Chemnitz ist Europäische Kulturhauptstadt 2025. Von dem Kulturhauptstadt-Titel profitiert auch das Umland: Zahlreiche Projekte finden im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet statt.

„C the Unseen“ lautet das Motto der sächsischen Stadt Chemnitz, die in diesem Jahr den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ trägt. Der Kulturhauptstadt-Titel wird jedes Jahr von der Europäischen Union verliehen. Das diesjährige Motto „C the Unseen“ lädt dazu ein, neben Chemnitz auch unbekannte Orte im Chemnitzer Umland zu entdecken. Partnergemeinden aus Mittelsachsen, dem Erzgebirge und dem Zwickauer Land bilden die „Kulturhauptstadtregion“. Bis Ende 2025 werden im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs rund 1.000 Veranstaltungen in und um Chemnitz herum stattfinden, darunter auch zahlreiche Veranstaltungen in der sächsisch-tschechischen Grenzregion.

Insgesamt beteiligen sich Partner aus 40 Ländern an den Programmpunkten – darunter auch der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds. Getreu dem Motto „C the Unseen“ fördert der Zukunftsfonds Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Theaterstücke  in Deutschland und Tschechien, die sich mit dem jeweiligen Nachbarland auseinandersetzen und Raum für deutsch-tschechische Begegnungen schaffen.

„Pilsen swingt mit Chemnitz“

Das Veranstaltungsplakat des Swing & Tanz Abends im Kraftverkehr Chemnitz.
Im Februar findet der „Swing und Tanz Abend“ in Chemnitz mit Musik von der „Pilsner Jazz Band“ aus Tschechien statt. Credit: Subbotnik Chemnitz e.V.

Ein musikalisches Highlight im Februar ist das Projekt „Pilsen swingt mit Chemnitz“, bei dem deutsche und tschechische Swingmusiker und Tänzer aufeinandertreffen. Beim „Swing und Tanz Abend” im „Kraftverkehr” in Chemnitz werden neben der „Pilsner Jazz Band” aus Pilsen, auch Tänzer der Lindy-Hop-Tanzgruppe des Soziokulurellen Zentrums „Subbotnik” aus Chemnitz-Bernsdorf  auftreten. Vor dem Konzert können Interessierte zudem an einem Lindy-Hop-Schnupperkurs teilnehmen und Grundschritte des Tanzstils erlernen, der als Vorläufer des Rock’n Roll gilt.

„Leselust goes Europe“

Ein Bücherwurm liest ein Buch.
Die Veranstaltungsreihe „Leselust goes Europe“ ist was für Bücherwürmer. Credit: Ulrike Schell

Mitte März findet im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres dann die mehrtägige Veranstaltung „Leselust goes Europe” statt, welche sich Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Tschechien, Polen und der Ukraine widmet. Im Zentrum der Literaturreihe stehen Kulturschaffende, unter anderem aus Deutschland und Tschechien, die sich den Themen (Post-)Sozialismus, Industriekultur, Migration und Bergbau widmen. Neben Chemnitz und Oelsnitz in Deutschland stehen das polnischen Breslau, und Aussig (Ústí nad Labem) sowie Budweis (České Budějovice) als Austragungsorte im Programm.

Ein Fotoprojekt mit Perspektivwechsel

Ebenfalls im März beginnt die Arbeit an einer Ausstellung mit dem Titel „Der Fremde Blick“, die im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs zu einem späteren Zeitpunkt in Chemnitz präsentiert werden soll. Bei dem Fotoprojekt wollen der deutsche Fotograf Wolfgang Sréter und die tschechische Fotografin Jana Hunterová einen Blick auf die deutsch-tschechische Grenzregion zwischen Oberwiesenthal und Altenberg werfen. Während sich der Fotograf Wolfgang Sréter als Deutscher mit der tschechischen Seite auseinandersetzen wird, nimmt die tschechische Fotografin Jana Hunterová die deutsche Seite in den Sucher ihrer Fotokamera. Mit „Der Fremde Blick“ fokussiert sich das Duo auf Themen, welche die Menschen beidseits der Grenze beschäftigen: Vom Berufspendlerverkehr, über Landschafts- und Umweltveränderungen, bis zum Tourismus.

