„Auf, auf zum fröhlichen Jagen“ oder „Im Wald und auf der Heide“ sind schöne Volkslieder, die uns die Freude am Jagen näherbringen. Dass das Jagen schon in der Vergangenheit den Menschen Freude brachte, können wir auch aus den Sagen aus dem Schönhengster Land (Hřebečsko) erfahren.
Mariakron – Corona Mariae
Vor Zeiten waren die Fluren, auf welchen sich jetzt die Stadt Mährisch Trübau (Moravská Třebová) malerisch erhebt, ganz mit Wald bedeckt. Um die Stadt selbst, die vor mehr als tausend Jahren erbaut ward, ist noch Holzung gewesen. Und auf dem nahen Burgstadtl hauste um die Mitte des 13. Jahrhunderts Boresch von Riesenburg und Richardis, seine traute Gemahlin, reich und mächtig, einem der ersten Herrengeschlechter Böhmens entsprossen. Seine Stammburg lag unfern von Osseg (Osek). Außer vielen Gütern in Böhmen gehörte ihm auch die Stadt Mährisch Trübau mit einem weitläufigen Gebiet.
Der Ritter jagte gern in den wildreichen Waldungen, die die Täler und Höhen des Landes begrünten. Eines Tages war dieser fromme Mann wieder mit seinem Jagdgefolge im Holz unterwegs und verfolgte einen weißen Hirsch. Zwar besaß er das schnellste Pferd und die schnellsten Hunde, doch noch flinker war der Hirsch, der über Berg und Tal und schließlich in die rauschende Zohsee (Moravská Sázava) sprang und sie durchschwamm. Boresch immer hintendrein, auch er sprang ins Wasser, dessen Wogen hoch aufspritzten, verlor aber dabei Pferd und Hunde. Der Hirsch entkam und der tollkühne Jäger schleppte sich mit gebrochenem Bein müd und matt eine Anhöhe hinan, um im Schatten eines hohen Baums nahender Hilfe zu harren. Da lag er nun, der verirrte hohe Herr, mutterseelenallein in der Wildnis. Er stieß in sein Jagdhorn, um sein Gefolge herbeizurufen. Jedoch war alles Blasen vergebens. Er erhielt keine Antwort. Sein schnelles Ross hatte ihn zu weit von seinen Begleitern fortgetragen. Bang nahm er von seiner Brust ein Muttergottesbild, das ihm an einem güldenen Kettlein um den Hals hing und betete, dass ihn die Mutter aller Gnaden doch nicht hier in der Wildnis verkommen lasse, sondern am Leben erhalten und wieder zu Menschen führen möge. Noch war er im Gebet versunken, als Hundegebell und Waldhornklang den Forst durchdrang. Das Jagdgefolge näherte sich hocherfreut, den Herrn wiederzufinden. Gleich tief betrübt vom Unfall, der ihm hier zugestoßen, hoben sie ihn auf ein Pferd und geleiteten ihn auf seine Burg. Er verfiel in ein schweres Siechtum und gelobte der gebenedeiten Gottesmutter, die ihm öfter im Traum mit einer strahlenden Krone auf dem Haupt erschien und Trost zusprach, worauf er plötzlich gesundete. Erkennend, dass Gott hier ein Wunder getan, befahl Boresch, nahe der Unglücksstätte, an dem Ort, wo ihn seine Treuen gefunden, ein Kloster und eine Kirche zu Ehren der Jungfrau Maria mit der Krone zu errichten.
Es entstand ein stattliches Gebäude, in dem zwölf Brüder, Einsiedler des Augustinerordens, ein beschauliches Leben führten wo ihnen die Seelsorge oblag, bis es durch die Hussitenstürme zerstört wurde. Vom Kloster ist nichts mehr vorhanden und von der Kirche zeugt nur noch das geborstene Presbyterium mit hohen gotischen Fenstern.
Die Muttergottes
Große Wallfahrten aus Böhmen uns Schlesien wurden nach Mariakron veranstaltet, um das aufgestellte Marienbild „Mariae de Fuccisene“, das dem Kloster den Namen gegeben haben soll, zu verehren. Noch immer kann man den Ort und die Häuser sehen, die schon damals gestanden haben. Dort legten diejenigen Wallfahrer, die ihre Andacht bei dem Marienbild halten wollten, ihre Kleidung ab und warfen sich Bußkleider über, um in gebührender Demut um Gnade zu bitten.