Wer in Prag und Mittelböhmen Bus und Bahn fährt, wird zukünftig wohl tiefer in die Tasche greifen müssen: Die Region plant, die Preise für den öffentlichen Personennahverkehr zu erhöhen. Prag muss noch zustimmen.
Die Region Mittelböhmen plant eine Fahrpreiserhöhung für den öffentliche Personennahverkehr. Die neuen Preise sollen ab Januar 2026 gelten. Begründet wird die geplante Erhöhung mit steigenden Betriebskosten und sinkenden Einnahmen durch Ticketverkäufe. Die Zustimmung der Stadt Prag steht noch aus, gilt aber als wahrscheinlich.
Für Papiertickets ist eine Erhöhung der Preise um 30 Prozent geplant, für elektronische Tickets um 20 Prozent. Fahrgäste sollen auf diese Weise motiviert werden, häufiger zum elektronischen Ticket zu greifen. Ziel ist es, die Betriebskosten zu senken und den Ticketverkauf zu vereinfachen. Während der Preis für das 30-Minuten-Ticket für drei Tarifzonen in der Papierform von 30 auf 39 Kronen (ca. 1,60 EUR) steigt, verteuert sich das gleiche Ticket in der App um lediglich 6 auf insgesamt 36 Kronen (ca. 1,50 EUR). Da gleichzeitig die Zahl der Prager Tarifzonen reduziert werden soll, könnten die geplanten Erhöhungen für einige Fahrgäste geringer ausfallen als angenommen.
Mehreinnahmen von rund 375 Mio. Kronen
Die Pläne umfassen auch eine regelmäßige, zweijährliche Anpassung der Transportpreise, die an die Inflation gekoppelt ist – laut Verkehrsdezernent Petr Borecký (STAN), um plötzliche Preissprünge zu verhindern. Die Region Mittelböhmen rechnet durch die neue Preisstruktur mit Mehreinnahmen von rund 375 Millionen Kronen (ca. 15 Millionen Euro) pro Jahr. Dennoch dürften auch diese Mehreinnahmen nicht ausreichen, die Gesamtkosten für den Betrieb des ÖPNV zu decken. Diese belaufen sich in diesem Jahr auf über neun Milliarden Kronen (ca. 363 Millionen Euro), wovon allein 5,2 Milliarden Kronen (ca. 300 Millionen Euro) von der Region getragen werden.
Auch Neuerungen im Linienverkehr geplant
Neben der Fahrpreiserhöhung ist geplant, das Einsteigen auf den meisten Vorortlinien ab August auch im hinteren Teil des Busses zu erlauben. Zukünftig sollen Fahrgäste also alle Türen zum Einsteigen nutzen. Die Änderung beträfe rund 110 Buslinien inklusive Nachtverkehr. Dadurch soll der Fahrgastwechsel an Bahnhöfen beschleunigt und die Pünktlichkeit verbessert werden.
Das Verkehrssystem von Prag und Mittelböhmen ist eng miteinander verzahnt, zusammen leben in beiden Regionen knapp drei Millionen Menschen. Die letzte Preisanpassung im Verkehrsverbund PID erfolgte im Jahr 2022. Die Region erwartet die Entscheidung der Prager Stadtverwaltung zur aktuellen Erhöhung im Laufe des Sommers.
Kritik aus der Opposition
Die Preiserhöhung sorgte für scharfe Kritik von Oppositionsparteien in der Region Mittelböhmen. Vertreter der ANO-Bewegung, der Stačilo!-Koalition und der SPD stimmten geschlossen dagegen. ANO-Politiker Tomáš Helebrant nannte die 30-prozentige Preissteigerung „brutal“ und befürchtet, dass sie mehr Menschen in ihre Autos treiben wird. Auch Zdeněk Štefek (Stačilo!) warnte vor Belastungen für einkommensschwache Haushalte, vor zusätzlichen Emissionen und einer Verschlechterung der Verfügbarkeit von Dienstleistungen. Borecký räumte ein, dass es einen Rückgang der Fahrgastzahlen geben könnte. Er betonte aber, dass die Preissteigerung notwendig sei, um den sprunghaft gestiegenen Kosten Rechnung zu tragen.
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