Im tschechischen Bad Wurzelsdorf wurde ein Denkmal für gefallene Wehrmachtsoldaten umgestoßen – bereits zum zweiten Mal.

Ein Gedenkkreuz im tschechischen Bad Wurzelsdorf (Kořenov) – zwischen Tannwald (Tanvald) und Harrachsdorf (Harrachov) – liegt in Trümmern. Geschichte wiederholt sich. Denn bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatten tschechische Bewohner und Zugezogene das Denkmal auf dem Isergebirgsgipfel Buchstein (Hvězda) nahe dem Aussichtsturm Stephanshöhe (Štěpánka) den Berg hinuntergestoßen, wo die Steinreste bis 2011 liegengeblieben waren. Dann wurde das „Kreuz des Anstoßes“ erneuert. Zwölf Jahre blieb es stehen. War umstritten. Denn es erinnerte vor allem an gefallene Wehrmachtsoldaten aus dem Dritten Reich der Nationalsozialisten. Ein einheimischer Steinmetz soll es 1943/44 errichtet haben. Dass die Trümmer vor einigen Jahren wieder zusammengesetzt und zum beliebten Fotomotiv wurden, sorgte für Kritik und Drohbriefe an die Gemeindeverwaltung von Bad Wurzelsdorf.

Nicht alle lehnen es ab

Nun also wurde das Denkmal, das in seiner Form der Kriegsauszeichnung „Eisernes Kreuz“ ähnelt, wieder zerstört. „Einfach ein trauriges Gefühl, mehr kann ich dazu nicht sagen“, kommentiert der Gemeindevertreter Vlastimil Plecháč die Tat vom 25. März. Zwei Personen hatten das Granitkreuz den Berg hinabgestürzt. Unbemerkt blieben sie nicht. „Wir haben einen Bildnachweis von der Kamera, die den Ort bewacht“, sagte er. Die Polizei untersuche den Fall. „Rechtlich eingeordnet wird die Tat erst nach dem Ende der Ermittlungen“, sagt die Bezirkspolizei-Sprecherin Ivana Baláková. Vandalismus am Kreuz gab es schon früher. So sei es im August 2021 mit rosa Farbe besprüht worden.

Nicht alle lehnen den Gedenkstein ab. Tschechische Einwohner und die wenigen noch lebenden früheren deutschen Bewohner sehen es schlicht als Erinnerung an die Bewohner des Isergebirges, die im Krieg umgekommen sind. „Manchen Menschen, darunter junge Kommunisten, liegt das Kreuz aber schwer als ein Nazi-Denkmal im Magen“, erklärt Plecháč, auch wenn er das nicht nachvollziehen kann.

Vor wenigen Wochen war das Kreuz noch erhalten. Aber die Schmierereien waren gut zu erkennen.
Der Schriftzug auf dem Sockel – „NÁCKY“ – bedeutet „Nazis“. Foto: Steffen Neumann

Denkmal mit Erklärung

Die Gemeinde wollte den Platz am Kreuz eigentlich zu einem Kunstdenkmal umgestalten lassen. Künstler wurden angefragt, doch von ihnen sei kein passender Entwurf gekommen. „Jetzt wird es vielleicht klappen“, hofft Plecháč. Ein Bewohner habe die Kreuzreste inzwischen bergen wollen. Doch wegen der polizeilichen Untersuchungen mussten sie vorerst noch liegenbleiben.

Am Kreuz waren zur Nazi-Zeit bis zum Frühjahr 1945 Gefallene geehrt worden. Nach Kriegsende zerstört, wurde es 2011 von Mitgliedern des Vereins „Jizeran“ entdeckt, geborgen und wieder aufgestellt. Ganz legal war das wohl nicht, doch man duldete das Vorgehen. Das Kreuz, umgeben von großen Steinen, beschildert mit den Namen jener Gemeinden, in denen die Gefallenen bis zu ihrer Einberufung zur Wehrmacht lebten, entwickelte sich zu einem Gedenkort. Menschen suchen hier Versöhnung und stellen Kerzen auf, so wird berichtet. Die Gemeinde pflegt den Ort. Auf einer Tafel werden die Hintergründe des Kreuzes erläutert.

Als Exponat ins Museum?

Was nun wird, ist offen. Das Nordböhmische Museum in Reichenberg (Liberec) möchte das zerbrochene Kreuz übernehmen. „Einer der Hauptgründe ist, dass wir eine neue große Ausstellung planen, die dem Sudetengau gewidmet wird“, sagt Ivan Rous, Kurator des Museums. Sie soll in ein paar Jahren eröffnen. „Das Kreuz würde dort als Erinnerung an die Auseinandersetzungen, die sich bis in die Gegenwart hinziehen, gut hineinpassen“, sagt Rous. Auch das Stadtmuseum in Aussig (Ústí nad Labem) hat Interesse angemeldet.

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