Lange galt das Dorf Liebenau (Libná) als verschwunden. Dank dem Einsatz engagierter Bürgerinnen und Bürger aus Tschechien und Deutschland ist es nun zu neuem Leben erweckt worden.
Es war einmal ein Dorf, von dem man dachte, es sei nicht einmal mehr auf den Landkarten zu finden. Diejenigen, die dort jahrhundertelang gelebt und es durch ihre unermüdliche Arbeit verbessert hatten, mussten es verlassen. In der neuen Heimat hieß es, dass von diesem Dorf nichts mehr übrig sei. So hätte der Artikel über Liebenau beginnen können. Aber es ist nicht so! Zwar ist das Dorf fast verschwunden, denn es gibt nur noch „ein paar“ Häuser. Doch dank vieler Menschen, die an gegenseitiges Verständnis und Versöhnung glauben und die Region lieben, in der sie leben und in der sie geboren wurden, ist alles anders.
Liebenau wieder sichtbar
Alles begann vor drei Jahren. Der Verein für tschechisch-deutsche Verständigung Trautenau – Riesengebirge, e. V. organisierte unter der Leitung von Jiří Svoboda, einem Lehrer am Trautenauer Gymnasium, ein Geländespiel für Schüler auf dem Gebiet des verschwundenen Liebenau. Neben dem Schülerspiel gab es auch einen geführten Spaziergang, an dem 130 Personen teilnahmen. Der Bürgermeister von Wekelsdorf (Teplice nad Metují), zu dem jetzt Liebenau gehört, Josef Bitnar, zeigte sich beeindruckt und versprach, dass Liebenau es verdient, wieder bekannt zu werden.
Nach drei Jahren unermüdlichen Einsatzes wurde Liebenau schließlich am Sonntag, den 26. Mai 2024 wieder zum Leben erweckt. Und wie? Durch das Aufstellen von Informationstafeln, die mit vielen Fotos, einer Liste der letzten Bewohner und einer Karte, auf der zu sehen ist, wo die Häuser früher standen, die Geschichte des Dorfes zeigen. An der Enthüllungszeremonie nahmen etwa 70 Personen teil. Dank der Zusammenarbeit mit dem Heimatkreis Braunau und seinem Vorsitzenden Erik Buchholz, war auch die gebürtige Liebenauerin Frau Christel John anwesend.
Ein Gefühl der Genugtuung
Die gemeinsamen Bemühungen des Vereines für tschechisch-deutsche Verständigung Trautenau – Riesengebirge, e. V., der Stadt Wekelsdorf und des Heimatkreises Braunau waren erfolgreich und zahlten sich aus. Ein Gefühl der Genugtuung stellte sich ein, als Frau Christel John sagte: „Ich nahm regelmäßig an Treffen von Einheimischen in Deutschland teil, und sie fragten mich immer, woher ich komme. Ich antwortete, dass ich aus Liebenau stamme. Und ihre Antwort war immer, dass Liebenau nicht mehr existiert. Das hat mich immer sehr verletzt. Dieser Moment, den ich jetzt erleben kann, ist eine große Genugtuung für mich. Ich hätte nie geglaubt, dass ich nach Liebenau zurückkehren und es wieder zum Leben erwecken würde.“
Nun, ist diese Geschichte nicht eigentlich ein Märchen? Sogar Rübezahl kam vorbei. Die Wiederentdeckung und Wiederbelebung von Liebenau zeigt, wie wichtig und kraftvoll das Engagement für das kulturelle Erbe und die Erinnerungskultur sein kann. Es ist ein Beispiel dafür, dass selbst vermeintlich verlorene Orte und Geschichten durch den Einsatz engagierter Menschen wieder zum Leben erweckt werden können.
Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 6/2024
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