Die Tschechischen Bahnen (ČD) werden in Zusammenarbeit mit ihren ausländischen Partnern im Fahrplan 2023 neue Verbindungen anbieten, um ihr Angebot im Fern- und Überlandverkehr zu verbessern. Eine große Erneuerung sind die Einführung der Marke ČD Night sowie die Nachtverbindung Prag – Zürich. Daneben fällt zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 allerdings eine Direktverbindung zwischen Berlin/Dresden und Wien/Graz über Prag aus dem Fahrplan. Der auch als „Vindobona“ bekannte Railjet 258/259 endet dann aus Graz kommend bereits in Tetschen (Děčín).

Damit will ČD vor allem im Hinblick auf die Umwelt für mehr Kunden attraktiver werden. „Im Fahrplan 2023 werden wir unser Angebot im Fern- und Überlandverkehr weiter verbessern, um mehr Kunden zu erreichen und ihnen eine umweltfreundliche Alternative zur Fahrt mit dem Auto oder dem Bus zu bieten.“, sagte Michal Krapinec, Vorstandsvorsitzender und CEO von ČD.

„ČD Night“ nennen sich ab dem Winterfahrplan die Nachtzüge der Tschechischen Bahnen. Eigentlich handle es sich gar nicht um eine neue Marke, sondern eher um eine „deutliche Verbesserung des Service für die Reisenden“, fügte er weiter hinzu.

Von Prag über Dresden in die Schweiz mit dem neuen „Canopus“

Ganz neu bei den Nachtzügen ist ab dem Fahrplanwechsel der EuroCity „Canopus“. Dieser fährt täglich von Prag über Dresden, Leipzig, Frankfurt am Main, Karlsruhe, Freiburg und Basel nach Zürich beziehungsweise in die andere Richtung. An großen Umsteigeknotenpunkten wie Karlsruhe, Basel SBB oder Zürich HB gibt es Anschlusszüge zu verschiedenen Zielen in der Schweiz, aber auch zum Beispiel nach Mailand. Damit besteht von Prag aus künftig auch eine direkte Verbindung zum internationalen Flughafen Frankfurt, einem wichtigen europäischen Drehkreuz für Interkontinentalflüge.

„Canopus wird einen Reisekomfort bieten, der dem des internationalen EuroNight-Netzes gleichkommt. Die Fahrgäste haben die Wahl zwischen einem Standard-Schlafwagenabteil mit Waschbecken und Gemeinschaftsdusche für ein bis drei Personen oder einem komfortablen Deluxe-Abteil mit einer separaten Hygienekabine wie in einem Hotel. Es wird auch eine ‚Tourist Lounger Class‘ geben, in der bis zu sechs Passagiere im Abteil Platz haben, und wir werden auch einen Wagen mit Sitzgelegenheiten und Fahrradtransport anbieten. Der Service wird zudem in kleines Erfrischungsangebot beinhalten“, erklärte Jiří Ješeta, Vorstandsmitglied und Stellvertreter für Personenverkehr der ČD.

Ähnlich wie bei den anderen Nachtverbindungen wird der „Canopus“-Service günstige Fahrkarten im Schlafwagen ab 2234 Kronen (ca. 91 Euro) und im Liegewagen ab 1732 Kronen (ca. 71 Euro) anbieten.

Ganz neu ist der Nachtzug zwischen Prag und Zürich allerdings nicht. Diese Verbindung über Dresden und Frankfurt am Main bot die Deutsche Bahn schon einmal an, bevor der CNL Nachtzug der DB im Dezember 2016 eingestellt wurde.

Nachtverbindungen nach ganz Europa

Im Fahrplan 2023 bieten ČD und ihre Partner zehn ganzjährige Nachtverbindungen und drei saisonale Verbindungen an. Auf fünf Strecken sind Schlaf- und Liegewagen verfügbar. Auf den Strecken Prag – Deutschendorf (Poprad-Tatry) / Kaschau (Košice) / Homenau (Humenné) wird auch eintraditioneller Autozug angeboten.

In der Tschechischen Republik bedienen Nachtzüge mehr als zwei Dutzend Orte und bieten ganzjährig Fahrten zu mehr als 60 Zielen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Polen, der Slowakei und Ungarn an. Hinzu kommen saisonale Ziele, vor allem an der Ostsee in Polen.

