Nachdem in den letzten Tagen die Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der tschechischen Hauptstadt sprunghaft angestiegen sind, hat das deutsche Robert-Koch-Institut Prag zum Risikogebiet erklärt. Nach der Einreise nach Deutschland müssen sich Personen, die sich im Stadtgebiet Prag aufgehalten haben, für 14 Tage in Quarantäne begeben oder sich auf das Coronavirus testen lassen. Ab Donnerstag gelten in Tschechien verschärfte Corona-Regeln.
Tschechien kämpft mit stark steigenden Infektionszahlen mit dem Coronavirus. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie meldete Tschechien für Dienstag über eintausend Neuinfektionen an nur einem Tag (1.164), etwa ein Drittel der Fälle geht auf die tschechische Hauptstadt zurück. Bis Mittwochabend meldete das tschechische Gesundheitsministerium landesweit bereits 701 neue Fälle, das ist für diese Uhrzeit erneut ein Rekord. Da Prag inzwischen den Schwellenwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen mit aktuell 102 Neuinfektionen weit überschritten hat, erklärte das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) die tschechische Hauptstadt am Mittwochabend zum Risikogebiet, was am morgigen Donnerstag in Kraft tritt.
Das bedeutet, dass sich Personen, die aus dem Stadtgebiet Prag kommen, nach ihrer Einreise in Deutschland für 14 Tage in Quarantäne begeben müssen. Mit einem negativen Corona-Testergebnis (nicht älter als 48 Stunden) kann die Quarantäne vorzeitig beendet werden. Keine Pflicht zur häuslichen Absonderung besteht, wenn man nur auf Durchreise durch das Stadtgebiet Prag war. Nähere Informationen, in welchen Fällen Quarantäne oder ein Corona-Test nötig ist, entnehmen Sie den Seiten des Auswärtigen Amts oder dem Bundesgesundheitsministerium. Eine etwaige Schließung der Grenzen ist bisher nicht beabsichtigt.
Die Nachbarländer Österreich und die Slowakei planen nach Angaben des tschechischen Premierministers Andrej Babiš (ANO) keine Reisebeschränkungen für Personen aus der Tschechischen Republik. „Ich habe die Zusage bekommen, dass es zu keinen Reisebeschränkungen zwischen unseren Ländern kommen wird“, sagte Babiš, der sich am Mittwoch mit seinen beiden Amtskollegen Sebastian Kurz und Igor Matovič getroffen hatte.
Landesweite Maskenpflicht ab Donnerstag
Als Reaktion auf die verschlechterte epidemiologische Situation verkündete Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos, für ANO), dass ab Donnerstag eine landesweite Maskenpflicht in allen öffentlichen Innenräumen, also in Geschäften, Kaufhäusern, Ämtern usw. gelten wird. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wird auch in Schulen (außerhalb des Unterrichts) und bei jeglichen öffentlichen Veranstaltungen in Innenräumen unabhängig von der Teilnehmerzahl verpflichtend sein. „Zusammen mit Experten haben wir entschieden, dass ab morgen eine Maskenpflicht in allen öffentlichen Innenräumen in der gesamten Tschechischen Republik gelten wird“, so Vojtěch. Mit der Maskenpflicht solle das Wachstum der Infiziertenzahlen in den nächsten Wochen gebremst werden, erklärte der Minister.
Seit Mittwoch gelten im Stadtgebiet Prag bereits verschärfte Corona-Regeln, u.a. eine Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen, außerdem müssen Restaurants, Bars und Clubs zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens schließen.
Der tschechische Innenminister Jan Hamáček (ČSSD) forderte die Reaktivierung des Zentralen Krisenstabs, der bei Koordinierung der Anti-Corona-Maßnahmen im Frühjahr eine bedeutende Rolle spielte. Premierminister Babiš lehnte das am Mittwochabend ab: „Dafür gibt es bislang keinen Grund.“