Anlässlich des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs zeigt die Stadt Prag auf dem Marienplatz (Mariánské náměstí) vor dem Neuen Rathaus eine öffentlich zugängliche Freiluftausstellung mit dem Titel „V jako vítězství“ („V for Victory“). Die Ausstellung, die bis zum 30. Mai 2025 zu sehen ist, ist nur eine von vielen Gedenkveranstaltungen und -aktionen.

Auf insgesamt acht großformatigen Tafeln werden in der Ausstellung „V jako vítězství“ 16 Themenbereiche vorgestellt, die sich mit den historischen Ereignissen rund um das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und insbesondere mit der Befreiung Prags befassen. Die Ausstellung informiert unter anderem über den Prager Aufstand (Pražské povstání), die Rolle der westlichen Alliierten und der Roten Armee sowie die Rückkehr tschechoslowakischer Luftstreitkräfte aus Großbritannien. Auch Aktivitäten des Militärgeschichtlichen Instituts Prags (Vojenský historický ústav Prahy) werden dokumentiert, das zusammen mit der Stadt Prag und der gemeinnützigen Organisation Post Bellum die Ausstellung organisiert hat. Begleitet wird „V jako vítezství“ von rund 120 Archivfotografien aus verschiedenen Sammlungen, darunter das Militärische Zentralarchiv sowie regionale Archive aus Städten wie Pilsen (Plzeň) und Prerau (Přerov). Alle Ausstellungstafeln sind zusätzlich über QR-Codes in englischer Übersetzung verfügbar.

Historischer Panzer nur noch heute zu sehen

Ein zentrales Exponat der Ausstellung ist ein historischer Panzerjäger, der laut den Veranstaltern an den Kämpfen in Prag im Mai 1945 beteiligt gewesen sein soll. Der Transport und die Installation dieses großen und schweren Exponats wurde von den Organisatoren als eine anspruchsvolle logistische Operation beschrieben, die die Bedeutung dieses Jubiläums zusätzlich unterstreichen solle. Das Fahrzeug ist nur noch heute auf dem Marienplatz (Mariánské náměstí) zu sehen. In den vergangenen Tagen wurde es abends gemeinsam mit dem Neuen Rathaus beleuchtet – zunächst in den Farben Prags (Rot und Gelb), anschließend in den Farben der tschechischen Trikolore (Weiß, Rot und Blau).

Erinnerung als öffentliche Aufgabe

Prags Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda (ODS) betonte bei der Eröffnung am vergangenen Mittwoch die Bedeutung des historischen Gedenkens: „Die Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs ist nicht nur eine Frage des historischen Gedächtnisses, sondern auch unserer bürgerlichen Verantwortung. Jeder Name, jede Geschichte, jedes Opfer hat einen Abdruck in unserer Geschichte hinterlassen – und es liegt an uns, diesen Abdruck niemals zu löschen. Die Ausstellung auf dem Mariánské náměstí zeigt den Mut und das Leiden unserer Vorfahren, die für die Freiheit kämpften. Ich bin stolz darauf, dass Prag so würdig zeigen kann, was ein echter Sieg bedeutet: Werte, Moral und Menschlichkeit.“

Nahaufnahme einer Tafel der Ausstellung „V jako vítezství“ über die Bombardierung Prags im Februar 1945. Credit: Luis Delport

Weitere Veranstaltungen zum Gedenken an das Kriegsende

Neben der Ausstellung „V jako vítezství“ erinnern in Prag zahlreiche weitere Veranstaltungen an das Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine bedeutende Gedenkfeier fand heute am Gebäude des Tschechischen Rundfunks (Český rozhlas) im Stadtteil Vinohrady statt, wo an die Ereignisse des Prager Aufstands 1945 erinnert wurde. An der Zeremonie nahmen hochrangige Politiker teil, darunter die Vorsitzende der Abgeordnetenkammer Markéta Pekarová Adamová (TOP 09) und Prags Bürgermeister Bohuslav Svoboda.

Am Altstädter Ring (Staroměstské náměstí) wird zudem bis zum 11. Mai eine Multimedia-Ausstellung präsentiert, die mit authentischen Aufnahmen und virtuellen Darstellungen die Besucher in das Prag von 1945 zurückversetzt. Parallel dazu werden Diskussionsrunden mit Historikern stattfinden. Ebenfalls geplant ist eine Ausstellung des Militärhistorischen Instituts vor dem Gebäude des Generalstabs in Prag 6. Hier werden die Ereignisse der letzten Kriegstage thematisiert. Am 8. Mai, dem Tag der Kapitulation Nazi-Deutschlands, finden zudem eine Messe für Frieden und die Opfer des Zweiten Weltkriegs im Veitsdom (Katedrála svatého Víta) sowie um 19 Uhr eine Inszenierung zur Zeit des Prager Aufstands im Nationaltheater (Národní divadlo) statt.

Auch in weiteren Städten finden Gedenkveranstaltungen anlässlich des 80-jährigen Jubiläums des Kriegsendes statt. Pilsen (Plzeň), das von US-amerikanischen Truppen befreit wurde, erinnert mit einer fünftägigen Gedenkfeier „Das Fest der Freiheit“ an die letzten Kriegstage und die Befreiung von der nationalsozialistischen Besatzung.

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