Brot, Geflügel und Milch traf es in Tschechien am härtesten. Die Inflation liegt bei über 17 Prozent, Grundbedürfnisse wie Wohnen und Lebensmittel verzeichneten den größten Anstieg, Auswirkungen auf den Tourismus sind noch nicht zu spüren.

Die Tschechische Republik verzeichnet momentan die höchste Inflation seit 1993. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni im Jahresvergleich um 17,2 Prozent. Die Lebensmittelpreise verzeichneten dabei die größten Preissteigerungen, so verteuerte sich Brot um 28,6 Prozent, Geflügel um ein Drittel, Butter um 55,8 Prozent und Speiseöl um 58,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Innerhalb eines Monats, von Mai auf Juni, stieg der Preis für Kartoffeln um 9,5 Prozent. Der Anstieg der Verbraucherpreise ist unter anderem auf die steigenden Energiepreise zurückzuführen. Erdgas verteuerte sich um 58 Prozent, Strom um ein Drittel und die Heizkosten und Warmwasser um 18,1 Prozent. Damit verzeichnet Tschechien den stärksten Preisanstieg seit der Wende Anfang der 90er.

Experten warnen davor, dass dies erst der Anfang sei. „Der Anstieg der Strom- und Gaspreise ist noch nicht abgeschlossen, das heißt, er hat die Inflation noch nicht vollständig beeinflusst. Daher ist damit zu rechnen, dass die Inflation in den kommenden Monaten weiter steigen wird“, zitiert der Tschechische Rundfunk (Česká televize) Creditas-Bankanalyst Petr Dufek. Der Höhepunkt der Inflation stehe noch bevor. Tschechien verzeichnete damit den vierthöchsten Stand der Inflation in der EU, nach Estland, Litauen und Lettland. Im Gegensatz zu Tschechien verlangsamte sich in Deutschland die Inflation, Grund sei das Neun-Euro-Ticket und der Tankrabatt, so der Leiter des Statistischen Bundesamtes Georg Thiel.

Aus Kostengründen auf Essen verzichten

Die Teuerungen in Tschechien sind bereits im Kaufverhalten spürbar. Viele können sich die Waren kaum mehr leisten oder sie verzichten ganz auf sie. Bei manchen reicht inzwischen sogar die Rente nicht mehr, um sich Eier leisten zu können, berichtet Česká televize. Auch in der Gastronomie ist der Preisanstieg spürbar, die Mahlzeiten in Restaurants werden immer teurer.

Seit dem Ende der Corona-Beschränkungen steigen die Besucherzahlen in den Restaurants wieder an, das Niveau der Zeit davor wird allerdings nicht erreicht. Die Hälfte der Gäste besucht seltener das Restaurant, immer mehr Arbeitnehmer verzichten auf den Mittagstisch und nehmen sich selbst zubereitetes Essen mit. „Jeder zehnte tschechische Arbeitnehmer erwägt, aus finanziellen Gründen auf das Mittagessen zu verzichten“, erklärte der unabhängige Marktforschungsberater Miroslav Fous gegenüber dem Tschechischen Rundfunk (Česká televize).

Neben der Inflation hat die tschechische Gastronomie auch noch mit Personalmangel zu kämpfen. Ein großer Teil der ehemals Beschäftigten in der Gastronomie traut sich nicht mehr zurück. Ihnen ist nach der Erfahrung mit Corona die Unsicherheit in dem Berufsfeld zu groß. Die ansteigenden Preise würden allerdings keine Auswirkungen beim Tourismus zeigen, die Besucherzahlen nehmen nicht ab.

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