Der Prager Weihnachtsmarkt gehört zu den schönsten in ganz Europa. Bereits seit zwei Wochen weht der Duft von würzigem Glühwein, Zimt und Gebratenem durch die Stadt. Unsere Landesbloggerin Elena hat sich angeschaut, was die Weihnachtsmärkte im Vergleich zu Deutschland an Besonderheiten zu bieten haben und woher die Tradition der Weihnachtsmärkte überhaupt kommt.
Weihnachtsmärkte sind aus der Vorweihnachtszeit nur schwer wegzudenken. Hier steht nicht der Konsum im Vordergrund, sondern vielmehr die Gelegenheit, zusammenzukommen und sich gemeinsam mit Freunden und Familie auf Weihnachten einzustimmen – so viel zu meinem persönlichen Empfinden. Von dieser Idee her unterscheiden sich die Weihnachtsmärkte in Prag nicht von denen in Deutschland. Einzig die Auswahl an Spezialitäten und Handarbeiten variiert, wobei mir einige Dinge ganz besonders ins Auge gefallen sind.
Prager Schinken, Trdelník und Glühwein
Die Weihnachtsmärkte in Prag setzen vor allem auf deftige Küche und allseits bekannte Lokalspezialitäten. Eine echte Berühmtheit ist der Prager Schinken (Pražská šunka), der meist direkt neben dem Verkaufsstand über dem Feuer geschmort wird, oder die „Klobása“, die tschechische Wurst in unzähligen Formen und Farben. Eine fleischlose Delikatesse sind die tschechischen „Bramboráky“, Kartoffelpuffer mit einer ordentlichen Portion Knoblauch und Majoran.
Aber auch internationale Einflüsse lassen sich – wie auf jedem Weihnachtsmarkt – in Prag finden, die sich fest in die Kultur der Weihnachtsmärkte etabliert haben und für Außenstehende auf den ersten Blick gar nicht mehr als solche wahrgenommen werden. Das Erste, was mir hierbei in den Sinn kommt, sind die beliebten „Halušky“, die auf die Verbindung zwischen Tschechien und der Slowakei hinweisen. Die Kartoffelspätzle mit Sauerkraut und Speck haben ebenfalls große Ähnlichkeit mit den deutschen Schupfnudeln nach schwäbischer Art. Und wie auch in Deutschland erfreut sich das ungarische Lángos hier ebenfalls großer Beliebtheit.
Zu den begehrtesten Süßspeisen zählt ganz klar der „Trdelník“, wie man ihn auch abseits des Weihnachtstrubels in Prag an jeder (touristischen) Ecke rotieren sieht.
Ebenfalls eine Parallele zu den deutschen Weihnachtsmärkten ist der Glühwein als das böhmische Adventsgetränk schlechthin. Der „Svařené víno“ oder auch „svařák“ ist hier besonders süß und stark gewürzt. In Tschechien darf darüber hinaus aber auch der heiße Honigwein „Medovina“ nicht auf den Weihnachtsmärkten fehlen.
Dampfende Halušky mit Sauerkraut und Speck. Foto: Elena Hormann
Mistelzweige versprechen ewige Liebe
Neben zahllosen kulinarischen Spezialitäten hat auch das Angebot an Handarbeiten auf Weihnachtsmärkten seinen Weg nach Tschechien gefunden. Abgesehen von Holz- und Stroharbeiten ist mir eine Sache ganz besonders ins Auge gefallen: die Mistelzweige. Zwar gibt es sie auch in Deutschland zu kaufen, dennoch hatte ich das Gefühl, dass das Angebot hier reichhaltiger ist. Es gibt sie in kleinen und großen Bündeln, eingefärbt oder sogar vergoldet.
In Tschechien ist die Mistel mehr als eine Aufforderung, sich zu küssen, sobald man unter ihr zusammentrifft. Hängt man in der Adventszeit einen Mistelzweig über die Türschwelle, verheißt dies Glück und ewige Liebe. Idealerweise bleibt der Zweig das ganze Jahr über hängen, um das Glück zu festigen – jedoch nur solange noch mindestens eine Beere am Zweig verbleibt, so heißt es. Der Mistelzweig darf nicht selbst gekauft werden, sondern muss als Geschenk überreicht werden, womit sich die Darbietung auf Weihnachtsmärkten natürlich anbietet.
