Im Tschechischen Außenministerium sowie im Tschechischen Abgeordnetenhaus werden Kondolenzbücher für den am Samstag verstorbenen Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg ausliegen. Medien spekulieren derweil über ein mögliches Staatsbegräbnis für den Politiker.

Der Tod des ehemaligen Außenministers und Abgeordneten Karel Schwarzenberg löste in Tschechien tiefe Trauer aus. Zu seinen Ehren legen das Außenministerium, über welchem bereits seit dem Wochenende eine schwarze Fahne weht, und das Abgeordnetenhaus Kondolenzbücher für die Öffentlichkeit aus. 

Dazu teilte das Außenministerium mit, dass Schwarzenberg eine ganze Generation von Diplomaten inspiriert und immer deutlich gezeigt habe, dass die Tschechische Republik zum Westen gehört. “Er wusste, wie wenig selbstverständlich und zerbrechlich unsere Freiheit und Demokratie sowie die Stellung der Tschechischen Republik in Europa und in der Welt waren. Er wusste, wie wichtig gute Beziehungen zu unseren Nachbarn sind und dass die NATO und die Europäische Union unsere Sicherheit und unseren Wohlstand nicht gewährleisten werden, wenn wir nicht heute und jeden Tag etwas für die Sicherheit und den Wohlstand der Tschechischen Republik und unserer Verbündeten tun”, so das Ministerium in einer Pressemitteilung. 

Kondolenzbücher im Außenministerium und im Abgeordnetenhaus

Im Palais Czernin (Černínský palác), Sitz des Tschechischen Außenministeriums, wird am heutigen Montag von 14 bis 16 Uhr sowie am Dienstag von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr ein Kondolenzbuch ausliegen. Auch das Tschechische Abgeordnetenhaus wird am Montagnachmittag ein Kondolenzbuch in dem Raum gleich hinter dem Eingang zum Gebäude in der Nähe des Kleinseitner Platzes auslegen. Wer sich in das Buch eintragen möchte, muss keine Sicherheitskontrolle durchlaufen. Die Abgeordneten werden außerdem Schwarzenbergs am Dienstag zu Beginn der Sitzung mit einer Schweigeminute gedenken, sagte Parlamentspräsidentin Markéta Pekarová Adamová (TOP 09) am Sonntag. Schwarzenberg war bis zu den Wahlen im Jahr 2021 das älteste Mitglied des tschechischen Unterhauses und hatte zuvor seinen Rückzug aus der Politik angekündigt.

Der Senat kündigte am Wochenende an, dass er ab Montag einen Gedenkort einrichten wird, wo die Senatoren die Möglichkeit haben werden, ihre Unterschrift unter das Kondolenzschreiben von Senatspräsident Miloš Vystrčil (ODS) zu setzen. Schwarzenberg gehörte dem Senat von 2004 bis 2010 an. „Auch bei allen Empfängen werden Trauertafeln angebracht“, teilte der Senat am Sonntag mit.

Weitere Gedenken

Am Mittwoch findet in der Kirche in Tschimelitz (Čimelice) bei Písek ein Gottesdienst für Schwarzenberg statt. Schwarzenberg verbrachte dort einen Teil seiner Kindheit und war dem Ort stets verbunden. Im nahegelegenen Orlik-Park in der Nähe des örtlichen Schlosses befindet sich ein Familiengrab der Schwarzenbergs, wo der Politiker beigesetzt werden könnte. Seit Sonntag wurden an vielen Orten in der südböhmischen Region Gedenkorte eingerichtet, darunter auch am Schloss von Čimelice.

Ein großer Europäer verlässt die Bühne

Tschechiens früherer Außenminister Karel Schwarzenberg ist tot. Er brachte 1989 Noblesse und politische Weitsicht aus dem Exil zurück nach Prag. Dort wirkte er an der Seite Václav Havels, bis er selbst um ein Haar Präsident wurde.

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Staatsbegräbnis für Schwarzenberg?

Ein Staatsbegräbnis erhielt im heutigen Tschechien bislang nur der ehemalige Präsident Václav Havel (sowie die ehemaligen Präsidenten in der Tschechoslowakei). Jedoch könnte auch Karel Schwarzenberg diese Ehre zukommen, meint Jindřich Forejt, ehemaliger Protokollchef der Prager Burg, der auch das Staatsbegräbnis für Havel organisierte, gegenüber dem Nachrichtenportal idnes. 

„Das tschechische Recht schreibt nicht vor, wie ein Staatsbegräbnis auszusehen hat. Technisch gesehen kann jeder ein solches Begräbnis bekommen. Das Verfahren sieht vor, dass der Präsident, der Premierminister, der Vorsitzende des Senats und das Unterhaus zustimmen müssen. Wenn diese zustimmen, kann das Angebot an die Familie von Karel Schwarzenberg gerichtet werden. Diese müsste dann zustimmen“, erläuterte Forejt das mögliche weitere Vorgehen. 

Regierungssprecher Václav Smolka sagte, die Regierung werde sich mit der Frage des Staatsbegräbnisses befassen. „Wir müssen uns mit der Familie von Herrn Schwarzenberg beraten. Im Moment ist die Sache noch frisch, wir müssen abwarten. Aber die Regierung wird sich damit befassen“, fasste Smolka zusammen.

Karel Schwarzenberg war am Samstag in einem Wiener Krankenhaus im Alter von 85 Jahren verstorben.

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