Čauky mňauky, allerseits! Irgendwie ist mir in dieser Jahreszeit immer etwas melancholisch zumute und ich sehne mich nach noch mehr Fürsorge als sonst.
Ständig regnet oder tröpfelt es, kräftiger Wind zerzaust das Ziergras in meinem Garten und rüttelt an den Ästen meiner Korkenzieher-Weide, nach dem ersten richtigen Frost wird der Baum seine unzähligen Blätter verlieren. Es ist halt November. Oder wie es aus dem Tschechischen übersetzt heißt: Blätterfall. Wenn die vielen, vielen Blätter alle von meiner Weide gefallen sind, harkt sie die fleißige Gärtnerin in unserer Familie, die Anni von Herrn Schmidt, immer zu einem großen Haufen zusammen. Vielleicht kommt auch in diesem Jahr wieder ein Igel, um seinen Winterschlaf in dem Haufen zu machen.
Ich bin zwar auch jetzt den ganzen Tag geschäftig in meinem Reich im vierten Prager Stadtbezirk unterwegs. Aber abends lockt mich nicht nur die Aussicht auf ein von meinem Butler nett zubereitetes Abendbrot früher als sonst im Jahr in meine eigenen vier Wände. Es ist auch die Vorfreude darauf, dass die warme Butlerhand mein Bäuchlein krault und ich mit meinen spitzen Ohren Lobeshymnen meines Dosenöffners hören kann. Etwa so etwas: „Ja, mein Mäuschen, du bist der beste und liebste Kater der Welt!“. Wenn mein Katerbauch gefüllt ist und ich zu verdauen beginne, lege ich mich jetzt besonders gern zu meinem Butler auf die Couch. Er liegt unter einer warmen Decke und ich obendrauf. Und dann gucken wir beide zusammen Fernsehen.
Ich muss an dieser Stelle mal den Europäischen und den Weltfußballverband loben. Und die Chefs der europäischen nationalen Fußballligen. Ihnen haben wir es zu verdanken, dass wir gerade im Herbst sehr viele tolle Spiele sehen können. Da meine Lieblingsmannschaft Borussia Dortmund zu den Beherrschern aller Fußballplätze der Welt gehört, darf sie auch in der Champions League spielen. Die Spiele dort kommen zu den vielen in der Bundesliga hinzu. Und dann laufen in diesem Herbst ja auch die Qualifikationsspiele zur kommenden Weltmeisterschaft. Dabei gibt es mitunter durchaus überraschende Ergebnisse. Die Deutschen verloren in der Slowakei. Und die Tschechen gegen eine Inselgruppe, die ich nicht einmal aussprechen kann. Es bereichert die Fußballspiele im Fernsehkasten ungemein, wenn sich die Verantwortlichen anschließend bei den Fans für das armselige Auftreten ihrer Mannschaften zu entschuldigen versuchen. Da gibt es keine Entschuldigung. Wenn ich versehentlich mal einen Vogel gefangen habe, kommt eine Entschuldigung von mir auch zu spät. Zumindest für den Vogel.
Die Spiele von meiner Borussia sind besonders schön, weil ich es dabei nicht nur durch die Decke unter mir warm habe. Ich kann auch keine Halsschmerzen bekommen, weil mir mein Butler vor jedem Spiel des BVB einen Fan-Schal um den Hals bindet. Womit der Beweis erbracht ist, dass Sport gesund ist. Mein Butler traut dieser Beweisführung nicht so sehr wie ich. Deshalb hat er sich bei seinem Hausarzt auch diesen Herbst wieder gegen die Grippe und gegen Corona impfen lassen. Mein Butler behauptet, er brauche das in seinem vorgerückten Alter. Da sieht man wieder, dass die Zweibeiner manchmal seltsam ticken. Mein Butler kann ja überhaupt nicht krank werden, weil ich ihn ja immer ganz doll wärme, wenn ich auf ihm und der Decke liege.
Das mit dem vielen Fußball im Fernsehapparat ist auch deshalb so prima, weil ich dann nicht ständig mit ansehen muss, wie die politischen Zweibeiner in Prag an einer neuen Regierung herumbasteln. Das interessiert mich nur mäßig. Für mich gibt es eh nur einen Politiker, den ich mag: den Herrn Präsidenten. Neulich haben die Anni und mein Butler bei einem Empfang mit dem Herrn Präsidenten plaudern können. Der Herr Präsident hat extra Grüße an mich ausgerichtet. Unser Burgherr hat ein großes Herz für uns Katzen. Leider ist seine Micka vor einiger Zeit gestorben. Aber der Herr Pavel fühlt sich trotzdem weiterhin für alle Katzen in dieser Republik verantwortlich. Deshalb mag ich ihn so sehr. Deshalb heute nicht nur Ihnen, liebe Leser, sondern auch dem Herrn Pavel ein nochmaliges Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt



