Wie viele seiner Generation wurde Janoušek im Ersten Weltkrieg 1915 in die Armee des Habsburgerreichs eingezogen, wofür er als patriotischer Tscheche nicht viel Begeisterung aufbringen konnte. Nach einigen Kriegserfahrungen an der italienischen Isonzofront versetzte man ihn nach Russland, wo er in Gefangenschaft geriet. Dort überzeugte er sich, dass er als tschechischer Panslawist bei der österreichischen Armee sowieso auf der falschen Seite gestanden hatte. Er heuerte erst bei einer serbischen Division an, dann – im Oktober 1916 – meldete er sich bei der Tschechoslowakischen Legion in Russland, die aus Freiwilligen bestand, die nun gegen die Mittelmächte und für das Ende der österreichischen Herrschaft in Böhmen kämpfte. Zurück in der 1918 gegründeten Tschechoslowakischen Republik meldete er sich nach einiger Zeit wieder beim Militär, genauer: bei der Luftwaffe. Dort brachte er es 1937 bis zum Brigadegeneral.

Als Anfang 1939 die Nazis das Land besetzten, schloss er sich zunächst der Widerstandsorganisation Obrana národa (Verteidigung der Nation) an, floh dann aber auf Umwegen nach Frankreich, wo er in die Luftstreitkräfte der dortigen Tschechoslowakischen Exilarmee eintrat. Die wurde nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich eilig nach Großbritannien verlegt. Zu dieser Zeit war die Exilregierung dort noch nicht anerkannt, aber Janoušek verhandelte aus, dass tschechoslowakische Piloten erst einmal in die Royal Air Force (RAF) integriert wurden und dann eigene Einheiten bilden konnten. Und so wurde im Juli 1940 die 310. Staffel als erster tschechoslowakischer Verband der RAF gegründet. Die Piloten trugen viel zum Sieg im „Battle of Britain“ bei (wir berichteten darüber hier). Janoušek wurde die Leitung des Inspektorats der tschechoslowakischen Luftwaffe übertragen, die nunmehr anerkannte Exilregierung ernannte ihn kurz darauf zum Inspektor der tschechoslowakischen Luftstreitkräfte. Im Mai 1945 beförderten ihn die Briten zum Dank für die Verteidigung des Landes zum Air Marshal.

Man hätte erwarten können, dass ihm bei der Rückkehr in die Tschechoslwakei nach dem Sieg über die Nazis höchste Ehren zuteil würden. Doch, obwohl eine noch demokratische Regierung existierte, hatten die Kommunisten bereits das Verteidigungsminsterium unter ihre Kontrolle gebracht. Und die mochten keine Leute, die beim englischen Klassenfeind gedient hatten. Das nutzte auf allgemeine Popularität nichts: Die Karriere stockte. Als im Februar 1948 die Kommunisten die ganze Macht an sich rissen, wurde er erst einmal zwangsbeurlaubt. Er bekam zwar einen Job bei der International Civil Aviation Organization (ICAO) angeboten, aber die dazu nötigen Ausreisegenehmigungen ins Ausland wurden brüsk abgelehnt. Stattdessen „fabrizierte“ die Staatssicherheit einen illegalen Fluchtversuch zum westlichen Klassenfeind. Zu 18 Jahren Gefängnis wurde er im Juni 1948 verurteilt. Der Versuch einer Revision wurde im Februar 1949 von den Herrschenden als stalinistischer Schauprozess organisiert – Teil einer „Säuberung“ des Militärs, die bis 1950 rund 6500 ehemalige Offiziere der Exilarmee ins Gefängnis, etliche sogar an den Galgen brachte. Die Strafe wurde auf 19 Jahre erhöht. 1950 hängte man ihm wieder einen Fluchtversuch an, was zur lebenslänglichen Verurteilung führte.

1960 wurde er im Zuge einer allgemeinen Amnestie zwar freigelassen, aber weder rehabilitiert, noch in seinen Rang zurückversetzt. Er durfte in einer Textilfabrik niedere Aufgaben für niedriges Gehalt ausführen und bezog ab 1967 eine mickrige Rente. Während des Prager Frühlings 1968 rehabiliterte man ihn immerhin, aber weder Rang noch angemessener Verdienst wurden ihm zugestanden. Immerhin konnte er 1964 wieder in die kleine Wohnung in dem vierstöckigen Wohnhaus U Železná lávky 127/4 am Klar Park (Park na Klárově) auf der Kleinseite einziehen, wo er schon 1945 bis 1948 gewohnt hatte, und wo er bis zu seinem Tod 1971 lebte. Das kommunistische Schreckensregime fiel mit der Samtenen Revolution 1989. Die neue Demokratie setzte Janoušek nicht nur posthum in den alten Rang zurück, sondern versetzte ihn in den höchsten Generalsrang. Endlich – wenn auch für ihn persönlich zu spät – widerfuhr ihm Gerechtigkeit.

Und im Oktober 2003 brachte man an dem Haus, in dem er zuletzt wohnte, eine Gedenktafel mit einem Portraitrelief an. Sie ist ein Gemeinschaftswerk des Architekten und Graphikers Antonín Kryl und des Bildhauers Josef Klimeš (wir erwähnten ihn bereits hier). Neben dem Portrait sieht man sowohl das Abzeichen der tschechoslowakischen Luftwaffe als auch das der RAF. Das Haus befindet sich übrigens ganz nahe beim Denkmal für die tschechoslowakischen Piloten der RAF, auch Denkmal des geflügelten Löwen (Památník Okřídleného lva) genannt, das 2014 auf dem Park errichtet wurde. Der Anblick hätte Janoušek mit Genugtuung erfüllt.


Ahoj aus Prag Titelbild

Ahoj aus Prag! Seit September 2016 leben wir berufsbedingt in Prag. Wir – eigentlich Rheinländer – haben sie schon voll in unser Herz geschlossen, diese Stadt! Deshalb dieser Blog, in dem wir Fotos und Kurzberichte über das posten, was diese Stadt so zu bieten hat und was wir so erleben. Wir, das sind:

Lieselotte Stockhausen-Doering und Detmar Doering

… und unser Hund Lady Edith! Wer sich in Prag einmal umschauen möchte, wird auf diesem Blog nach einiger Zeit sicher Interessantes finden, was nicht jeder zu sehen bekommt, der die Stadt besucht. Viel Spaß beim Lesen!

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