Knapp 58 Prozent seiner Ölreserven bezieht der tschechische Staat derzeit aus Russland. Nun fließt kein Öl mehr durch die Druschba-Pipeline, wie Lukáš Vlček (STAN), der Minister für Industrie und Handel, gestern bestätigte. Die Gründe für den Ausfall sind noch unklar.

Nach Angaben des Ministers besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Tschechien drohe kein möglicher Mangel an Öl für den Bedarf von Haushalten und Unternehmen, da die Lieferungen über die zweite Versorgungsroute, die italienische TAL-Pipeline, noch immer gesichert sei. Der staatliche Ölpipelinebetreiber Mero sieht ebenfalls keine Bedrohung für die nationale Ölversorgung, da im Bedarfsfall Lieferungen aus staatlichen Materialreserven vorbereitet werden könnten. Wie die Pressesprecherin des Unternehmens, Barbora Putzová, mitteilte, wird Mero die Situation rund um Druschba untersuchen.

Ausbau der TAL-Pipeline

Bereits 2019 kam es zu einem ähnlichen Vorfall, als Öl aus der Druschba-Pipeline verunreinigt wurde. Auch am vergangenen Sonntag meldete der polnische Pipelinebetreiber PERN eine Störung und ein Ölleck am nördlichen Zweig der Pipeline. „Die Tschechische Republik ist im Rahmen der Bestände der Staatlichen Verwaltung für Materialreserven auf ähnliche Situationen vorbereitet. Im Falle eines kurzfristigen Versorgungsausfalls stehen strategische Vorräte an Erdöl und Erdölprodukten zur Verfügung, um die Funktionsfähigkeit des Staates für 90 Tage sicherzustellen“, erklärte Putzová. 

Bis die Ursache gefunden ist, wird sich die Ölversorgung auf die TAL-Pipeline beschränken, die über die deutsche IKL-Pipeline nach Tschechien führt. Zukünftig will der Staat die Versorgung durch Italien weiter ausbauen. Bereits 2023 begann Mero mit der Erweiterung der Westroute, womit die Kapazität der Tschechischen Republik um vier Millionen Tonnen Öl pro Jahr erhöht werden soll. Damit wäre der Import aus Russland ab dem nächsten Jahr nicht mehr notwendig.

Tschechien importiert mehr Gas aus Russland

Seit dem vergangenen Jahr hatte Tschechien den Großteil seines Gases aus Deutschland bezogen. „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir es geschafft haben, uns in Rekordzeit, innerhalb weniger Monate, aus der fast hunderprozentigen Abhängigkeit von russischem Gas zu befreien. Heute brauchen wir praktisch kein russisches Gas mehr“, hatte Premierminister Petr Fiala im vergangenen November erklärt. Im vergangenen Monat stiegen die Gasimporte aus Russland dann wieder deutlich an. Mehr als 95 Prozent der Lieferungen flossen über die zweite Versorgungsroute durch die Slowakei, einem wichtigen Transitland für russisches Gas. Nach Einschätzung von Analysten begründet sich der aktuelle Trend mit dem niedrigen Preis für russisches Gas gegenüber alternativen Quellen. Die erhöhten Transitgebühren für den Import über Deutschland seien ebenfalls entscheidend. Bislang wurden keine Sanktionen gegen russisches Gas verhängt. Kritiker werfen tschechischen Händlern dennoch vor, Putins Kriegskasse zu füllen.

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