Die Orgel in der Gablonzer Herz-Jesu-Kirche ist ein seltenes Instrument. Nach fast 90 Jahren war es aber vom Holzwurm befallen und nicht mehr nutzbar. Nun wird die Orgel von der Bautzener Firma Eule Orgelbau restauriert.
Die Bautzener Familienfirma Hermann Eule Orgelbau restauriert die Orgel der Herz-Jesu-Kirche aus der Partnerstadt Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou). Es handelt sich um die erstmalige Renovierung nach fast 90 Jahren. Das Instrument aus dem Jahre 1932 konnte nicht mehr genutzt werden. „Das Instrument war vom Holzwurm befallen“, sagte Orgelexperte Bohumil Žloutek. Die Kosten der Erneuerung belaufen sich auf rund sechs Millionen Kronen (240.000 Euro). Seit 2007 sammelte ein in Gablonz gegründeter Stiftungsfonds Spenden. Durch Benefizkonzerte, Spenden und Gelder von Stadt und Bezirk kam rund ein Drittel zusammen. Die Sammlung wird noch fortgesetzt.
Eine Firma für die Restaurierung zu finden war nicht einfach: „Wir haben zuerst fünf Orgelbaubetriebe in Tschechien angesprochen. Aber niemand von ihnen hatte freie Kapazitäten oder konnte den Auftrag aus anderen Gründen nicht übernehmen. Deswegen wandten wir uns an die Firma aus unserer sächsischen Partnerstadt“, erklärte Petra Handlířová vom Gablonzer Informations- und Kulturzentrum, das sich um die Kirche kümmert.
Marke Rieger aus Jägerndorf
In Tschechien gibt es mehr als 5 700 Orgeln, von denen sich aber nur ein Bruchteil als Konzertinstrument eignet. Und nur wenige haben 43 Register, weitere Nebenregister und drei Manuale wie die Gablonzer Orgel. Das Werk der Firma Rieger aus Jägerndorf (heute Krnov) aus dem Jahre 1932 hat insgesamt mehr als 2 860 Pfeifen. Die Orgel wurde wie die ganze Kirche vom Architekten Josef Zasche entworfen.
„Die Orgel ist im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben, ohne irgendwelche Änderungen, allerdings nicht mehr spielbar“, sagte Borek Tichý von der Pfarrgemeinde. Die einzige Möglichkeit, die Orgel zu retten, war ihre komplette Zerlegung. Die ersten Pfeifen wurden gleich nach den letzten Konzerten Anfang November auseinandergenommen. Nun müssen sämtliche Holzteile radioaktiv mit einem Kobaltisotop bestrahlt werden.
Die Stadt Gablonz hat außer Bautzen auch eine Städtepartnerschaft mit Kaufbeuren, wo nach dem Zweiten Weltkrieg von vertriebenen Gablonzern das Stadtviertel Neugablonz aufgebaut wurde. Dort wurde auch ein Benefizkonzert organisiert und der dortige Kirchenmusiker Albin Wirbel komponierte eine musikalische Festfantasie der Städtepartnerschaft Gablonz mit Kaufbeuren-Neugablonz. Die Komposition „Die Idylle“ wurde dem kulturellen und ökumenischen Austausch gewidmet.