Mit dem Abstand von etwas mehr als einem Jahr war ich zweimal in Kuttenberg (Kutná Hora). Beide Besuche waren sehr gegensätzlich. Einmal gab es Kälte und Einsamkeit, das andere Mal Hitze und mittelalterlichen Trubel.

 

Kaltes Kuttenberg - Foto: Friederike AschhoffBeim ersten Besuch stand ich komplett durchgefroren vor der Kathedrale der Heiligen Barbara und genoss zusammen mit drei Freunden den Ausblick über Kuttenberg in der klaren Winterluft. Es war Ende Februar 2018 und mit Minus 10 Grad Celsius furchtbar kalt. Aber wenigstens war der Himmel wolkenfrei und es wehte kaum Wind.

An jenem Samstag in Kuttenberg kamen meine Freunde und ich uns sehr einsam vor. Kaum ein Mensch war auf der Straße zu sehen. Gut, das hatte den Vorteil, dass man ungestört Fotos von den Sehenswürdigkeiten und den schönen Gassen machen konnte. Insofern man sich denn dazu durchringen konnte die Hände aus den warmen Jackentaschen zu nehmen. Es waren sogar ziemlich viele Restaurants geschlossen, die Stadt wirkte ein wenig ausgestorben. Alles in allem war es aber trotzdem ein gelungener Tag! Wir genossen es uns eine schöne Stadt anzusehen ohne uns dabei durch Menschenmassen drängen zu müssen und lenkten uns durch Gespräche von der Kälte ab.

Kuttenberg zum Zweiten

Ganz anders zeigte sich Kuttenberg in diesem Jahr. An einem Samstag, flüchteten mein Besucher aus Deutschland und ich vor den Touristenmassen in Prag in die schöne Kleinstadt. Wieder strahlte die Sonne vom Himmel, aber zum Glück verbunden mit Temperaturen deutlich über 20 Grad.

Das erste, was mir auffiel, waren die vollen Parkplätze und mit Autos zugestellten Straßen. Von den Autoinsassen war aber nicht viel zu sehen. Zunächst nicht. Wir gingen durch die malerischen Gassen in Richtung St. Barbara Kathedrale, als ich Hufgetrappel hörte. Verwundert, wie durch die engen Gassen eine Kutsche passen sollte, sah ich mich nach dem Geräusch um. Kurz glaubte ich einen Hitzschlag zu haben, denn das Hufgetrappel gehört zu einem Pferd, dessen Satteldecke mit einem bunten Wappen bestickt war, wie ich es aus Mittelalterfilmen kannte. Und der Reiter sah auch nicht aus, als würde er aus unserer Zeit stammen.

Während ich noch über diese Begegnung nachdachte, fanden wir uns schon in einer kleinen Gasse wieder, in der rechts und links ein paar Menschen standen. Dann hörten wir Trompeten und Trommeln. Da wurde mir klar, dass ich nicht dehydriert war und mich möglichst schnell in den Schatten zurückziehen sollte. Der Reiter war zum Glück real und Teil eines Festumzuges! Neugierig stellten also auch wir uns zu den anderen Besuchern und lauschten der näherkommenden Musik, die sich nun mit dem Geräusch von vielen Hufen auf Pflastersteinen verband.

Trommler, Reiter, Spektakel

Die Musik wurde lauter und lauter und schon war der Zug da! Zuerst kamen die von Kopf bis Fuß in Mittelalterkostümen gekleideten Trommler, gefolgt von Trompetern, die auf Pferden saßen. Dann kamen als Narren verkleidete Kinder mit Fahnen in den Händen und schließlich die Erwachsenen. Die Damen trugen wunderschöne Kleider und die Herren oft Rüstungen. Später befragte ich eine allwissende Suchmaschine nach diesem Ereignis und fand heraus, dass es uns am Tag der Königlichen Versilberung nach Kuttenberg verschlagen hatte.

Das Festival erinnert an die glorreiche Zeit Kuttenbergs, als es wegen seiner Silbervorkommen nach Prag die bekannteste böhmische Stadt war. Das geförderte SilberVolles Haus - Foto: Friederike Aschhoff wurde zur Münzprägung genutzt. Regelmäßig bekam die Stadt deshalb Besuch vom böhmischen König, der mit großem Tamtam begrüßt wurde. Heute wird das mit dem Festumzug nachgeahmt.

Als der Zug vorbei war, machten wir uns wieder auf den Weg zur Kathedrale. Oder besser, erkämpften uns den Weg. Denn nun waren auch die Fahrer der Autos und ihre Mitfahrer aufgetaucht. Viele strebten auch in die Richtung unseres Zieles. Der Grund wurde uns schnell klar: Auf dem Weg, der zur Kirche führt, standen lauter Zelte, in denen Essen, mittelalterliches Spielzeug für Kinder, Textilien und mehr verkauft wurde. Das war ein enormer Gegensatz zu meinem letzten Besuch, als meine Freunde und ich alleine auf die Kathedrale zugingen.

Zwar war der mein letzter Besuch in Kuttenberg geprägt durch die vielen Menschen, vor denen wir ja eigentlich geflüchtet waren. Aber das Mittelalterfest prägte passend das ganze Stadtbild und war wirklich authentisch. Wenn das mal keine Entschädigung ist!


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