Das Kloster in dem Wallfahrtsort Haindorf (Hejnice) soll keine staatliche Subvention für die dringend benötigte Dachsanierung erhalten. Da es dort Pilgerunterkünfte gibt, handelt es sich aus Sicht der tschechischen Regierung um ein Hotel und kein Denkmal.

Im Zuge der Renovierungen in den 1990er Jahren wurde das Kloster in Haindorf (Hejnice) umfassend saniert. Die Wiederinstandsetzung des Daches sollte allerdings noch ein Provisorium bleiben. Es wurde mit Schindeln aus Asphalt bedeckt, die jetzt nach 30 Jahren marode wurden. Die dringend benötigten Sanierungsmaßnahmen kosten 15 Millionen Kronen (ca. 600.000 Euro), eine Summe, die das Kloster nicht eigenständig aufbringen kann.

Keine Denkmalförderung für kommerziellen Betrieb

Das Kloster steht unter Denkmalschutz, die rechtlichen Vorgaben für Bauarbeiten daran sind dementsprechend streng zu befolgen. Deshalb ist die Sanierung besonders kostspielig und kann nicht auf herkömmliche Art und Weise erfolgen. Die Hoffnung der Klosterleitung war daher, Zuschüsse aus dem Topf zur Restaurierung für Kulturdenkmäler des Ministeriums für Regionalentwicklung zu erhalten. Dieses erteilte dem Kloster allerdings eine Absage.

Das Ministerium ließ verlauten, dass das Kloster nicht den Voraussetzungen entspreche. Für sie handele es sich dabei um einen kommerziellen Betrieb. Das Kloster betreibt ein Restaurant, Ausstellungräume, Unterkünfte für Pilger und beherbergt Dutzende Flüchtlinge aus der Ukraine. Deshalb fällt es für die Behörden unter die Kategorie der Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleister. „Ziel der Förderung ist es nicht, Hotels und Restaurants zu renovieren, sondern Denkmäler zugänglicher zu machen“, erläuterte die Sprecherin des Ministeriums, Veronika Hešíková.

Laut der Klosterverwaltung helfen die Einnahmen allerdings nur dabei, die laufenden Kosten zu bezahlen. „Wir verdienen nicht genug Geld, um so etwas Schwieriges wie das Dach des Klosters restaurieren zu können“, so Klosterdirektor Jan Heinzl. Die Kategorisierung des Denkmals als kommerzielles Unternehmen halten mehrere Beteiligte für problematisch. Es sei darauf zu achten, dass solche Definitionen nicht zu Diskriminierungen führen, erklärte Rechtsanwalt Jakub Zechovský.

Pilger kommen seit 330 Jahren

Der Pilgerweg nach Haindorf entstand 1693 und beginnt in Friedland in Böhmen (Frýdlant v Čechach). Der Wallfahrtsort verdankte seinen Reichtum den zahlreichen Pilgern, die zur Marienverehrung in die Stadt kamen. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg traf auch Haindorf, erst mit dem Prager Frühling wurde der Wallfahrtsort wiederbelebt. Neben den Pilgern ist der Ort inzwischen auch bei Wanderern, Fahrradfahrern und Ausflüglern beliebt.

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