Prag selbst ist nicht nur ein Traumreiseziel, sondern auch ein perfekter Ausgangspunkt für Reisen quer durch Europa – ganz ohne Flugzeug. Landesbloggerin Aurelia hat sich gefragt, wie gut die Stadt per Bahn und Bus angebunden ist, und ist dabei auf spannende Routen gestoßen, die Urlaubslust wecken – egal ob man in Prag lebt oder die Stadt nur als Zwischenstopp nutzt.

Von Prag aus einen Wochenendtrip nach Berlin, Wien oder Budapest zu unternehmen? Ein Klassiker! Vier, fünf Stunden im Zug, und schon befindet man sich in einem neuen Land und bestellt seinen Kaffee in einer neuen Sprache. Doch sobald das Fernweh ein bisschen weiter reicht, denken viele automatisch ans Flugzeug. Aber ist das wirklich unvermeidbar? Ich glaube: Es geht auch anders. 

Seit Jahren reise ich fast ausschließlich mit Bus und Bahn – auch nach Prag bin ich mit dem Bus gekommen, direkt aus Istanbul, wo ich zuvor ein Erasmus-Semester verbracht habe. Und genau diese Erfahrung hat mich neugierig gemacht: Wohin kann man von Prag aus eigentlich noch alles reisen? Die Antwort: in wirklich jede Himmelsrichtung und jede Ecke Europas!

Die Vorfreude könnte nicht größer sein: Auf dem Weg in den Urlaub bei Sonnenaufgang grüne Landschaften und das Meer entdecken! Foto: Aurelia Kanzleiter
Die Vorfreude könnte nicht größer sein: Auf dem Weg in den Urlaub bei Sonnenaufgang grüne Landschaften und das Meer entdecken! Foto: Aurelia Kanzleiter

Nach Süden

Wer Sonne sucht, ist von Prag aus schneller am Mittelmeer, als man denken könnte. Split in Kroatien? Direktverbindungen! Die Stadt erreicht man über Nacht in nur 15 Stunden. Die aus „Game of Thrones“ bekannte Stadt ist nicht nur selbst eine Reise wert, von dort aus können auch die umliegenden Lagunen und Inseln bequem angepeilt werden. Italien liegt genauso nah: Zwischen Verona, Bologna, Florenz oder Rom: Überallhin gibt es einen Direktbus ab Prag. Wer lieber Schienen mag, kann auch erst nach Wien fahren und dort in den Nachtzug nach Kroatien oder Italien steigen.

Nach Westen

Vom „Paris des Ostens“ ins echte Paris? Auch hier enttäuschen die Verbindungen nicht: Der Direktbus bringt einen in nur 13 Stunden direkt zum Eiffelturm. Steigt man früher aus dem Nachtbus aus, kann man in der Schweiz wandern gehen. Fährt man weiter, schafft man es ans französische Mittelmeer oder sogar bis nach Barcelona – ganz ohne Umsteigen. Ansonsten fährt unter anderem auch der European Sleeper Train in Richtung Westen. Der Nachtzug fährt mehrmals pro Woche von Prag über Berlin nach Brüssel – und von dort weiter nach Paris, Amsterdam oder sogar London. Wer das europäische Festland ohne Umsteigen verlassen will, kann auch den Direktbus nach London nehmen und von dort bis in die schottischen Highlands weiterfahren. 

Die Nachtbusse im Osten von Europa sind oft gut ausgestattet mit bequemen Sitzen und kostenlosen Snacks für unterwegs! Foto: Fabian Voth
Die Nachtbusse im Osten von Europa sind oft gut ausgestattet mit bequemen Sitzen und kostenlosen Snacks für unterwegs! Foto: Fabian Voth

Nach Osten

Auch in Richtung Osten wartet pure Reiseatmosphäre: Krakau, Warschau oder Bukarest sind mit der Bahn erreichbar. Die oftmals günstigere und schnellere Wahl sind aber die Busse. 

Damit kommt man von Prag auch tatsächlich bis in die letzte Ecke Europas: Zugegebenermaßen ist es eine weite Reise, aber sogar nach Istanbul fährt ein Direktbus von Prag aus! Einen Zwischenstopp kann man nach Bedarf in Bulgarien einlegen und dort die Hauptstadt Sofia und umliegenden Nationalparks erkunden.
Es sind Strecken voller Geschichte, Charme und kulinarischer Überraschungen, denn Busse in Osteuropa bieten nämlich oftmals sogar kostenlose Getränke und Snacks an! 

