Illustration: Jiří Bernard

Čauky mňauky! Ich bin’s wieder, Lojzl, der Liebe! Muss mich mal selbst loben, weil es ja sonst keiner macht.

Ich bin jetzt richtiger „Freigänger“. Das heißt, dass ich den ganzen Tag aus meiner Wohnung raus an die frische Luft kann. Herr Schmidt hat nämlich endlich mal gegoogelt und dabei begriffen, dass man das große Fenster in meinem Wohnzimmer auch richtig öffnen kann. Und ich nutze das aus, um mein Terrain zu kontrollieren. Tagsüber halte ich mich zumeist im Garten auf. Aber wenn es dämmert, mache ich mich auf den Weg darüber hinaus. Es gibt ganz interessante Katzen in meiner Nähe. Mehr sage ich nicht. Das hier lesen ja auch Kinder!

Das Lobenswerte an mir ist, dass ich immer den Weg zurück finde. Den Zeitpunkt suche ich mir freilich selbst aus. Der pendelt so zwischen abends um 22 Uhr und morgens 7 Uhr. Das erfreut meinen Butler, den Herrn Schmidt, nicht so wahnsinnig. Er macht sich gern mal Sorgen, wenn ich die ganze Nacht über weg bin. Dabei hat er nur vergessen, was er für ein lustiges Studentenleben hatte, wo er auch nur auf die Mädels sah, nie auf die Uhr.

Neulich war ich mal pünktlich zu den Fernsehnachrichten wieder zuhause. Und ich muss Ihnen sagen, dass ich es bei meinem Herrn Schmidt wirklich richtig gut habe. Dann nämlich, wenn ich mein Leben mit anderen Katern auf dieser Welt vergleiche.

Nehmen wir mal den süßen Larry. Das ist der Kater, der in der fernen Stadt London im großen Britannien wohnt. Genauer gesagt in der Downing Street 10. Dort thront nicht Königin Elisabeth II., mit ganz ganz viel mehr Butlern, als ich habe und bei denen sich auch Larry voll wohlfühlen würde. Sondern die Frau Premierministerin vom Vereinigten Königreich, die Frau Theresa May. Die hat nicht so viele Butler wie Frau Königin, aber immer noch sehr viel mehr als ich. Bisher dachte ich, der Larry muss da ein tolles Leben haben. Aber seit ich den Bericht im Fernsehen gesehen habe, glaube ich das nicht mehr.

Der Larry leidet nämlich unter der permanent schlechten Laune von Frau May. Die versucht ewig, ihr Parlament verbal zu züchtigen, damit es endlich einen von ihr ausgehandelten Vertrag annimmt, mit dem sich das Königreich vom Rest Europas trennen kann. Aber das Parlament ist beleidigt und will nicht so, wie Frau May will. Aber ob die selbst weiß, was sie will, weiß auch keiner so genau. Vielleicht der Larry. Aber der Larry darf zwar in Downing Street 10 die Mäuse jagen, aber nicht im Parlament sprechen. Das verhindert ein Gesetz von 1437 oder 1589. So genau weiß das keiner mehr. Die meisten Abgeordneten haben diese Zeit nicht selbst erlebt oder können sich zumindest nicht mehr ganz genau daran erinnern. Dabei sind die großen Briten so stolz auf ihre parlamentarische Demokratie. Aber wenn es darauf ankommt, wissen sie nicht mal mehr, worüber da vor kurzem abgestimmt worden ist.

Das mit dem Brexit will mir auch nicht so leicht in den Kopf. Auf einer Karte, die im Fernsehen eingeblendet wurde, habe ich zwischen Großbritannien und dem Rest Europas schon jetzt reichlich Wasser gesehen – den Ärmelkanal. Der ist verdammt breit. Das lässt sich nicht in Zoll oder Ellen, sondern bestimmt nur in Meilen, wenn nicht sogar Seemeilen messen. So weit kann keine Katze schwimmen. Und die Zweibeiner schon gar nicht. Ich weiß gar nicht, wie die großen Briten und die richtigen Europäer bisher zusammengelebt haben sollen. Das kommt mir sehr spanisch vor. Ich glaube, die großen Briten hatten noch nie was so richtig mit dem Rest der Europäer am Zylinder. Auch die Frauen dort sind eigenartig. Sie können nicht nur nicht ordentlich kochen. Eine Frau Thatcher, die komische Handtaschen besaß, hat sogar mal ganz laut zu den richtigen Europäern gesagt, sie wolle ihr Geld zurück. Geizig sind sie also auch noch, die großen Briten.

Wenn wir unter uns Katzen solche Lauser hätten, würden wir nicht mehr mit denen spielen. Die zweibeinigen Europäer machen sich lieber in den Frack, ehe sie die großen Briten zum Teufel jagen. Dabei würde es reichen, wenn mal alle Europäer im Norden Frankreichs zusammenkommen und kollektiv in den Ärmelkanal pullern würden. Eins, zwei geht da bestimmt die komische Insel mit den großen Briten unter. Und dann wäre „Heilige Ruhe“ im Karton.

Zurück zu uns Vierbeinern, um die sich eh alles dreht: Ich bin ja ganz hin und weg von der neuen Präsidentin im benachbarten Ausland. Die Frau Čaputová sieht richtig echt total hübsch aus, oder? Die hat bestimmt auch ein gutes Herz für Katzen. Anders als der tschechische Herr Zeman, der sich allen Ernstes einen Kläffer hält. Ich überlege echt, einen Ausreiseantrag in die Slowakei zu stellen – ins dortige Präsidentenpalais. Herr Schmidt darf mitkommen. Als Butler für mich und die hübsche, kluge Frau Zuzana.

Čauky mňauky!

Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt


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Čauky mňauky allerseits! Ich hoffe, Sie haben sich an meiner ersten Kolumne erfreut und sind schon gespannt, was ich meinem Butler, dem Herrn Schmidt, diesmal diktiert habe. Einen Teil dieser Geschichte haben mir aber der Herr Schmidt und seine Anni erzählt, weil sie sie selbst gerade erlebt haben.

 

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