Das Museum der Roma-Kultur eröffnete am Dienstag, den 23. April 2024, eine neue Gedenkstätte für den Holocaust an Roma und Sinti in Lety u Písku. 

Die neue Gedenkstätte bietet einen Ort des Gedenkens und der Bildung. Ihre Aufgabe ist es, derer zu gedenken, die an diesem Ort inhaftiert waren und ums Leben kamen, die Öffentlichkeit zu informieren und ein Bewusstsein für die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und ihre Auswirkungen auf die Roma-Gemeinschaft in der Tschechischen Republik zu schaffen. Die Gedenkstätte besteht aus einem neu geschaffenen Mahnmal und einem Besucherzentrum, in dem eine Dauerausstellung mit dem Titel „Erinnerung an den Ort und Ort der Erinnerung“ gezeigt wird. Die Ausstellung verwendet authentische Erinnerungen von Zeitzeugen, um den historischen Kontext und das persönliche Leid darzustellen, und liefert gleichzeitig materielle Beweise für die im Lager festgehaltene Roma-Gemeinschaft.

Präsident Petr Pavel, der an der Eröffnungszeremonie teilnahm, drückte seine Dankbarkeit darüber aus, dass die Gedenkstätte nach so vielen Jahren und einer so unwürdigen Vergangenheit endlich der Welt zugänglich ist. Über Jahrzehnte befand sich am Ort des ehemaligen Arbeitslagers eine Schweinemastanlage, die 2022 abgerissen wurde.

Die Direktorin des Museums für Roma-Kultur, Jana Horváthová, sagte: „Ich glaube, dass die heute eröffnete Gedenkstätte dazu beitragen wird, die historische Erinnerung zu bewahren und die Verbreitung von Desinformation über den Holocaust an den Roma und Sinti bzw. den Genozid zu verhindern.“

Der tschechische Kulturminister Martin Baxa (ODS), der tschechische Präsident Petr Pavel, die Direktorin des Museums für Roma-Kultur, Jana Horváthová, die Staatssekretärin des Königreichs Norwegen, Maria Varteressian, und der tschechische Außenminister Jan Lipavský (Piraten) (v.l.) zerschneiden das Band während der feierlichen Eröffnung der Gedenkstätte. Foto: Museum für Roma-Kultur
Der tschechische Kulturminister Martin Baxa (ODS), der tschechische Präsident Petr Pavel, die Direktorin des Museums für Roma-Kultur, Jana Horváthová, die Staatssekretärin des Königreichs Norwegen, Maria Varteressian, und der tschechische Außenminister Jan Lipavský (Piraten) (v.l.) zerschneiden das Band während der feierlichen Eröffnung der Gedenkstätte. Foto: Museum für Roma-Kultur

Öffnung für Öffentlichkeit am 12. Mai 2024

Anwesend waren daneben der tschechische Premierminister Petr Fiala (ODS), Kulturminister Martin Baxa (ODS), tschechischer Außenminister Jan Lipavský (Piraten), der deutsche Botschafter in Prag Andreas Künne und der US-Botschafter in Prag Bijan Sabet. Vertreter der Roma-Gemeinschaft und Nachkommen der Überlebenden des Lagers Lety brachten ihre Freude und Erleichterung darüber zum Ausdruck, dass die Opfer nun mit Würde geehrt werden. Zdeněk Serinek, der Enkel des Roma-Partisanen Josef Serinek, fügte hinzu, er hoffe, dass die Gedenkstätte eine Garantie für ein würdiges Gedenken und Respekt sei.

Die Veranstaltung wurde von musikalischen Darbietungen von Roma-Künstlern und dem Philharmonischen Orchester Pilsen begleitet. Die Gedenkstätte wird am 12. Mai 2024, dem Tag des jährlichen Gedenkens an die Opfer des Holocausts an den Roma und Sinti, zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich sein. 

Das neues Gebäude, welches die Innenausstellung beherbergt. Diese ist in vier Hauptbereiche unterteilt: vor der Internierung, im Lager, Überlebende und Vertreter der Erinnerung. Foto: Maximilian Schmidt 
Das neues Gebäude, welches die Innenausstellung beherbergt. Diese ist in vier Hauptbereiche unterteilt: vor der Internierung, im Lager, Überlebende und Vertreter der Erinnerung. Foto: Maximilian Schmidt 
Zwei Torsos einer der Hallen des großen Schweinemastbetriebs sind in dem Areal als Erinnerung an Ignoranz und Vernachlässigung erhalten. Foto: Maximilian Schmidt 
Zwei Torsos einer der Hallen des großen Schweinemastbetriebs sind in dem Areal als Erinnerung an Ignoranz und Vernachlässigung erhalten. Foto: Maximilian Schmidt 
An der Veranstaltung nahmen auch deutsche Vertreter teil: der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, und der Sonderbeauftragte des Auswärtigen Amts für Beziehungen zu jüdischen Organisationen, Robert Klinke. Foto: Maximilian Schmidt 

Holocaust an Roma und Sinti

Die Gedenkstätte wurde im Jahr 2023 an der Stelle errichtet, an der sich ab 1940 das als Arbeitslager kategorisierte KZ für die Roma und Sinti befand. Von den Nazis wurde es auch als “Zigeunerlager Lety” bezeichnet. Die Nationalsozialisten kategorisierten die Roma als „fremdrassig“, „geborene Asoziale“ und „Zigeuner“. In den deutsch okkupierten Gebieten wurden sie von Wehrmacht, Polizeieinheiten und der Waffen-SS in Massakern ermordet oder in Lager deportiert. 

In dem Lager Lety waren mindestens 1294 Menschen inhaftiert. Mindestens 335 Häftlinge starben an den Folgen der Schwerstarbeit, mangelnder Ernährung und Überbelegung. Insgesamt wurden über 500 Menschen aus Lety weiter in das Vernichtungslager in Auschwitz deportiert. In den 1970er Jahren bauten die Kommunisten auf dem Gelände eine große Schweinemastanlage. Nachdem der Staat das Gelände gekauft hatte, wurde die Schweinefarm 2022 abgerissen

Die Innenausstellung ist von April bis Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich, und zwar immer von Donnerstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr. Mehr über die Gedenkstätte können Sie hier lesen (auf Tschechisch und Englisch). 

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