Das Förderprogramm soll Ende 2025 oder Anfang 2026 starten und richtet sich an Gemeinden und Initiativen, die sich um vernachlässigte Ruhestätten der ehemaligen deutschen Bevölkerung – insbesondere in den Grenzregionen – kümmern möchten.
Schätzungsweise Hunderttausende deutsche Gräber befinden sich auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik und zeugen vom jahrhundertelangen Zusammenleben von Deutschen und Tschechen. Nach der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verfielen jedoch viele dieser Grabstätten, da die Vertriebenen nicht mehr für die Ruhestätten ihrer Vorfahren sorgen konnten.
In den vergangenen Jahrzehnten engagierten sich bereits zahlreiche Vereine, Initiativen und einige Gemeinden für eine würdevolle Restaurierung und den Erhalt dieser Gräber. Vielerorts sind sie heute die einzigen Spuren der ehemaligen deutschsprachigen Bevölkerung und bedeutender Teil des kulturellen Erbes. Eine flächendeckende Lösung für den Verfall der Ruhestätten gab es bislang jedoch nicht. Nun plant das tschechische Ministerium für regionale Entwicklung ein Förderprogramm, das Gemeinden und Initiativen bei der Restaurierung und Instandhaltung der Grabstätten unterstützen soll. Es soll Ende 2025 oder spätestens Anfang 2026 anlaufen. Die tschechische Regierung will das Programm in den kommenden Wochen offiziell genehmigen.
Erfolg für deutsche Minderheit
Einzelne Details des Programms wie die Förderkriterien sind aktuell noch in der Entwicklung. Bekannt ist aber bereits, dass die Fördermittel voraussichtlich nicht ausreichen werden, um das Problem vollständig zu lösen. „Das Ausmaß der Vernachlässigung ist in der Tat enorm. Wenn alle Gräber restauriert werden sollten – was nicht der Fall sein wird –, würden die Kosten in die Milliarden gehen. Unser geplantes Programm bewegt sich hingegen im Millionenbereich, zunächst vielleicht bei fünfzig Millionen Kronen [ca. 2 Mio. Euro, Anm. d. Red.]“, erklärte Leo Steiner vom Ministerium für regionale Entwicklung gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Zunächst wird das Ministerium die Mittel aus dem eigenen Budget bereitstellen. Ab 2029 soll die Europäische Union die Finanzierung übernehmen.
Initiiert hatte das Programm die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, der landesweite Dachverband der deutschen Minderheit. Der Verband setzt sich seit Jahren für den Erhalt und die Pflege deutscher Grabstätten ein und versucht, die Problematik in die tschechische Öffentlichkeit zu bringen. Martin Herbert Dzingel, Präsident der Landesversammlung, wertet das Programm unabhängig von der Fördersumme als Erfolg: „Es ist uns sehr wichtig und es war unser großes Ziel, dass sich ein Ministerium oder eine staatliche Behörde der Problematik der deutschen Gräber annimmt. Das ist uns gelungen.“
Das LandesEcho wird die Entwicklungen rund um das Förderprogramm weiterverfolgen und über neue Details berichten, sobald diese bekannt werden.
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