Klein aber fein: Unser Landesblogger Luis testet den Fitnessspielplatz in Žižkov. Sind die kleinen Sportanlagen, die überall in Prag verteilt sind, eine gute Alternative zum Training im Studio?
Mit dem Beginn des Frühlings und den immer länger werdenden Tagen zieht es mich nach draußen. An einem milden Nachmittag im April entdecke ich den Fitnessspielplatz Jilmová, gelegen in der gleichnamigen Straße im Park Židovské Pece (dt. Jüdische Öfen) im Stadtteil Žižkov. In ganz Prag gibt es rund 90 solcher Fitnessanlagen im Freien. Die Anlage in der Jilmová-Straße ist eher klein, hat aber immerhin fünf Fitnessgeräte anzubieten. Der womöglich größte Vorteil eines solchen Fitnessspielplatzes, der einem sofort durch den Kopf geht, ist natürlich, dass er völlig kostenlos ist. Keine monatlichen Mitgliedsgebühren, keine langfristigen Verpflichtungen – man kann einfach vorbeikommen, wann immer man möchte, und sofort loslegen. Diese Flexibilität und die Tatsache, dass es keine Kosten verursacht, sind gerade für mich als Student ein großer Vorteil. So kann ich mich theoretisch fit halten, ohne meinen Geldbeutel zu belasten. Doch wie sieht das Ganze in der Praxis aus?
Training an der frischen Luft
Das kleine Trampolin sowie die Treppe, die hinunter zum Fitnessspielplatz führt, der sich am unteren Ende des leicht abschüssigen Parkgeländes befindet, nutze ich zum Aufwärmen. Anschließend geht es zum ersten Gerät: Dem sogenannten „Stepper“. Im Vergleich zum klassischen Stepper im Fitnessstudio ist dieser Outdoor-Bewegungstrainer etwas einfacher gebaut, aber dennoch effektiv. Die zwei beweglichen Pedale erinnern mich an das Treppensteigen, jedoch ohne die steilen Stufen, was weniger Belastung auf die Gelenke bedeutet. Im Fitnessstudio gibt es oft auch Stepper mit zusätzlichen Pedalen oder Griffen für die Arme, die ein Ganzkörper-Workout ermöglichen, was hier leider nicht der Fall ist. Trotzdem kann ich durch das rhythmische Betätigen der Pedale meine Oberschenkel und Waden trainieren, während gleichzeitig mein Puls steigt und ich mein Herz-Kreislaufsystem anrege. Ein großer Vorteil des Outdoor-Trainings ist eben auch die frische Luft, die man beim Training einatmet und belebend wirkt – etwas, das ein Indoor-Fitnessstudio trotz Klimaanlage einfach nicht bieten kann.
Übungen mit dem eigenen Körpergewicht
Nachdem mein Körper auf Betriebstemperatur ist, geht es an die Klimmzugstange. Diese unterscheidet sich kaum zu einer aus dem Fitnessstudio. Mit dem eigenen Körpergewicht kann ich hier die gesamte Rückenmuskulatur sowie die Arme trainieren. Ganz ohne spezielle Geräte. Anschließend teste ich das Drehgerät, das sich auf der gegenüberliegenden Seite der Klimmzugstange befindet und mit einer Scheibe ausgestattet ist, die sich mit den Füßen in beide Richtungen bewegen lässt. Um die Übung auszuführen, stelle ich mich zunächst auf die Plattform und positioniere meine Füße auf der drehbaren Scheibe. Durch die Bewegung meiner Füße nach links und rechts kann ich meinen Oberkörper in die jeweilige Richtung drehen. Diese seitliche Rotationsbewegung aktiviert vor allem die seitliche Bauchmuskulatur und die Hüftmuskeln, die für die Drehung und Stabilisierung des Rumpfes zuständig sind.

Nachdem ich meine seitlichen Bauchmuskeln sowie die Hüftmuskulatur trainiert habe, geht es weiter zu einem Gerät für klassische Sit-Ups. Hier liege ich mit dem Kopf leicht abwärts auf einer Art Bank, während meine Beine durch eine waagerechte Stange gehalten werden, um die Übung stabil und sicher auszuführen. Das Gerät ist so konstruiert, dass es den Oberkörper in einem leicht geneigten Winkel positioniert, was den klassischen Sit-Up unterstützt, aber die Belastung auf den unteren Rücken reduziert. Indem ich meinen Oberkörper hoch und runter bewege, spüre ich vor allem meine gerade Bauchmuskulatur. In einem Fitnessstudio hätte ich hier sicher die Möglichkeit, das Gewicht zu variieren, aber auch ohne Zusatzgewicht merke ich, wie die Bauchmuskeln nach wenigen Wiederholungen ordentlich brennen.