Den größtmöglichen Komfort bieten Schlafwagen mit einem, mit zwei oder drei Betten. Foto: Magdalena Moser

Den größtmöglichen Komfort bieten Schlafwagen mit einem, mit zwei oder drei Betten. Foto: Magdalena Moser

Der Service an Bord der Schlaf- und Liegewagen der Tschechischen Bahn wird von JLV (Jídelní vozy), dem Cateringdienstleister der Bahngesellschaft, erbracht. „Unser Personal betreut die Fahrgäste in Nachtzügen vom Einstieg bis zum Zielbahnhof. Sie helfen ihnen bei der Unterbringung und bieten Erfrischungen an. Morgens sorgen sie für einen frühen Weckruf und servieren ein Frühstück, das im Schlafwagen im Servicepreis enthalten ist und von den Fahrgästen in den Liegewagen zusätzlich erworben werden kann“, erklärte Bohumír Bárta, Generaldirektor von JLV.

Auch Fahrgäste in den Liegewagen bekommen ein Frühstück serviert. Foto: Magdalena Moser

Auch Fahrgäste in den Liegewagen bekommen ein Frühstück serviert. Foto: Magdalena Moser

Für das bequeme Reisen in Nachtzügen sind Early Europe-Tickets erhältlich, welche die Fahrt, die Sitzplatzreservierung und den kompletten Service an Bord des Schlaf- oder Liegewagens beinhalten. Eine Fahrt im Schlafwagenabteil mit drei Sitzplätzen von Prag nach Warschau bekommt man ab 1079 Kronen, von Prag nach Budapest ab 1004 Kronen (ca. 41 Euro), von Prag nach Zürich über Linz ab 1381 Kronen (ca. 56 Euro) und von Prag nach Koschau (Košice) ab 828 Kronen (ca. 34 Euro). Eine Fahrt in einem Liegewagenabteil mit sechs Sitzplätzen von Prag nach Deutschendorf (Poprad) kostet ab 578 Kronen (ca. 24 Euro) (aktuelle Preise im Oktober 2022).

ČD setzt auf Modernisierung

Die Tschechischen Bahnen investierten 246 Millionen Kronen (ca. 10 Millionen Euro) in die Modernisierung von neun Schlafwagen der Baureihe WLABmee und der gleichen Anzahl von Liegewagen der Baureihe Bcmz. So wurden zum Beispiel in den Schlafwagen die Betten ausgetauscht, eine neue LED-Beleuchtung installiert, die Wandverkleidung, die Sanitäranlagen und die Duschen erneuert sowie Steckdosen für die Reiseelektronik und das WLAN-Netz installiert.

Bei der Modernisierung der WLABmee-Schlafwagen wird die Hygieneecke in den Abteilen neugestaltet. In den Wagen werden neue Rollos installiert, Getränkehalter an den Betten angebracht und andere kleinere Änderungen vorgenommen. Es wurden neue Einstiegstüren und externe Informationstafeln angebracht. Gleichzeitig werden die Waggons in regelmäßigen Abständen einer größeren Reparatur unterzogen. Derzeit verfügt ČD bereits über sechs modernisierte Wagen. Diese werden zum Beispiel auf den Strecken nach Kaschau (Košice), Deutschendorf (Poprad) und Budapest eingesetzt.

Die Modernisierung der Liegewagen übernimmt DPOV, ein Mitglied der ČD-Gruppe. Sie umfasst den Austausch der Klimaanlage und der zentralen Stromversorgung, den Einbau einer neuen Türsteuerung sowie weitere kleinere Änderungen. Ein neues Brandmelde- und Funkbedienfeld oder eine Toilette mit geschlossenem System ist ebenfalls vorgesehen. Auch ein WLAN-Netz wurde hinzugefügt. Die Fahrzeuge befinden sich derzeit im Zulassungsverfahren bei der Europäischen Agentur ERA und werden voraussichtlich in der Sommersaison 2023 in Betrieb genommen.

„Vindobona“ wegen Bauarbeiten verkürzt

Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 fällt jedoch eine Direktverbindung zwischen Berlin und Graz über Dresden, Prag und Wien weg. Laut einem Bericht des MDR endet der auch als „Vindobona“ bekannte Railjet 258/259 aufgrund von Bauarbeiten im Elbtal dann schon in Tetschen (Děčín). Fahrgäste nach und von Dresden müssen dann dort umsteigen.

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