Über das Denkmal des sowjetischen Marschalls Iwan Stepanowitsch Konew und dessen Rolle in der Geschichte Tschechiens wurde viel und lange gestritten. Nun hat es der Stadtrat des Prager Stadtteils Bubeneč entfernen lassen. Russland kritisierte den Vorgang scharf, russische Nationalisten griffen die tschechische Botschaft in Moskau an.

Der Stadtrat des sechsten Prager Bezirks hat die Statue des umstrittenen sowjetischen Marschalls Iwan Stepanowitsch Konew entfernen lassen. „Damit erfüllen wir den Beschluss des Stadtrats vom 12. Oktober des vergangenen Jahres“, erklärte Ondřej Šrámek, Sprecher des Rathauses von Prag 6. Nach dem Beschluss soll auf dem Platz ein Denkmal entstehen, mit dem allgemein der Befreiung Prags am Ende des Zweiten Weltkriegs gedacht werden soll. Die Statue des sowjetischen Marschalls Konew soll Teil eines geplanten Museums zur Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts werden. Bis dahin wird die Statue eingelagert.

In den vergangenen Jahren kam es wegen Konews widersprüchlicher Rolle in der tschechischen Geschichte regelmäßig zu Beschädigungen des Denkmals. Erst letzten August besprühten Unbekannte die umstrittene Statue mit roter Farbe.Letzten August wurde das Konew-Denkmal mit roter Farbe beschmiert, danach eingerüstet - Foto: Isabelle Wolf

Der Feldmarschall galt zunächst als Held. Als Befehlshaber der Roten Armee führte er die sowjetischen Truppen im Frühjahr 1945 bei der Befreiung Prags von der Naziherrschaft an. Um ihn dafür zu ehren, wurde am 9. Mai 1980, dem 35. Jahrestag der Befreiung der Tschechoslowakei, das Denkmal im Prager Viertel Bubeneč eingeweiht.

Dem gegenüber steht sein Engagement als Oberbefehlshaber der brutalen Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes. Auch am Bau der Berliner Mauer 1961 war er beteiligt. Als ganz besonders schwerwiegend gilt unter den Tschechen jedoch Konews Anteil an der Vorbereitung des Einmarsches der Truppen des Warschauer Paktes zur Niederschlagung des Prager Frühlings 1968.

Scharfer Protest aus Russland

Die russische Botschaft in Prag kritisierte die Entfernung des Denkmals scharf: „Wir protestieren gegen diesen Akt des Vandalismus seitens der kommunalen Beamten. Wir bewerten diesen Schritt als nicht freundschaftlich und als direkten Verstoß gegen den Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Russischen Föderation und der Tschechischen Republik von 1993“, teilte die russische Botschaft auf Facebook mit. Zwei Tage später, am vergangenen Sonntag, kam es zu einem Vorfall an der tschechischen Botschaft in Moskau. Als Reaktion auf die Entfernung des Konew-Denkmals in Prag tauchten Vermummte an der tschechischen Botschaft auf, zeigten Plakate mit der Aufschrift „Stoppt den Faschismus“ und zündeten Rauchbomben. Bei dem Vorfall wurde niemand verletzt. Zu dem Angriff bekannte sich die nationalbolschewistische Partei „Anderes Russland“ auf ihrer Webseite. Am Ende des dortigen Beitrags heißt es: „Unsere Panzer werden in Prag sein“.

Auf den Angriff reagierte die tschechische Botschaft in Moskau wiederum mit einer Protestnote an das russische Außenministerium. „Wir erwarten, dass die russischen Behörden Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass sich solche Vorfälle wiederholen“, hieß es darin.

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