Die tschechische Regierung möchte die Bevölkerung im Krisenfall schneller warnen können. Dazu kommt künftig die neueste Technik zum Einsatz.

Die tschechische Regierung plant, ein modernes Warnsystem per Mobiltelefon einzuführen. Die Gesamtkosten werden der Staat und die Mobilfunkbetreiber gemeinsam tragen. Anlass für das neue System waren vor allem der Amoklauf an der Karls-Universität im Dezember 2023 und die Hochwasser im vergangenen Jahr. Das sogenannte Cell-Broadcast-System ermöglicht es, Warnmeldungen direkt und gleichzeitig an alle Mobiltelefone in einem bestimmten Gebiet zu senden – unabhängig von SMS- oder App-Nutzung. Dadurch soll die Bevölkerung im Krisenfall schneller und zuverlässiger gewarnt werden. Innerhalb von 12 bis 18 Monaten nach Beginn des Ausschreibungsverfahrens könnte das innovative Warnmeldesystem in Betrieb gehen.

Bestehende Systeme stießen an Grenzen

Laut dem tschechischen Innenminister Vít Rakušan (STAN) hätten die Krisensituationen innerhalb der letzten zwei Jahre den Bedarf an modernen und schnellen Instrumenten zur Warnung und Information der Bevölkerung deutlich gemacht. Die aktuellen Warnsysteme hätten sich bei vergangenen Katastrophen als unzureichend erwiesen. Besonders bei dem Hochwasser 2024 sei es zu deutlichen Verzögerungen durch Netzüberlastungen gekommen. Aktuell werden Warnungen in Tschechien über lokalisierte SMS verschickt, wobei bis zu 200.000 Nachrichten gleichzeitig versendet werden können. Allerdings kommt es durch begrenzte Netzkapazitäten oft zu Verzögerungen von mehreren Minuten. 

Warnungen mittels 4G- und 5G-Netz

Ergänzend existiert ein einheitliches Warn- und Meldesystem mit rund 9500 Sirenen und Ortsfunkgeräten, das nahezu das gesamte bewohnte Gebiet abdeckt. Problematisch ist jedoch, dass fast die Hälfte des Landes noch mit rotierenden Sirenen ausgestattet ist, die keine konkreten Gefahreninformationen übermitteln können. Das geplante Cell-Broadcast-System soll Warnungen künftig schneller und zuverlässiger über 4G- und 5G-Netze verbreiten. Es basiert auf einer bestehenden Lösung und muss deshalb nicht eigens für Tschechien entwickelt werden. Einschränkungen bestehen an Orten mit geringer Netzabdeckung oder bei großflächigen Katastrophen.

Staat und Betreiber investieren Millionen

Für Aufbau und Betrieb des neuen Warnsystems sind Investitionen in Höhe von 235 Millionen Kronen (ca. 9,4 Millionen Euro) vorgesehen – 100 Millionen Kronen (ca. 4 Millionen Euro) trägt der Staat, 135 Millionen Kronen (ca. 5,4 Millionen Euro) die Mobilfunkbetreiber. Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich schätzungsweise auf weitere 51 Millionen Kronen (ca. 2 Millionen Euro). Die staatlichen Kosten werden zwischen dem Innenministerium und dem Verteidigungsministerium aufgeteilt. Eine zusätzlich geplante App soll nicht nur Warnmeldungen und Anweisungen für die Bevölkerung liefern, sondern auch Informationen an Tschechen im Ausland übermitteln.

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