Blick auf die Karlsbrücke vom Schiff aus.
Blick auf die Karlsbrücke vom Schiff aus. Credit: Kseniia Pulargina

Der „Tag der Moldau“ (Den Vltavy) findet traditionell an den ersten Frühlingstagen statt, um die Bootssaison auf der Moldau zu eröffnen. Dieses Jahr fand er am Sonntag, den 19. März statt. Unsere Landesbloggerin Kseniia unternahm eine Bootsfahrt, besuchte das Karlsbrückenmuseum und schaute sich das Dampfschiff „Labe“ an, das ein bewegtes Schicksal hatte.

Nach einer dreijährigen pandemiebedingten Pause fand der Moldau-Tag in Prag dieses Jahr zum ersten Mal wieder statt. Am 19. März nahmen Tausende von Menschen an der Veranstaltung teil, die vom Verein „Vševltavský spolek“ (dt. in etwa „Verein der gesamten Moldau“) organisiert wird. Dieser wurde gegründet, „um die Prager Ufer populär zu machen, die Rechte der ‚Menschen am Wasser‘ zu schützen und einen gemeinsamen Raum für alle Nutzer des Wassergebiets und seiner Umgebung zu schaffen“, wie es auf der Website des Vereins heißt. Die Aktivitäten des „Vševltavský spolek“ konzentrieren sich auf die Flüsse Moldau und Beraun. Für den Tag der Moldau bereitete der Verein eine Reihe von Attraktionen vor, die auf und in der Nähe des Wassers auf fast der gesamten Länge des Flusses stattfanden.

Eine morgendliche Bootsfahrt auf dem Boot „Taurus“

Nach der Voranmeldung beschloss ich, meinen Tag mit einer Bootsfahrt zu beginnen. Laut den Bedingungen der Organisatoren durften nur Erwachsene mit Kindern auf das Boot. Also bot ich einer Freundin von mir an, die Fahrt mit ihren Kindern zu machen. Um 10.00 Uhr wurden wir von einem Unterhaltungsprogramm in Form von großen aufblasbaren Fischen und einem Matrosen, der Geige spielte, begrüßt. Die Fahrt dauerte etwa 45 Minuten. Von der Anlegestelle „Na Františku“ fuhren wir zur Insel Švanice, drehten dann um, passierten die Karlsbrücke und kehrten zur Anlegestelle zurück. Während der Fahrt wurde Musik gespielt und es gab die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Getränken zu erfrischen. Natürlich nahmen wir oben an der frischen Luft Platz, um das warme Wetter und die Sehenswürdigkeiten zu genießen. Während der Fahrt konnten wir weitere Veranstaltungen zum Tag der Moldau beobachten. Zum Beispiel spritzten Kinder und Erwachsene mit Feuerwehrschläuchen am Ufer der Prager Kleinseite Wasser in den Fluss. Auch andere Dampfer boten Rundfahrten auf der Moldau an, und entlang des gesamten Ufers waren Menschenschlangen zu sehen.

Großer aufblasbarer Fisch mit einem Matrosen, der Geige spielt. Credit: Kseniia Pulargina
Großer aufblasbarer Fisch mit einem Matrosen, der Geige spielt. Credit: Kseniia Pulargina

Fakten und Legenden über die Karlsbrücke

Nach der Bootsfahrt gingen wir zu Fuß zum Karlsbrückenmuseum. Entlang der Moldau ertönte Musik und sorgte für eine gute Stimmung. Zur Feier des Tages war der Eintritt in das Karlsbrückenmuseum umsonst. In mehreren Räumen erfuhren wir dort etwas über die Geschichte dieses einzigartigen Bauwerks. Das Museum zeigt die Geschichte der Verbindung der beiden Prager Ufer, wie die Karlsbrücke gebaut und wie sie im Laufe der Zeit immer wieder restauriert wurde.

