Das Feldbahn-Vergnügen am Naturreservat Soos nahe Franzensbad ist in die neue Saison gestartet.

Am 1. Mai begann die Saison der Publikums-Feldbahn Soos-Kateřina bei Franzensbad (Františkovy Lázně). Das ist Tradition. Auch wenn die sonnenüberfluteten Ostertage großen Andrang beschert hätten. Denn das einzigartige Reservat mit Moor und blubbernden Mofetten, ähnlich kleinen Geysiren, ist an Wochenenden beziehungsweise Feiertagen stets gut besucht. Sei’s ‚drum – die ehrenamtlichen Feldbahner bieten heuer so viele Fahrten samstags/sonntags und zu speziellen Terminen an wie noch nie zuvor seit dem Start vor sieben Jahren. Am 15. September endet die Saison, mit dann 28 absolvierten Fahrtagen und sicherlich einem neuen Besucherrekord.

 

Die Besucher gelangen über Stege durch die Moor- und Torflandschaft. - Foto: Jürgen BarteldSoos

… ist das bedeutende Nationale Naturreservat im Egerbecken, nordöstlich von Franzensbad. Unter Schutz steht ein Moor, welches durch seine natürlichen Mofetten und Mineralquellen international bekannt geworden ist. Das Wort Soos bedeutet im deutschen Egerländer Dialekt Moor oder Sumpf.  Etwa 200 Mineralquellen unterschiedlicher Mineralisation sind im 221 ha umfassenden Naturschutzgebiet bekannt. An vielen Stellen sind die Mofetten zu beobachten: natürliche Kohlenstoffdioxid-Entgasungen. Das Gas steigt in Trichtern aus Schlamm auf. Für Spaziergänge durch das Soos sind Wege und Holzstege ausgebaut.

Dafür spricht schon die nochmals erweiterte materielle Basis, hier Wagen und Lokomotiven. Und mehr noch: das gesteigerte Engagement ‚neuer‘ jüngerer Leute. Rudolf Tyller aus Falkenau (Sokolov), einer der Initiatoren, darf stolz sein auf das bislang Geschaffene. Als ehemaliger Werkbahner bei der Sokolovská uhelna, dem Braunkohlebergbau im Egerer Becken, begann er vor Jahren mit einer Dokumentation des Schmalspurbahnbetriebes in der Region, wozu eben auch die bis vor kurzem produktionsaktive Feldbahn zum Transport des begehrten Rohstoffs Kaolin, respektive Tonerden, vom Abbau zur Verarbeitung zählt. Da bot es sich förmlich an, einen Teil der Anlagen zu erhalten – als zusätzliche Attraktion für die Besucher des angrenzenden Reservats Soos samt seiner prächtigen naturkundlich-geologischen Daueraustellung. Freilich war dies nur möglich durch die Unterstützung des Gewinnungs- und Verarbeitungsbetriebes LB Minerals.

Den Dreiklang Naturpfad – Museum – Bahn gibt es seit 2012. In dem Jahr rollte der kleine Zug an acht Tagen, mit immerhin schon 1200 Fahrgästen. Ein Jahr später rumpelte das Bähnchen bereits an zwölf Tagen mit über 2100 Passagieren hinüber nach Kateřina, wo sich noch Lokschuppen, Werkstatt und Abstellanlagen befinden. Am Ausgangspunkt Soos, nahe der ČD-Station Nový Drahov (Linie Cheb – Luby u Chebu) ist in den ehemaligen Betriebsanlagen unter anderem die ständige Ausstellung zur Werks- und Schmalspurbahngeschichte eingerichtet – leider noch nicht in deutscher Übersetzung. Zusammen mit LB Minerals soll gar eine spezielle Schau zum Keramiktonbergbau etabliert werden.

Einsteigen bitte zur vergnüglichen Fahrt entlang des Moors ... - Foto: Jürgen BarteldDoch im Vordergrund steht für das kleine Häuflein Freizeit-Aktiver nach wie vor der Erhalt von Schienen und Weichen sowie die Pflege der Lokomotiven und Waggons: echte Untertage-Grubenbahnwagen und offene Aussichts-Wagen, von denen nun weitere beschafft beziehungsweise aufgebaut werden. Die Restauration der Fahrzeuge wird dankenswerter Weise vom Verkehrsministerium gefördert. Solch eine Würdigung spornt natürlich die ehrenamtlichen Feldbahner an, Schritt für Schritt den touristischen Betrieb weiter zu vervollkommnen. Zuerst bedeutet das stets aber harte Arbeit beim Gleisbau oder etwa der Lokreparatur. Da zählt keiner der Männer sowie ihrer weiblichen Helfer die Stunden. Seit nunmehr sechs Jahren schaffen sie gemeinsam im gemeinnützigen Unternehmen „Úzkorozchodná dráha Kateřina“, eng verbunden mit den beiden Gründern, den Eisenbahnvereinen Iron Monument Club (IMC) Pilsen (Plzeň) und M131.1 Graslitz (Kraslice).

Petr Hošek ist der neue ‚Chef‘ der Soos- Kateřina-Bahn. Im Berufsleben tätig bei der staatlichen Bahninfrastrukturgesellschaft SŽDC bringt er bringt bestes Fachwissen mit. Was bietet seine Truppe, im Kern zehn Leute, in dieser Saison Neues? – „Wir stellen die Lok BN 30R Nummer 6 vor. Noch ist sie nicht ganz fertig, also betriebsbereit. Aber wir werden es sicher schaffen. Auch die Arbeit an Lok 17 ist in vollem Gange. Diese wollen wir an unserem Bahnfesttag vom 5. bis 7. Juli präsentieren. Für Unterbaue weiterer offener Wagen wird ein Förderantrag eingereicht. In der Winter(fahr)pause konnten wir einen Streckenabschnitt vor der Haltestelle ‚Rampa‘, vormals Gleisdreieck, herrichten, dabei eine Weiche auswechseln. Sicherheit im Fahrbetrieb hat stets Vorrang!“ – Wollen Sie das Gleisnetz noch erweitern? – „Auch wenn wir es wollten, es ist uns einfach nicht möglich. Denn wir haben mit dem Erhalt des Bestehenden genug zu tun. Und unsere Fahrgäste möchten wir ja stets gut betreuen. Ohne die Hilfe von LB Minerals sowie der Partnerschaft mit den Museen Sokolov, Bergbauabteilung Krasno, und Franzensbad wäre dies alles nicht möglich.“ Der Dreiklang also macht’s. Die Besucher sind davon angetan und kommen auch gerne wieder. 

LB Minerals s.r.o.

… ist der Kaolin-Produzent im nahen Skalná (Wildstein), ein Unternehmen der österreichischen Lasselsberger Grup­pe mit einem halben Dutzend Betrieben in West- und Südböhmen. Den Bergbau auf Tonererden gibt es um Wildstein seit 1785, ein Jahrhundert später begann die Produktion von Schamotte- und Steinzeugware. Schon 1929 wurden Ton und Sand aus 26 Lagerstätten gefördert, was 1300 Leute beschäftigte. Aus der Keramické a sklářské suroviny (nach 1967 umbenannt auf Sedlecko-vildštejnské kaolinové a hlinné závody) entstand 1991 der noch staatliche Betrieb KEMA – keramické materiály Skalná. 1996 als KEMAT spol. s r.o. privatisiert, kam die Firma 2002 zu Lasselsberger und zeichnet seit 2007 als LB MINERALS.


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