Dominik Feri war bis vor Kurzem der jüngste Abgeordnete im tschechischen Abgeordnetenhaus. Foto: ČTK/Fotobanka ČTK/Weber Pavel

Dominik Feri war Tschechiens größtes aufstrebendes Politiker-Talent und absoluter Teenie-Schwarm. Nun ist seine Karriere abrupt abgebrochen.

Blitzgescheit und dazu auch noch cool aussehend mit seinem Afrolook: Dominik Feri war für junge Tschechen der Star schlechthin. Er begeisterte sie für sein eigenes Steckenpferd – für Politik. Erstes Aufsehen erregte der im nordböhmischen Teplice (Teplitz-Schönau) als Kind einer tschechischen Mutter und eines Vaters mit äthiopischen Wurzeln Geborene, als er mit 18 als bislang Jüngster in den dortigen Stadtrat einzog. Drei Jahre später eroberte er als wiederum jüngster Politiker für die konservative Partei TOP 09 von Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg einen Sitz im tschechischen Abgeordnetenhaus. Direktstimmen begeisterter Erstwähler hievten ihn vom letzten Kandidatenplatz auf den zweiten in seinem Wahlkreis.

Wenn er sich für eines seiner zahllosen Foren ansagte, waren die Tickets im Nu weg. Er nahm derlei gern witzig: „Die Bildung in Tschechien ist echt unterfinanziert, es gibt nicht mal ausreichend Stühle.“ Als er wegen seines Jura-Studiums und der Abgeordnetentätigkeit weniger durchs Land reisen konnte, verlegte sich Feri zunehmend auf die sozialen Medien. Bei Instagram hat er mehr als eine Million Follower.

Doch seit zwei Wochen steht ein schwerer Vorwurf im Raum: Feri soll auf Partys reihenweise Mädchen und junge Frauen gegen deren erklärten Willen sexuell bedrängt haben. Auch von Vergewaltigungen ist die Rede. Der seriösen Zeitung Denik N und dem Online-Medium Alarm liegen um die 25 Aussagen von Betroffenen vor. Er habe seine Macht über seine weiblichen Fans ausgespielt, heißt es. Angezeigt hat ihn niemand. Die jungen Frauen meinten, in einem Prozess eh keine Chance zu haben. An der Jura-Fakultät soll man von den Vorkommnissen gewusst, sie aber nicht beachtet haben. „Wegen Feris Berühmtheit.“

Feri bestreitet sexuelle Gewalt, will das vor Gericht klären lassen. Er bat aber für in einigen Fällen „unangebrachtes Verhalten“ um Entschuldigung. Seine Partei steht zu ihm. Der werden bei der Wahl im Herbst die vielen Feri-Stimmen fehlen. Er hat sein Mandat aufgegeben, tritt auch nicht wieder an. So endet vorerst eine Karriere, die schon atemberaubend genug war, aber eigentlich noch lange nicht am Ende.

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