Nach einer alten Prager Legende ordnete Karl IV. an, dem Mörtel Eigelb beizumischen, um die Verbindung zwischen den Steinblöcken zu verstärken und die Brücke fester zu machen. Das Museum verfügt auch über die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie über den Mörtel der Brücke. Wissenschaftler haben eine Probe des Mörtels aus dem 14. Jahrhundert sorgfältig untersucht und Eiweiß darin gefunden. Beeindruckt hat mich auch der unterirdische Teil der Kreuzherrenkirche, in der das Museum untergebracht ist. Ihr heutiges barockes Aussehen, ein Werk des französischen Architekten Jean Baptiste Mathey, verbirgt die Fundamente der ursprünglichen gotischen Kirche, deren Grundstein 1252 von Agnes von Böhmen, der Gründerin Ritterordens der Kreuzherren mit dem roten Stern, gelegt wurde.

Feuerwehrausrüstung auf der Prager Kleinseite

Nach dem Museumsbesuch wechselten wir auf die andere Seite der Moldau und gingen zum Ufer in der Nähe der Prager Kleinseite, um uns eine Präsentation von Feuerwehrausrüstung anzuschauen. Die Kinder meiner Freundin hatten viel Spaß: Sie durften das Innere des Feuerwehrautos erkunden, den Wasserstrahl aus dem Feuerwehrauto direkt in die Moldau steuern und einen Delfin auf ihr Gesicht malen lassen. Auch wir Erwachsenen mussten uns nicht langweilen. Denn später fuhren wir mit einem kleinen Boot wieder auf die andere Seite der Moldau, von wo aus wir einen großartigen Blick auf die Karlsbrücke hatten.

Es gab eine Darbietung von Feuerwehrausrüstung. Credit: Kseniia Pulargina
Es gab eine Darbietung von Feuerwehrausrüstung. Credit: Kseniia Pulargina

Dampfschiff „Labe“ für einen Tag in Prag

Das Plakat vom Moldau-Tag mit dem Dampfschiff „Labe“.Credit: Kseniia Pulargina
Das Plakat vom Moldau-Tag mit dem Dampfschiff „Labe“.Credit: Kseniia Pulargina

Auch an diesem Tag gelang es den Organisatoren, das Dampfschiff „Labe“ mit seinem neuen Besitzer, Martin Komrska, Mitglied des „Vševltavský spolek“, für einen Tag auf die Moldau zurückkehren zu lassen. Das Dampfschiff „Labe“ war von 1949 bis 1986 auf der Moldau unterwegs, bis es wegen eines Kesselschadens und anderer technischer Mängel außer Dienst gestellt wurde. Danach ankerte es vor der Eisenbahnbrücke von Smíchov, bevor es am 17. August 1997 wegen seines rostigen Rumpfes sank. Es fand ein zweites Leben im deutschen Minden, wo es 2001 unter dem neuen Namen „Wappen von Minden“ auf der Weser und dem Mitteldeutschen Kanal fuhr. Im Frühjahr 2022 kaufte die Elbschifffahrtsgesellschaft Děčín das Dampfschiff in einem desolaten Zustand auf und brachte es zurück in die Tschechische Republik, wo es restauriert wurde. Das Dampfschiff „Labe“ liegt nun dauerhaft auf der Elbe vor Anker.


Kseniia Pulargina
Kseniia Pulargina

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

ich heiße Kseniia Pulargina und genieße meinen zweiten Aufenthalt in der Tschechischen Republik. Ich finde dieses Land so spannend und attraktiv und ich wollte schon immer hier wohnen, um mich in die tschechische Atmosphäre einzufühlen. Nun habe ich diese Möglichkeit erhalten, da ich im Rahmen meines Studiums der Osteuropastudien an der Universität Hamburg ein Pflichtpraktikum beim LandesEcho in Prag absolviere. Ursprünglich stamme ich aus der russischen Stadt Samara an der Wolga.

Ich bin sehr aufgeregt wegen dieser Praktikumsstelle und ich freue mich, neue Erfahrungen zu sammeln, Informationen zu recherchieren und meine Ideen mit Ihnen zu teilen. Das ist eine gute Chance, die tschechische Kultur und die deutsche Minderheit kennenzulernen.

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