deutschland in der Bevölkerungszahl überholt und zur bevölkerungsreichsten und mächtigsten Nation der EU wird. Polnische Lebensmittel werden zur begehrtesten Ware Europas, und polnischer Rotwein wird bei den reichsten Chinesen ein Hit. Sie kaufen die polnische Traubenernte für die nächsten zehn Jahre auf.
Die Slowakei bleibt außen vor
In der Slowakei bleiben diese revolutionären Änderungen aus, da das Land den Euro bereits vor Jahren eingeführt hat. Zwei Drittel der Slowaken wandern nach Tschechien aus, ein Viertel nach Ungarn, und die Bewohner von Arwa (Orava) und der Tatra stimmen in einem Referendum Ende des Jahres für den Anschluss an Polen. Bratislava, das wieder seinen alten Namen Preßburg annimmt, wird ein neuer Bezirk von Wien.
Die verbleibenden Slowaken werden in der Slowakei zur Minderheit. Die Regierung des entvölkerten Landes übernehmen Vertreter der nunmehr mehrheitlichen Roma. Die Hauptstadt der geschrumpften Slowakei verlegt sich nach Levoča. Ins Jahr 2026 tritt die Slowakei unter dem neuen Namen Mitteleuropäische Roma-Republik Slowakei ein.
Der Autor ist Europa-Redakteur der Tageszeitung Deník.