Zeichnung: Jiří Bernard
Zeichnung: Jiří Bernard

Es steht als frommes Wanderziel auf der Gipfelstufe gegen den freien Himmel und grüßt freundlich von seiner Höhe ins Tal herab. Die Legende des Kirchleins blieb in Schrift und mündlicher Überlieferung in mehreren Sagen erhalten.

Ein Jäger aus Reutenhau (Rejhotice) in Mähren litt an Zehrfieber und war infolge seiner Krankheit schon so schwach, dass er kaum gehen konnte. Er hatte schon alle Ärzte weit und breit um Rat gefragt, aber es konnte ihm keiner helfen. Da kam ihm der Gedanke, auf die Heide im Gebirge droben zu steigen, vielleicht könne ihn das kräftigen.

    Am nächsten Tage stieg er mühselig hinauf und nahm auch seine Flinte mit, um vielleicht zu jagen. Als er droben ankam, war er so matt, dass er sich niedersetzen musste und gleich darauf einschlief. Da sah er im Traume eine klare Quelle, die aus dem Felsenboden herauskam und daneben stand eine weiße Gestalt, die kam ihm wie ein Geist vor. An der Quelle stand auch ein schöner Hirsch und trank dort. Die Gestalt sagte zu ihm: „Hier ist die Quelle des Lebens! Schieß auf den Hirsch und er wird dir den Weg zeigen, dass du wieder gesund wirst.“

    Der Jäger wollte wirklich schießen, aber auf einmal hörte er ein furchtbares Getöse und er erwachte sogleich. Da stand ein prächtiger Hirsch ganz in seiner Nähe. Er nahm das Gewehr und schoss. Er hatte den Hirsch getroffen. Das Tier lief noch eine kleine Strecke und fiel dann nieder. Der Jäger ging hin und sah ganz in der Nähe wirklich eine Quelle. Er nahm den Hirsch und trug ihn zur Quelle hin, um ihn auszuweiden. Jetzt fiel ihm aber ein, dass er im Traume auch hier eine Gestalt gesehen hatte, die aber nicht mehr hier war.

    Als der Jäger das überdachte, sah er, wie sich der Hirsch auf einmal bewegte und von der Quelle trank und seine Wunde mit dem Wasser der Quelle benetzte. Plötzlich sprang das Tier auf und lief mit großen Sätzen davon. Nun füllte auch der Jäger seinen Hut mit dem Wasser der Quelle, trank davon und wusch sich damit. Nach kurzer Zeit fühlte er sich stark und gesund. Das Wasser des Heidebrünndels hatte ihn und den Hirschen gesund gemacht.

    Eine zweite Version erzählt die Sage bisschen anders, nämlich, dass sich hier im frühen 14. Jahrhundert der Jäger Franz Niewall aus Reutenhau auf der Pirsch befand. Als ihm ein kapitaler Hirsch ins Schussfeld geriet, streckte er das Tier nieder und schleppte es zu einer nahen Quelle, um es dort aufzubrechen, wobei er die Wundstelle im Voraus zu reinigen versuchte. Urplötzlich sprang da der Hirsch auf und suchte mit hohen Sprüngen das Weite, was den Jäger gehörig erschreckte. Auch von einem Förster, der zu erblinden drohte, ist bekannt, dass er sein Augenlicht mit dem Quellwasser retten konnte. Als Niewall Jahre später mit seiner Familie an einer Hautkrankheit litt, träumte er, dass das wundertätige Quellwasser den Hirsch gerettet hatte. Das veranlasste ihn, zusammen mit seiner Frau und den Kindern zur Quelle zu pilgern, um dort vom Wasser zu trinken und sich damit zu waschen, was zu einer schnellen Gesundung führte. Zum Dank errichtete Niewall am Heilungsort ein steinernes Denkmal mit einer Bildtafel der fünf Wunden des Erlösers.

    Auf jeden Fall ist das Heidebrünndel ein wundersamer, Heil versprechenden Ort. Der Ruf der Wunderquelle verbreitete sich im ganzen Gebirge. Unterhalb der Quelle wurde ein Kirchlein gebaut und bald strömte viel frommes Volk dahin. Der Wallfahrtsort, der hernach entstand, wurde Maria von Heidebrunn genannt und wird noch jetzt von vielen Gläubigen besucht.

    Zusammengetragen von Irene Kunc

    Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 2/2024

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