Ich reise sehr gerne, wie viele junge Leute. Am liebsten sind mir Fernreisen in Länder, wo ich den großen Touristenmassen entkomme und möglichst unverfälscht in eine andere Kultur eintauchen kann. Was für uns exotische Reiseziele sind, haben andere aber schon längst für sich entdeckt.
Urlaub und Reisen sind ein häufiges Gesprächsthema mit meinen Freunden. Gerne träumen wir von Orten, zu denen wir mal reisen möchten. Häufig genannt werden europäische Städte, wie Barcelona, Rom oder Budapest. Zielländer sind gerne Schweden, Thailand oder die USA. Um damit nur einen kleinen Einblick zu geben.
Natürlich unterhalten wir uns auch über gerade anstehenden Reisen. In den letzten Jahren war die erste Reaktion meiner Freunde auf meine Reisepläne meist: „Was willst Du denn da?“ Wahlweise gefolgt von „Was macht man denn da so?“ oder „Ist das nicht ziemlich gefährlich?“. In der Tat waren meine letzten drei großen Fernreisen vielleicht eher ungewöhnlich. Sie führten mich nach Usbekistan, Jordanien und Bhutan. Also gab ich meinen Freunden Auskunft über den Verlauf der Seidenstraße, einstige kulturelle Hochstätten und beeindruckende Landschaften. Meist folgte dann: „Ach, das klingt ja ganz cool.“
Umso erstaunlicher war es für mich, dass westeuropäische Touristen in Usbekistan und Jordanien keine allzu große Besonderheit waren. Ich war bereits auf Sumatra, wo alle lokalen Attraktionen für die Einheimischen verblassten, sobald wir Weißen ankamen. Sofort kamen mit etwas Scheu Leute auf uns zu, um Fotos mit oder von uns zu machen. Neben einem Freund mit Wohlstandsbäuchlein und weißem Rauschebart war ich das beliebteste Fotomotiv. Sogar in Jakarta musste ich für Klassenfotos herhalten. Ich frage mich immer was dann mit solchen Fotos wohl passiert.
Zum Glück war das in Usbekistan anders. Ich war alleine mit meiner Mutter unterwegs und sie wurde nur zwei oder dreimal gefragt, ob man denn ein Foto mit mir machen könnte. In Jordanien wurden ausschließlich meine beiden männlichen Freunde ab und an fotografiert. Dabei und bei anderen Gelegenheiten wurden sie auch gerne gefragt wer von ihnen mein Bruder oder Ehemann sei oder wie viele Kinder wir schon hätten.
In Usbekistan gab es zwar wenig Individualreisende, aber einige kleinere Reisegruppen, meistens Franzosen. Die Frage „Was willst Du denn da?“ hätten mir Franzosen also kaum gestellt. Und nach Fotos gefragt wurde meine Mutter eigentlich auch nur abseits der Städte, wo man normalerweise Touristen vermutlich nur hinter Fenstern im Auto sitzen sieht.
In Jordanien gab es insgesamt recht viele westeuropäische Touristen. Was es für mich umso erstaunlicher gemacht hat, dass meine Mitreisenden fotografiert und nach ihrem Familienstand gefragt wurden. In Tschechien hätte das Reiseziel Jordanien wohl auch weniger Aufmerksamkeit erregt, als in meinem Freundeskreis, denn für die jordanische Stadt Petra wurde in der Metro Werbung gemacht.
Mein letztes Reiseziel Bhutan war aber wirklich eine Kategorie für sich. Die meisten Europäer treibt es in dieser Ecke eher nach Nepal, Bhutan ist gerade erst dabei, sich ein Touristenimage aufzubauen. Bis vor einigen Jahren war der Zugang für Touristen sogar beschränkt, aber inzwischen sind sie eine wichtige Einnahmequelle geworden, die zudem natürlich stark saisonal beschränkt ist.
Wenn unsere sechsköpfige Reisegemeinschaft aus dem Auto stieg, wurden wir durchaus neugierig angeguckt. Ich glaube auch, dass so manch ein Bhutaner gerne ein Foto gemacht hätte, aber dafür sind sie viel zu höflich. Am ehesten kam ich mit Kindern ins Gespräch, die ihr Englisch erproben wollten.
Andere Europäer trafen wir in Bhutan selten, aber dafür haben die Inder dieses Land für sich entdeckt. Man kann in Bhutan sogar mit der indischen Rupie bezahlen. Beide Länder sind enge Handelspartner. Für die Inder hingegen waren wir Weißen manchmal schon eine Attraktion und hielten für das ein oder andere Foto hin.
Was für die einen ein besonderes Reiseziel ist, ist also für andere schon gewöhnlich. Einzigartige Erfahrungen und Erlebnisse kann man dort natürlich trotzdem machen. Möchte man aber wirklich ein Land mit möglichst wenig anderen Touristen bereisen, steht man vor viel Recherchearbeit. Ungewöhnliche Geschichten mit Einheimischen kann man als Ausländer aber auch in Ländern erleben, die eigentlich gut von Touristen besucht sind, wenn man nur abgelegen genug unterwegs ist. Das weckt in mir Erinnerungen an den Ausflug nach Krumau (Český Krumlov)…
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