Tschechiens Präsident Petr Pavel erklärte bei der Ehrung der Opfer des kommunistischen Regimes seine Unwissenheit vor 1989. Er warnte davor, dass verlorene Freiheit schwer wiederzugewinnen sei.
Am 27. Juni beging Tschechien den Tag des Gedenkens an die Opfer des kommunistischen Regimes. An diesem Tag wurde 1950 die Frauenrechtlerin, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und Reformsozialistin Milada Horáková nach einem fingierten Schauprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Pavels Beteiligung am Regime
Zur letzten Präsidentschaftswahl traten zwei Kandidaten mit kommunistischer Vergangenheit an. Der unterlegene Kandidat Andrej Babiš war Parteimitglied und für die tschechoslowakische Staatssicherheit StB aktiv. Petr Pavel hingegen durchlief als Parteimitglied eine Ausbildung zur Militärspionage. Im Gegensatz zu Babiš leugnet Pavel seine Beteiligung allerdings nicht, sondern thematisiert diese öffentlich. So auch am Gedenktag für die Opfer des kommunistischen Regimes.
Konnte kriminelle Natur nicht durchschauen
„Ich selbst gehörte zu den Menschen, die in der letzten Phase des kommunistischen Regimes in den 1980er Jahren dessen kriminelle Natur nicht durchschauen konnten“, erklärte der tschechische Präsident. Er habe das Versagen des Systems damals als Fehler einzelner Personen angesehen. Mit dem Ende des Regimes habe er andere Perspektiven gewonnen und neue Erfahrungen gesammelt. Er könne diese Zeit seiner Unwissenheit nur bedauern. „Gleichzeitig habe ich keine Angst das zuzugeben, und das Einzige, was man tun kann, ist daraus zu lernen“, erklärte er vor den anwesenden Zeitzeugen und Politikern.
„Dank der Reflexion meiner eigenen Vergangenheit wird mir klar, wie leicht es für einen Menschen ist, die Abwesenheit von Freiheit zu unterschätzen, insbesondere wenn ihr Verlust oft durch die attraktiven Werte Sicherheit und Stabilität maskiert wird“, führte er weiter aus. Pavel machte darauf aufmerksam, dass Freiheit weder selbstverständlich noch von Dauer, aber schwer wiederzugewinnen sei. Er warnte vor Anzeichen des Autoritarismus und Gleichgültigkeit. Die Geschichte lehre die Notwendigkeit von kritischem Denken. „Auch um den Preis, dass es zu Schlussfolgerungen führen wird, mit denen wir nicht ganz zufrieden sein werden“, so Pavel.