Nach mehreren Hinweisen auf Bären auf tschechischem Gebiet untersucht die Agentur für Naturschutz und Landschaftspflege mögliche Sichtungen. Experten halten es für wahrscheinlich, dass es sich um entkommene Zuchttiere handelt.
In den vergangenen Wochen sind in Tschechien mehrfach Berichte über Bärensichtungen aufgetaucht. Auf dem Truppenübungsplatz Hradiště in der Karlsbader Region sollen sich laut Zeugenaussagen mehrere Tiere aufhalten, in der Region Hochland (Vysočina) wurde diese Woche ein einzelner Bär gesichtet. Die Agentur für Naturschutz und Landschaftspflege (AOPK) überprüft die Informationen gemeinsam mit Polizei, Förstern und dem Militär. Eine natürliche Einwanderung aus der Slowakei schließen die Behörden derzeit aus.
Möglicherweise entkommene Zuchtbären
Sollten sich die Sichtungen bestätigen, dürfte es sich nach Einschätzung der Behörde um Tiere handeln, die aus privater Haltung oder Zuchtbetrieben stammen. Solche Bären gelten nach einem Gesetz des Tschechischen Nationalrats zum Schutz von Natur und Landschaft nicht als besonders geschützte Arten und fallen unter die Verantwortung ihrer Halter. Die Polizei plant in Zusammenarbeit mit Experten für Großraubtiere und dem Zoo Königinhof an der Elbe (Dvůr Králové), die Tiere einzufangen und unter Quarantäne zu stellen. „Wenn es sich tatsächlich um Bären handelt, dann sind dies Tiere, die aus einer Zucht stammen und keine natürliche Scheu gegenüber Menschen zeigen“, erklärte Jindřiška Jelínková von der AOPK. Es sei deshalb schwierig, ihre Reaktion bei einer Begegnung mit Menschen einzuschätzen. Jelínková rät, bei einer Begegnung langsam zurückzuweichen und sofort die Polizei unter der Notrufnummer 158 zu verständigen.
Ermittlungen zu Herkunft und möglicher Straftat
Die Polizei prüft derzeit, ob im Zusammenhang mit den freilaufenden Tieren Straftatbestände wie allgemeine Gefährdung oder Tierquälerei vorliegen könnten. Laut Polizeisprecher Jakub Vinčálek wird auch die Herkunft der Tiere untersucht. Der Direktor des Zoos Königinhof, Přemysl Rabas, teilte mit, dass dort eine neue Anlage für Bären fertiggestellt wird, in der gegebenenfalls gefangene Tiere untergebracht werden können. Nach Angaben der Tschechischen Umweltinspektion wird aktuell verstärkt gegen illegale Zuchtbetriebe vorgegangen. Direktor Petr Bejček schließt nicht aus, dass einige Züchter ihre Tiere freilassen, um sie unbemerkt loszuwerden. Die Behörden bitten die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe. Sichtungen können per E-Mail an medved@aopk.gov.cz gemeldet werden. Gleichzeitig wird betont, dass bei möglichen Begegnungen in freier Natur größte Vorsicht geboten ist.
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