Bereits zum zweiten Mal fand in Bärnwald (Neratov) der Stepke Treck statt und brachte dabei direkte Nachfahren des Siedlers Stepke zusammen.

Rund 60 Personen versammelten sich am Samstag, den 27. Juli, auf einem Parkplatz etwa 15 Autominuten von Bärnwald entfernt. Von hier aus sollte der Stepke Treck starten, der in diesem Jahr durch Wald und Wiesen stets bergab in das Dorf Bärnwald führte. Am Start herrschte reges Treiben: Die Teilnehmenden deckten sich mit Wander- und Stempelkarten ein, Wanderstöcke wurden ausgefahren und die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Tour wurden getroffen. Dann ging es los. Schnell entzerrte sich das Feld der Teilnehmenden und es bildeten sich viele kleinere Wandergruppen, die sich angeregt miteinander unterhielten. „Viele Veranstaltungen beschäftigen sich mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Böhmen, Mähren und Schlesien. Mit dieser Wanderung wollen wir jedoch an die Ankunft der deutschen Siedler vor über 500 Jahren erinnern“, erklärt Richard Neugebauer, Vorsitzender der Bohemia Troppau und Initiator des Stepke Trecks, den Anlass für die Veranstaltung.

Die Legende des Siedlers Stepke

Die Idee für den Stepke Treck gab die Legende um den gleichnamigen schlesischen Siedler, der über das Adlergebirge gewandert sein soll und an dem Ort ankam, an dem heute Bärnwald liegt. Dort soll er seinen Stab in die Erde gesteckt und gesagt haben: „Hier wird einmal ein Wassertrog stehen!“ Als Zeichen der Zustimmung soll der Stab Wurzeln geschlagen haben. Daraus wuchs ein massiver Baum, der dort bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gestanden haben soll.

Obwohl es sich nur um eine Legende handelt, lebten der Siedler Stepke und seine Nachfahren bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung tatsächlich in dem Dorf Bärnwald. Mit Kurt Stepke nahm, wie schon im letzten Jahr, erneut ein direkter Nachfahre des Siedlers an der Veranstaltung teil. Als das Dorf Bärnwald am Ende der Wanderung erreicht wurde, zeigte Kurt Stepke den Teilnehmenden, wo früher die Häuser seiner Vorfahren standen. 

Tatsächlich war Kurt Stepke nicht der einzige Nachfahre des Siedlers, der in diesem Jahr an der Veranstaltung teilnahm. Auch Waltraud Pourová stammt aus der Familie Stepke. „Da meine Urgroßmutter Stepke hieß und meine Vorfahren väterlicherseits aus Batzdorf, dem Nachbardorf von Bärnwald, kamen, war es für mich selbstverständlich, an dieser Aktion teilzunehmen“, erzählt Pourová. „Der Kontakt mit Verwandten oder Nachkommen von Stepke – direkt oder indirekt – während dieses Events zeigt uns immer wieder, wie nah wir uns doch alle sind“, ergänzt ihr Schwiegersohn Johnny Kremer, der gebürtig aus den Niederlanden stammt. So bringt der Stepke Treck 500 Jahre nach der Ankunft der ersten deutschen Siedler in Bärnwald deren direkte Nachkommen wieder zusammen.

Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 8/2024

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