Erholung im Židovské Pece Park
Nach dieser intensiven Übung ist es Zeit für meine wohlverdiente Pause. Bis auf ein paar spielende Kinder ist es rund um den Fitnesspielplatz angenehm ruhig. Der Park Židovské Pece bietet eine willkommene Auszeit vom hektischen Stadtleben, da er nicht so überfüllt ist wie andere Parks in Prag. Hier sehe ich keine Touristen, sondern vor allem Hundehalter, die ihre Hunde spazieren führen und Familien mit kleinen Kindern, die von den zahlreichen Spielplätzen im Park angezogen werden. An diesem angenehmen Frühlingstag finde ich es sehr schön, draußen zu trainieren. Doch natürlich gibt es auch andere Wetterlagen, bei denen das Outdoor-Training weniger einladend ist. Wenn es plötzlich regnet oder die Temperaturen sinken, kann das Training im Freien unangenehm und sogar gefährlich werden, da die Geräte rutschig werden könnten. Dann zeigt sich der klare Vorteil eines Indoor-Fitnessstudios: konstante, angenehme Bedingungen, unabhängig vom Wetter.
Kreative Lösungen gesucht
Nach einem kleinen Snack und einem großen Schluck aus der Wasserflasche bin ich bereit für die nächste Übung. Jetzt steht die Brustpresse auf dem Programm. Ich setze mich auf das Gerät und greife die beiden Griffe, die etwa auf Schulterhöhe positioniert sind. Mit einem festen Griff drücke ich die Stangen langsam nach vorne, bis meine Arme fast vollständig gestreckt sind. Doch ohne die Möglichkeit, das Gewicht zu regulieren, fällt mir diese Übung zu leicht. Das Fehlen von Zusatzgewicht ist ein klarer Nachteil im Vergleich zu einem Fitnessstudio, wo man mit individuell einstellbarem Gewicht gezielt größere Muskelreize setzen kann. Also Zeit für mich, kreativ zu werden und die niedrige Mauer, die den Fitnessplatz begrenzt, zum Liegestütz machen zu nutzen. Dadurch kann ich mit meinem eigenen Körpergewicht die Brustmuskulatur doch noch gut trainieren.

Das letzte Gerät des Fitness-Spielplatzes Jilmová ist eines, das für zwei Übungen konzipiert ist. Einmal für klassische „Dips“ für den Trizeps und zum anderen fürs Beinheben, um die unteren Bauchmuskeln zu trainieren. Bei den Dips stütze ich mich auf die beiden parallelen Stangen und senke meinen Körper kontrolliert ab, bevor ich mich wieder nach oben drücke. Diese Übung ist ideal, um die Oberarm- und Schultermuskulatur zu stärken. Für die Bauchübung hänge ich mich an die Dip-Stangen, strecke meine Beine aus und hebe sie langsam nach oben, bis sie parallel zum Boden sind.
Perfekte Ergänzung zum Fitnessstudio
Nach dem Training auf dem Fitnessspielplatz fühle ich mich gut ausgepowert. Das Workout an der frischen Luft war definitiv abwechslungsreich und hat mir Spaß gemacht. Vor allem die Übungen mit dem eigenen Körpergewicht sind eine gute Möglichkeit, sich fit zu halten. Auf Dauer würden die Übungen aber nicht ganz den gleichen Trainingsreiz bieten wie das Stemmen von freien Gewichten oder der Einsatz von Maschinen im Fitnessstudio. Gerade wenn man gezielt am Muskelaufbau arbeiten möchte, merkt man schnell, dass die Outdoor-Geräte nicht die gleiche Flexibilität bieten wie die im Studio. Außerdem ist die Auswahl an Geräten recht begrenzt, was dazu führen kann, dass das Training nach einer Weile eintönig wird. Dennoch kann ich mir vorstellen, den Fitnessspielplatz Jilmová gerade jetzt bei gutem Wetter öfter zu nutzen – als perfekte Ergänzung und Abwechslung zum klassischen Krafttraining im Fitnessstudio.