Die skandinavische Landschaft aus dem Fenster bei Abendsonne. Foto: Aurelia Kanzleiter
Die skandinavische Landschaft aus dem Fenster bei Abendsonne. Foto: Aurelia Kanzleiter

Nach Norden

Wenn Prag im Sommer zu heiß wird und ein Städtetrip bei 35 Grad auch eher anstrengend als entspannend klingt, dann lockt der Norden. Die Ostsee in Deutschland oder Polen oder gleich Kopenhagen, Stockholm oder Oslo: Alles ebenso machbar mit maximal einem Umstieg von Prag aus! Entweder überall mit dem Direktbus hin oder mit dem Zug ohne Umsteigen zum Beispiel nach Danzig ans Meer oder mit einem Umstieg nach Hamburg, von wo es bequem an die Nordsee oder bis nach Skandinavien gehen kann. 

Wer sich auf diese Strecken einlässt, wird mit endlosen Küstenblicken und  Seenlandschaften belohnt, bei denen man sich wie in einer Geschichte von Astrid Lindgren fühlt.

Beim Blick aus dem Fenster vergeht die Zeit fast wie im Flug. Foto: Aurelia Kanzleiter
Beim Blick aus dem Fenster vergeht die Zeit fast wie im Flug. Foto: Aurelia Kanzleiter

Die Vorteile des entschleunigten Reisens

Wie ich entdeckt habe, ist Prag also sicherlich kein isolierter Punkt auf der Landkarte, sondern ein echter Knotenpunkt. Und für den Mut, für sein gewünschtes Reiseziel nicht in den Flieger zu steigen, wird man belohnt: Mit dem Luxus des langsamen Reisens, spannenden Strecken à la „Der Weg ist das Ziel“ und einer ganz neuen Art, Europa nachhaltiger zu erleben. 

Denn klar, für alle diese Reisen braucht man etwas Zeit und sicherlich länger als mit dem Flugzeug. Aber zum einen ist zwischen Wartezeiten, Transfers und Security-Checks der Zeitvorsprung oft kleiner als gedacht. Zum anderen hat das langsamere Reisen einen eigenen Charme. Man bekommt ein Gefühl für wahre Entfernungen und sieht, wie sich Landschaften verändern. Zwischen Nickerchen, aus dem Fenster Schauen und den obligatorischen Raststättenpausen, hat man Zeit, sich vom letzten Ort zu verabschieden und sich auf den neuen Schritt für Schritt einzulassen. Aus Erfahrung kann ich sagen: Letztendlich vergeht die Zeit meistens auch im Bus wie im Flug!

Und ganz nebenbei: Wer Zug und Bus nimmt, reist natürlich auch noch deutlich klimafreundlicher. Der CO₂-Verbrauch ist um ein Vielfaches niedriger als beim Fliegen. Auf einer beispielhaften Strecke von Prag nach Paris verursacht man auf dem Landweg gerade einmal ein Fünftel der Emissionen eines Fluges!

Ich jedenfalls habe wieder Fernweh bekommen und kann es kaum erwarten, einige dieser Strecken auszuprobieren!

Liebe Leserinnen und Leser,
mein Name ist Aurelia Kanzleiter und ich freue mich darüber, im Juli und August als Praktikantin beim LandesEcho mitzuarbeiten. Diese zwei Monate geben mir nicht nur die Möglichkeit, einen Einblick in die journalistische Arbeit zu bekommen, sondern auch mehr über das Leben der deutschen Minderheit in Tschechien zu lernen.
Ursprünglich komme ich aus München, studiere aber seit drei Jahren in Passau Staatswissenschaften und interessiere mich auch über das Studium hinaus sehr für politische und gesellschaftliche Themen. Wenn ich nicht gerade in der Uni sitze, verbringe ich meine Zeit am liebsten damit, mit meinen Freundinnen und Freunden Karten zu spielen, neue Cafés und Bars auszuprobieren oder ins Kino zu gehen.
Ich bin gespannt, was ich in den kommenden Wochen alles in Prag entdecken und erleben werde, und freue mich, Sie an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen.

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