Im vergangenen Dezember kündigte die Präsidentin der tschechischen Akademie der Wissenschaften den Aufbau eines Nationalen Institutes für Virologie an. Die Planungen an dem Projekt schreiten voran, aber wichtige Fragen zur Finanzierung sind bisher nicht abschließend geklärt.
Die Planungen für den Aufbau eines Nationalen Instituts für Virologie in Tschechien schreiten weiter voran. Wie die Vorsitzende der tschechischen Akademie der Wissenschaften, die Biochemikerin Eva Zažímalová, vergangene Woche mitteilte, werden das Institut für Organische Chemie und Biochemie der Akademie der Wissenschaften und die Masaryk-Universität in Brünn für den Aufbau der Einrichtung kooperieren. Ein Termin für eine mögliche Eröffnung ist indessen noch nicht bekannt.
Aufgabe des Instituts wird es sein, Forschungsvorhaben im Bereich Virologie – auch über Fächergrenzen hinweg – zu koordinieren und unter einem Dach zu bündeln. Bei Notfällen wie der aktuellen Corona-Pandemie soll das Institut der Regierung beratend zur Seiten stehen und seine Kapazitäten anbieten können. Aktuell habe man in Tschechien zum Beispiel Probleme mit der Sequenzierung von Coronaviren, um verschiedene Varianten zu identifizieren, so die Biochemikerin. Finanziert werden soll das Vorhaben größtenteils aus Mitteln des Nationalen Wiederaufbauplans der EU. Die restlichen Gelder würden aktuell noch gesammelt. Sie könnten vom tschechischen Staat kommen, der einer der Nutznießer des Instituts wäre. Das Zentrum ergebe allerdings nur dann Sinn, sagte Zažímalová, wenn im Laufe der Jahre ein gut ausgestattetes Gebäude mit entsprechend geschützten Labors, großen Kulturräumen und hochmodernen Einrichtungen gebaut werde.
Als Vorbild dient das deutsche Robert-Koch-Institut
Bisher fehlt es in Tschechien an einer zentralen Institution, die Forschung und Beratung für den gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung leistet und koordiniert. Deswegen entschloss man sich im Dezember vergangenen Jahres zur Gründung eines solchen Institutes. Die Corona-Pandemie sei dafür letztlich der Auslöser gewesen, erklärte Zažímalová im vergangenen Jahr. Die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung habe es allerdings schon davor gegeben.
Dass es in Tschechien bisher kein solches Forschungszentrum gibt, hat historische Gründe. Nach der Teilung der Tschechoslowakei blieb das Nationale Institut für Virologie in der Slowakei. In Tschechien siedelte sich die wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet an verschiedenen Standorten an, unter anderem an Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Akademie der Wissenschaften.
Als Vorbild für das Projekt gilt das deutsche Robert-Koch-Institut, das bei der Bekämpfung der Pandemie im Nachbarland zu einem der zentralen Akteure geworden ist. Das RKI wurde bereits 1891 gegründet und ist als Bundesoberbehörde dem Gesundheitsministerium untergeordnet. Zu seinen Aufgaben gehört die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere von Infektionskrankheiten.