Während die tschechische Nationalmannschaft nach der Blamage auf den Färöern ins Chaos stürzt, herrscht bei Bohemka Ruhe und Klarheit: Jan Veselý bleibt Trainer bis 2028.

Das große Aufregerthema des tschechischen Fußballs war in den letzten Wochen natürlich der peinliche Auftritt der Nationalmannschaft am 12. Oktober auf den Faröer Inseln, wo man hoch favorisiert zumindest die Play-Off-Spiele für die WM-Qualifikation hätte klarmachen können. Und was passierte? Eine schwer fassbare 1:2-Niederlage. Ein Debakel! Man muss es so nennen. Ganz Europa rieb sich ungläubig die Augen, aber es änderte nichts. 

Schön gespielt – ohne Sieg

Wie so häufig im tschechischen Fußball: Man spielt schön, hat auch Chancen, aber irgendwie gerät das Spiel halbherzig. Es fehlen die entschlossenen Vollstrecker, auch ein gewisser Siegeswille. Zwar hatte Tschechien 67 Prozent Ballbesitz,7:1-Ecken und 14:6-Torschüsse, aber das reichte eben nicht zum Sieg. Bei völliger Feldüberlegenheit fing man sich in der 67. Minute ein allerdings ziemlich gut herausgespieltes Kontertor. Danach war klar, dass etwas passieren muss. Die Tschechen drängten auf ein Tor. Immerhin gelang in der 78. Minute der Ausgleich.

Aber kaum drei Minuten danach fing sich die Auswahl den zweiten Gegentreffer, weil sich Innenverteidiger und Torwart offenbar jeweils auf den anderen verlassen hatten. Ein Klassiker: Nimm Du ihn, ich hab ihn sicher. Dieses Geschenk nahmen die Männer aus dem Norden gern an. Sie wurden danach von einer riesigen Euphorie bis zum Schlusspfiff getragen und gewannen nicht völlig unverdient. Womit sie sich mit nur einem Punkt Rückstand auf Tschechien tatsächlich noch Chancen auf die Play Offs ausrechnen können. Allerdings müssten sie dafür in Kroatien gewinnen, während parallel Tschechien auch gegen Gibraltar verlieren müsste. Klingt einigermaßen unwahrscheinlich. Aber gut: Das dachte man vor dem Faröer-Match ja auch schon mal. 

Bohemka hält an Veselý fest

Eine Konsequenz zog der Verband umgehend: Nationaltrainer Ivan Hašek wurde entlassen, auch sein Team, darunter Assistenztrainer Jan Veselý, im Hauptamt der Trainer unserer geliebten Bohemka. Womit wir uns dem Hauptgegenstand dieser Kolumne nähern. Denn schon am 23. September verkündete unser Klub, dass der Vertrag unseres Trainers um zwei Jahre verlängert wurde. Also bis zum Sommer 2028. Eine sehr gute Nachricht! 

Schon seit 2022 ist Jan Veselý unser Trainer. In seine Ära fällt auch der sensationelle 4. Platz in der Saison 22/23, der uns die ersten Europapokalspiele seit über 40 Jahren bescherte. Wie ist nun die Lage in der Liga? Wir haben uns im Mittelfeld festgesetzt und es scheint diese Saison so, als ob wir nichts mit dem Abstieg zu tun bekommen. Eine für unsere Verhältnisse sehr komfortable Situation. 

Von Pardubitz bis Reichenberg

Kurz seien hier die Spieltage 7 bis 13 abgehandelt: Am 30. August traten wir bei schönstem Sommerwetter in Pardubitz (Pardubice) an, mit denen uns ja eine Fan-Freundschaft verbindet. Pardubitz ging nach einem kapitalen Fehler unseres Keepers Michal Reichl in Führung, die wir erst kurz vor Schluss mit einem schönen Treffer von Adam Kadlec ausgleichen konnten. Immerhin ein Punkt! Dennoch rechnete man sich mehr aus, Pardubitz lag zu diesem Zeitpunkt am Tabellenende. Der Klub bekam im Sommer einen neuen Haupteigentümer, der viel vorhat. Unterdessen haben sie sich etwas nach oben arbeiten können. 

Der 8. Spieltag brachte uns einen knappen 1:0-Heimsieg gegen den dieses Jahr schwächelnden 1.FC Slovácko. Schon in der 2. Minute erzielte Vladimir Zeman das spielentscheidende 1:0 nach schönem Pass von Aleš Čermák. Noch viel schöner war dann der 2:0 „Auswärtssieg“ bei Dukla im Juliska. Immerhin schaff t es Dukla seit einiger Zeit, sein schönes Stadion besser zu füllen. In den 2010er Jahren verloren sich oft kaum 1000 Zuschauer zu Erstligaspielen. Aber auch diesmal war es für uns gefühlt ein Heimspiel, die beiden vielumjubelten Tore erzielten Čermák und Zeman. 

Ende September empfingen wir dann Sigma Olmütz, man hoffte auf eine Fortsetzung der Siegesserie, aber daraus wurde nichts: Die Olmützer nahmen durch ein gerechtes 2:2 einen Punkt ins Mährische mit. Am 4. Oktober folgte in Reichenberg (Liberec) ein eher grausames 0:0 bei sieben Grad, Sturm und Regen unter Flutlicht. Nur die Vorfreude auf den Ratskeller mit seiner berühmten Schweineleber und dem guten Bier vom Tank aus Svijany ließen den Fußballfreund durchhalten.

Kein Happy End

Es folgte eine Woche drauf am 18. Oktober eine ärgerliche 0:1-Heimniederlage gegen Viktoria Pilsen, die dieses Jahr schlagbar schienen. Und nur vier Tage später folgte das Nachholspiel gegen den FC Jungbunzlau, das im August nicht stattfinden konnte, weil 14 unserer Spieler an einem akuten Infekt gelitten hatten. Und wieder konnte kein Sieg eingefahren werden, es blieb bei einem 1:1, obwohl wir drückend überlegen waren. Aus unzähligen Flanken entstand kaum Gefahr. Es fehlt an Ruhe und Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor, an einem Vollstrecker, der zuverlässig liefert. 

Am 28. Oktober mussten wir zu Sparta auf den Letná, ein Dienstag um 17.00 Uhr! Sparta hatte erst am Freitag zuvor beim HNK Rijeka/Fiume sein Europapokalspiel absolviert, weswegen das eigentlich für Sonntag angesetzte Spiel auf Dienstag verschoben wurde. Leider gelang keine Überraschung, wir verloren 1:2. Zur Halbzeit lagen wir noch sensationell 1:0 vorn, aber in der zweiten Halbzeit konnte Sparta leider seiner Favoritenrolle gerecht werden.

Dennoch: Nach 13 Spieltagen stehen wir als Zehnter im gesicherten Mittelfeld mit sechs Punkten Abstand auf Platz 11. Die Liga scheint diese Saison etwas spannender zu werden. Es kristallisiert sich ein Dreikampf der beiden großen und reichen Prager Klubs Sparta und Slavia und – das ist die Überraschung der Saison – dem FC Gablonz heraus. 

In der nächsten Kolumne folgt dann der Rückblick auf die Hinrunde.

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