Widerstandslieder aus Annaberg-Buchholz und Klösterle an der Eger

Eine Gruppe von Frauen singt aus Gesangsbüchern.
Beim Projekt „Singen über Grenzen“ singen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die unterschiedlichsten Widerstandslieder. Credit: Alte Brauerei Annaberg e.V.

Mit „Singen über Grenzen“ – ein Projekt des deutschen „HEART CHOR” aus Annaberg-Buchholz und dem tschechischen Kammerensemble „Septem Cantet” aus Klösterle an der Eger (Klášterec nad Ohří) ist im April ein weiteres deutsch-tschechisches Projekt geplant, bei dem sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit internationalen Widerstandsliedern aus Zeiten unterschiedlichster politischer Systeme auseinandersetzen. Die Ergebnisse des Projekts werden Ende April bei einem gemeinsamen Konzert im Industriemuseum in Chemnitz präsentiert.

Klettern über Chemnitz und Saar

Ein Symbolbild für das "Climbing over Chemnitz" Projekt.
Bei dem Projekt „Klettern über Chemnitz und Žďár nad Sázavou“ wird im öffentlichen Raum getanzt. Credit: Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH

In Chemnitz und Saar (Žďár nad Sázavou) finden im Juni verschiedene moderne Tanz- und Zirkusperformances statt. Die beiden Orte verbindet nicht nur eine industrielle Vergangenheit: Beiden Orten gemein ist, dass sich sowohl Chemnitz als auch Saar stets einem Schattendasein im Dresdener bzw. Berliner, oder Prager Einflussbereich erwehren müssen. Die Veranstalter des Projekts „Klettern über Chemnitz und Žďár nad Sázavou“ möchten das ändern, und mit ihrem Projekt die kulturelle Eigenständigkeit beider Städte unterstreichen. Die Tanz- und Zirkusperformances in „Klettern über Chemnitz und Žďár nad Sázavou“ sollen neue Perspektiven auf den Stadtraum eröffnen. Inhaltlich setzt sich „Klettern über Chemnitz und Žďár nad Sázavou“ mit ökologischem, ökonomischem und sozialem Wandel auseinander.

Kulturhauptstadtjahr erfolgreich gestartet

Chemnitz ist Europäische Kulturhauptstadt 2025.
Chemnitz ist Europäische Kulturhauptstadt 2025. Credit: Nasser Hashemi

Das Programm zum Kulturhauptstadtjahr ist am vergangenen Wochenende offiziell gestartet. Eröffnet wurden die Feierlichkeiten in Chemnitz von Oberbürgermeister Sven Schulze und dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, sowie die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, nahmen an der Eröffnung am 18. Januar teil. Höhepunkt des Eröffnungswochenendes war eine Open-Air-Show vor dem Karl-Marx-Kopf in der Chemnitzer Innenstadt. Bei der Show am Samstagabend spielten Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland, darunter die Band Bosse, der DJ Fritz Kalkbrenner und Paula Carolina.

Jedes Jahr vergibt die Europäische Union den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ an drei verschiedene Städte. Derzeit teilt sich Chemnitz den Titel mit dem slowenischen Nova Gorica und dem italienischen Gorizia. In drei Jahren erhält Budweis (České Budějovice) den Titel und ist damit die dritte tschechische Stadt, die diesen Titel erhält. Bereits in den Jahren 2000 bzw. 2015 durften sich Prag bzw. Pilsen (Plzeň) für ein Jahr als „Kulturhauptstadt Europas” bezeichnen. Durch den Titel möchte die Europäische Union vor allem kulturelle Projekte und die europäische Vielfalt stärken.

Das deutsch-tschechische Programm zum Kulturhauptstadtjahr finden Sie in vollem Umfang auf der Website des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.

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