In Hof fand am vergangenen Pfingstwochenende der 72. Sudetendeutsche Tag statt. Unter dem Motto „Dialog überwindet Grenzen“ trafen sich erneut die vielen Ortsgruppen der sudetendeutschen Landsmannschaft. Auch die Vereine und Verbände der deutschen Minderheit aus Tschechien fehlten nicht.
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Das Schicksal der Ukraine und der vielen Menschen, die aufgrund des Krieges ihre Heimat verlassen müssen, war eines der zentralen Themen auf dem diesjährigen Sudetendeutschen Tag in Hof. So eröffnete der Landesobmann der sudetendeutschen Landsmannschaft Bayern, Steffen Hörtler, die Verleihung des Europäischen Karls-Preises mit den Worten: „Wir als Sudetendeutsche stehen dafür ein, dass Vertreibung nie wieder passieren darf. Es passiert aber wieder, Mitten in Europa. Und deshalb beobachten wir mit Bestürzung, was derzeit in der Ukraine passiert.“ Der Sudetendeutsche Tag solle deshalb auch als eine Kundgebung für Frieden und Solidarität mit dem ukrainischen Volk gesehen werden.
Selenskyj mit Karls-Preis 2022 ausgezeichnet
Ihren Worten wollte die Sudetendeutsche Landsmannschaft auch Taten folgen lassen. So wurde der Karls-Preis 2022 an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verliehen, als ein Zeichen der Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine. Stellvertretend nahm eine junge ukrainische Geflüchtete den Preis entgegen. Sobald es möglich ist, will eine Delegation der Sudetendeutschen Landsmannschaft nach Kiew reisen, um dem ukrainischen Präsidenten die Auszeichnung persönlich zu übergeben. Bis dahin möchte man sie in der sudetendeutschen Bildungsstätte „Heiligenhof“ in Bad Kissingen aufbewahren, die aktuell auch als Unterkunft für ukrainische Geflüchtete dient.
Ehrung des rumänischen Staatspräsidenten
Neben der Würdigung des ukrainischen Volkes und der Auszeichnung Selenskyjs konnte in diesem Jahr auch die Verleihung des Karls-Preises 2020 nachgeholt werden. Dieser ging an den rumänischen Staatspräsidenten, Klaus Werner Iohannis. Damit möchte die Sudetendeutsche Landsmannschaft ihn für sein Lebenswerk auszeichnen. Als Angehöriger der deutschen Minderheit in Rumänien wurde er sowohl zum Bürgermeister Siebenbürgens gewählt als auch bereits zum zweiten Mal zum Präsidenten Rumäniens. In seiner Dankesrede sprach Iohannis über die Herausforderungen, vor denen Europa durch den Angriffskrieg Russland stehe, der nicht nur ein Angriff auf das ukrainische Volk, sondern auch auf unsere demokratischen Prinzipien sei. Dabei bekräftigte er die Wichtigkeit eines geschlossen stehenden Europas.
Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt (links), verlieh den Europäischen Karls-Preis 2020 an den rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis (2. v. l.) und den Karls-Preis 2022 an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskjy, für den eine ukrainische Geflüchtete den Preis entgegennahm. Auf dem gemeinsamen Foto ist auch Steffen Hörtler (rechts), Landesobmann der Sudetendeutschen in Bayern. Foto: Margit Řehoříková
Vertrauen durch Dialog
Wie wichtig der Zusammenhalt für ein friedliches Miteinander in Europa ist, darauf machte Bernd Posselt, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft, in seiner Rede im Rahmen der Verleihung des Karls-Preises aufmerksam. „Wir müssen Vertrauen aufbauen durch ständige Begegnung, durch ständigen Dialog. Es ist mühsam, aber es ist der Weg zu einem friedlichen Europa.“ Es sei der Weg, so betont Posselt weiter, die Angst voreinander abzubauen. Eine Angst, die immer noch existiere und missbraucht werde von Extremisten und Nationalisten.
Bereits beim festlichen Abend am Freitag sprach die neue Beauftragte der deutschen Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik, zum ersten Mal auf einem sudetendeutschen Tag. Dabei zeigte sie sich besonders erfreut über das diesjährige Motto, das ein Bekenntnis und ein Anliegen zu unseren heutigen Werten sei und ein klares Zeichen für ein geeintes Europa.
Deutsche Minderheit stellt sich vor
Neben den Preisverleihungen und weiteren zahlreichen Veranstaltungen stellten sowohl die deutschen Vereine und Verbände aus Tschechien als auch die sudetendeutschen Ortsgruppen die kulturelle Vielfalt der deutschen Minderheit zur Schau. Dabei konnte man sich an Infoständen über die Arbeit der deutsch-tschechischen Begegnungszentren informieren, es wurden Gedichte und Geschichten aus den Regionen erzählt, Trachten präsentiert und es gab einen regen Austausch untereinander. Mit einer Friedens- und Versöhnungswallfahrt nach Maria Kulm endete der diesjährige Sudetendeutsche Tag am Pfingstmontag.
Der Sudetendeutsche Tag 2022 in Hof in Bildern
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Fotos: Jan Černý & Maximilian Schmidt © LandesECHO