Pavol Szalai (Leiter des Büros), der tschechische Präsident Petr Pavel und RSF-Generalsekretär Thibaut Bruttin bei der Eröffnung des neuen RSF-Büros (von links).
Pavol Szalai (Leiter des Büros), der tschechische Präsident Petr Pavel und RSF-Generalsekretär Thibaut Bruttin bei der Eröffnung des neuen RSF-Büros (von links). Credit: Noémie Bonnafous/RSF

Reporter ohne Grenzen hat am Dienstag ein Büro in Prag eröffnet. Die internationale Organisation sieht in Prag den idealen Standort.

Die internationale Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in Prag ihr erstes Büro in Mittel- und Osteuropa eröffnet. Die neue Vertretung soll die Arbeit der Organisation im östlichen Teil der EU koordinieren und den Schutz der Pressefreiheit in der Region stärken. An der Eröffnung nahm auch Präsident Petr Pavel teil. Sie fand am 14. Oktober im Rahmen der Menschenrechtskonferenz Forum 2000 statt. Das neue Büro ist Teil der globalen Expansionsstrategie von RSF, die derzeit über 15 Büros weltweit verfügt. Die Leitung übernimmt der slowakische Journalist Pavol Szalai, der zuvor für die Büros der Europäischen Union und den Balkan in Paris zuständig war. RSF will von Prag aus die Lage der Pressefreiheit in den Mitgliedsstaaten der EU und in den Beitrittsländern beobachten, Verstöße dokumentieren und bedrohte Journalisten unterstützen. Die Organisation plant außerdem, nationale und internationale Behörden stärker in den Kampf gegen Informationsmanipulation und politische Einflussnahme einzubinden.

Prag als neues Zentrum für Pressefreiheit

RSF sieht in Tschechien einen idealen Standort. Das Land verfüge über eine gefestigte demokratische Tradition, beheimate zahlreiche Exiljournalisten und liege strategisch zwischen westlichen und östlichen Medienmärkten. Im internationalen Pressefreiheitsranking von RSF ist Tschechien seit 2021 von Platz 40 auf den aktuell zehnten Platz vorgerückt. Präsident Petr Pavel begrüßte die Eröffnung in Prag als Bestätigung des tschechischen Engagements für Meinungsfreiheit und verantwortungsvollem Journalismus. „In einer Zeit, in der Desinformation und Propaganda zunehmend dazu genutzt werden, Gesellschaften zu manipulieren und demokratische Institutionen zu schwächen, ist das Engagement von RSF wichtiger denn je“, so Pavel.

RSF in ganz Europa engagiert

In den vergangenen Jahren hatte RSF in Europa gleich mehrfach interveniert – etwa nach dem Mord am slowakischen Journalisten Ján Kuciak, bei Angriffen auf Reporter in Griechenland oder gegen die Überwachung von Medienschaffenden in Serbien. Die Organisation unterstützt eine tschechische Initiativen für den Schutz unabhängiger Medien und begrüßte die jüngste Erhöhung der Rundfunkgebühren für öffentlich-rechtliche Sender wie Český rozhlas, der 2024 als 13. Medium weltweit die Journalism Trust Initiative-Zertifizierung (JTI) erhielt. RSF-Generaldirektor Thibaut Bruttin will Tschechien zu einem „Vorposten des Kampfes und der Solidarität für bedrohte Medienschaffende auf der ganzen Welt“ machen. Er verwies auf die Tradition tschechischer Intellektueller wie Ferdinand Peroutka, Pavel Tigrid und Václav Havel, die Freiheit des Wortes stets als Grundpfeiler der Demokratie zu verteidigten.

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