Mistelzweige neben Lebkuchen: Die glücksverheißenden Zweige gibt
es an jeder Ecke zu kaufen. Foto: Manuel Rommel
Was fehlt – Pfandbecher und Weihnachtsmusik
Eine Sache, die ich auf den hiesigen Weihnachtsmärkten bisher noch nicht ausfindig machen konnte, sind Tassen. Glühwein und Co. werden in Papp- oder Styroporbechern verkauft. In Deutschland ist es gang und gäbe, seinen Glühwein in eine Tasse oder ein Glas ausgeschenkt zu bekommen, viele Weihnachtsmärkte lassen eigens zu diesem Anlass sogar Tassen bedrucken. Meist muss dafür zwar eine zusätzliche Pfandgebühr entrichtet werden, die Heißgetränke schmecken dafür aber auch doppelt so gut.
Auch stimmungsvolle Musik, welche den Anlass untermalt und sogar den letzten Weihnachtsmarktgänger in Stimmung bringt, ist auf Prags Weihnachtsmärkten eine echte Seltenheit. Hier treten zwar Gesangsgruppen wie Sternsinger auf, um Weihnachtslieder vorzutragen, aber ansonsten herrscht Stille auf den Plätzen.
Woher kommen die Weihnachtsmärkte?
Der Brauch, Weihnachtsmärkte auszurichten, reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Als einer der ältesten heute noch bestehenden Bräuche begann diese Weihnachtstradition in großen Handelsstädten nur wenige Tage vor Heiligabend, wo Händler und Handwerker ihre Waren anboten. Ursprünglich handelt es sich hierbei tatsächlich um eine deutsche Tradition.
Mit der Zeit etablierte sich die Gestaltung kleiner Marktbuden und festlich geschmückter Christbäume, wie wir sie heute kennen. Traditionell siedeln die Weihnachtsmärkte um die Kirchen des Ortes herum. Üblicherweise werden hauptsächlich für die Region typische Waren und regionale Speisen angeboten, was besonders Touristen locken soll.
Nach Tschechien kam der Brauch dann von Deutschland und Österreich aus. Hier sind die Weihnachtsmärkte zwar nicht so weitläufig wie in Deutschland, dafür findet man – zumindest in Prag – an jedem Platz und an jeder Ecke eine Ansammlung von wenigstens einer Hand voll Ständen.
Weihnachtsmarkt auf dem Friedensplatz (Náměstí Míru). Foto: Manuel Rommel
Meine persönliche Empfehlung aus Prag ist der Weihnachtsmarkt am Friedensplatz (Náměstí Míru) in Vinohrady, in dessen Mitte ein wunderschön beleuchteter Christbaum errichtet wurde. Mit der Kirche der Hl. Ludmilla im Hintergrund bietet allein der Anblick eine herrliche Kulisse. Dieser Markt ist nicht zu stark besucht und nicht allzu groß, bietet aber trotzdem alles, was das Herz begehrt.
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Dobrý den an alle Leserinnen und Leser,
mein Name ist Elena Hormann und ich darf die Redaktion des LandesEcho von Anfang Oktober bis zum Jahresende unterstützen. Als Bachelorabsolventin der Germanistik schlägt mein Herz besonders für Literatur und Wörter im Allgemeinen. Darüber hinaus beschäftige ich mich gerne mit Kunst und Fotografie. Ich sehe meine Zeit beim LandesEcho als einmalige Gelegenheit, um vertiefende Einblicke in den Journalismus zu erhalten und praktische Erfahrungen zu sammeln. Darüber hinaus bin ich gespannt darauf, die Stadt in den nächsten Monaten auch fernab des Tourismus zu erkunden und mehr über die deutsch-tschechischen Verbindungen und die Kultur des Landes zu erfahren. Die Erlebnisse meines ersten Aufenthalts in der tschechischen Metropole werde ich unter anderem im „LandesBlog“ verarbeiten. Ich freue mich auf alle Herausforderungen und unerzählten Geschichten, die die Stadt für mich bereithält.