Volkswagen will nun doch keine neue Batteriefabrik in Tschechien bauen und die Markteinführung von Elektroautos verlangsamen. Die tschechische Regierung verhandelt aber noch mit fünf weiteren Konzernen über den Bau einer Gigafactory.
Volkswagen prüfte Líně bei Pilsen (Plzeň) als einen möglichen Standort für eine Gigafactory (Großfabrik) für Elektroautos. Nun entschied sich der Konzern, trotz langer Verhandlungen mit der tschechischen Regierung, gegen den Bau einer weiteren Fabrik. Grund hierfür ist eine langsamere Markteinführung von Elektroautos als ursprünglich geplant.
Nach VW-Absage gibt es Gespräche mit weiteren Investoren
Die Fabrik bei Pilsen war eines der zentralen Projekte der Wirtschaftspolitik der aktuellen Regierung. Die Tschechische Republik investierte bereits mehrere zehn Millionen Kronen in die Vorbereitung des Gebietes. Laut Wirtschaftsminister Jozef Síkela (STAN) verhandelt die Regierung gerade mit fünf weiteren Investoren von verschiedenen Kontinenten über den Bau einer solchen Fabrik. Zwei Projekte sollen eine ähnliche Größe wie das VW-Werk haben.
„Wir diskutieren über mehrere Batterieproduktionsprojekte in der Tschechischen Republik, die normalerweise andere Standorte haben“, erklärte Premier Petr Fiala (ODS). Líně, das für VW auch wegen seiner Nähe zu Deutschland attraktiv war, werde weiter der Armee dienen. In dem Ort gab es mit mehreren Demonstrationen vor Ort und vor der Deutschen Botschaft Prag auch Gegenwehr der Bevölkerung gegen die Fabrik. Diese hofft nun, nach dem Aus für die Fabrik, auf den Erhalt der Region und den Sportflugplatz.
Škodas Umstellung auf E-Mobilität in enger Zusammenarbeit mit Regierung
Der VW-Tochterkonzern Škoda Auto wird die Elektromobilität in Tschechien stark ausbauen. Bei der Umstellung auf Elektroautos werde man im engen Kontakt mit der Regierung stehen. „Die Zukunft von Škoda Auto ist elektrisch und wir haben uns verpflichtet, bis 2027 5,6 Milliarden Euro in Elektromobilität und 700 Millionen Euro in die Digitalisierung zu investieren“, erklärte der Vorstandsvorsitzende von Škoda Auto, Klaus Zellmer. Neben den bisherigen Modellen soll in Tschechien auch ein neuer Elektro-Familien-SUV herausgebracht werden.
Die Opposition spricht von einem Regierungsdebakel und kritisiert auch den Volkswagenkonzern scharf. „Das ist nicht nur ein Investitionsverlust, sondern auch ein Imageschaden für die Tschechische Republik“, erklärte der ehemalige Minister für Industrie, Handel und Verkehr Karel Havlíček (ANO).