Am Fuße des Altvatergebirges unweit der Stadt Mährisch Schönberg liegt das von einer wunderschönen Natur umgebene Groß Ullersdorf. Viele Sagen ranken sich um den Ort.

Die Sage vom Mönchstein bei Groß Ullersdorf

Nördlich von Groß Ullersdorf (Velké Losiny) erhebt sich steil der Kohlbuschberg, dessen letzter Ausläufer der Mönchstein heißt und seinen Namen nach dem Zwerge Minich führt.

Minich, oder auch Grünhütel genannt, erschien vielen auf dem Felde arbeitenden Bauern, unterhielt sich mit ihnen, beschenkte sie und verschwand wieder in dem Berge. Dort bewachte er viele und große Schätze von Gold und Edelgestein. Sein unterirdischer Palast stand sogar – aber nur einmal im Jahre – für jedermann offen. Wollte man das Innere desselben besichtigen, musste man während der Passion am Palmsonntag kommen. Bei Beginn derselben öffneten sich die unterirdischen Räume. Sprach der Priester am Altare das letzte Wort der Passion, sogleich schloss das Portal des unterirdischen Palastes wieder für ein ganzes Jahr.

Vor langer Zeit wagte es ein Mann, dem Zwerge im Berge einen Besuch abzustatten. Zur rechten Zeit war er am Platze erschienen. Die Passion begann, das Tor des Felsenpalastes öffnete sich. Voll Verwunderung betrat er die weiten, glänzenden und glitzernden Räume. Nach kurzem Gange versperrte ein schwarzer Riesenhund mit furchtbarem Gebiss ihm den weiteren Weg. Hinter diesem zähnefletschenden Wächter lagen aufgehäuft große Mengen Gold und Silber. Gedenkend  seiner Not, beschloss der gute Mann, mit dem aufgespeicherten edlen Metall sich die Taschen zu füllen, um künftighin gut und sorgenfrei leben zu können. Entschlossen schritt er an dem nach ihm schnappenden Hunde vorbei und nahm von den aufgehäuften Schätzen, so viel er nur fortschaffen konnte. Sobald er fertig war, lief er dem Ausgang zu. Aber, o Schrecken! Das Felsentor war geschlossen. Zu lange hatte er sich aufgehalten. Jammernd irrte er inmitten der reichsten Schätze, nach denen er sich früher so sehr gesehnt hatte. Alle Klage war vergebens. So verlebte der ärmste ein banges und langes Jahr unter der Erden.

Am nächsten Palmsonntage, sobald die Passion begann, öffnete sich die Felsenhöhle wieder. Ohne auf die Schätze zu achten, eilte der so Geängstigte hinaus aus der Höhle, mit dem festen Vorsatze, diesen Ort für immer zu meiden. Zu Hause angekommen, hatte er gar vieles zu erzählen. Auch fand er noch in seiner Tasche einiges Buchenlaub, das er eingesteckt  hatte. Als er es aber herauszog, hatte er statt Laub blankes Gold in den Händen.

Der Kubin-Graben bei Groß Ullersdorf

Vom Groß Ullersdorfer Schlosse dem Stollenhaubache entlang führt der Weg in eine Schlucht, die nach dem früher hier bestandenen dichten Tannenwalde „Schwarzer Graben“ heißt. Der südliche Teil desselben führt den Namen „Schrecken“ oder „ Kubin-Graben“.

Kubin, ein ehemaliger herrschaftlicher Beamter, erzählt die Volkssage, hatte eines Tages die Arbeiter bei einem Baue zu beaufsichtigen. Da geschah es, dass plötzlich ein furchtbares Gewitter losbrach und die Arbeiter darüber in Angst versetzt beten wollten. Kubin verhöhnte sie und untersagte ihnen das Beten unter schrecklichen Gotteslästerungen. Die Straße ereilte den Frevler, denn ein Blitzstrahl streckte ihn darnieder. Auf dem Friedhof, wo man ihn begrub, fand er keine Ruhe und wandelte um Mitternacht stets auf demselben umher. Deshalb wurde sein Leichnam ausgegraben, nach dem „Schwarzen Graben“ gebracht und dort bestattet. Seit jener Zeit soll dieser Graben den Namen „Kubin-Graben“ führen.

Entdeckung der Heilquelle in Groß Ullersdorf

Über die Entdeckung der Groß Ullersdorfer Heilquelle erzählt die Sage Folgendes: Ein Bauer jagte einst sein krankes abgezehrtes und von Geschwüren und Krätze ganz bedecktes Pferd davon, weil er es aus Furcht vor Ansteckung nicht mehr im Hause dulden mochte. Und weil dieses Pferd nahe jener Wiese, wo sich die Heilquelle befand, fortgejagt wurde, kam es zufällig in den Tümpel, stürzte hin und blieb drei Tage liegen, bis es durch die Kraft des Wassers sich in dem Moor zu wälzen begann und endlich frisch heraussprang und auf der Wiese weidete. Nach einigen Tagen, als es wahrscheinlich das Wasser auch getrunken hatte, erhielt er eine neue Haut und der Grind verschwand, wieder genesen kehrte er unvermutet – denn man glaubte es bereits von Hunden und anderen Tieren zerrissen und gefressen – zu seinem Herrn zurück. Von da an wurde dieses Wasser benützt. Weil es das Tier geheilt hatte, so vermutete man, dass es auch den Menschen heilsam sein werde. Da es nun gegen Hautkrankheiten sich erprobt hatte und der Erfolg bekannt wurde, begann man, es nach und nach zu schätzen.

Quelle : Gustav Mikusch „Die Sagen in den mährischen Sudetengegenden“

Zusammengetragen von Irene Kunc

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