Wer die Hundeliebe der Tschechen kennt, wundert sich nicht, dass ganz besonderen heldenhaften Caniden auch Denkmäler errichtet werden. Wie dieses hier im Garten des Tschechischen Polizeimuseums in Prag, hinter dem sich eine traurige Geschichte verbirgt.
Am 1. August 1931 drang ein gewisser Josef Kondr aus Koterov (einem Ort nahe von Pilsen) in die Polizeiwache im nahen Altpilsen (Starý Plzenec) ein. Der 21-jährige Elektriker plante, den Wachkommandanten Václav Hrabaček umzubringen, aber seine Schusswaffe versagte. Daraufhin floh er zurück nach Koterov und versteckte sich dort in dem großen Bauernhof seiner Eltern. Die Polizei hatte ihn schnell identifiziert und rückte tags darauf früh morgens um 4 Uhr mit großem Aufgebot an. Um herauszufinden, wo er sich in dem Anwesen verschanzt hatte, schickte man Hundeführer-Wachtmeister Alois Tauber mit seinem deutschen Schäferhund Arco vor. Der Hund rannte eine Treppe hoch, lief aber sofort wieder herunter und machte klar, dass da oben Gefahr lauerte. Tauber gab dem zögernden Arco den Befehl, mit ihm gemeinsam wieder hinaufzustürmen. In kurzer Folge ertönten zwei Schüsse. Der erste streckte den wackeren Alois Tauber nieder, der zweite traf das treue Herz von Arco.
Versuche, die beiden am Fuß der Treppe zu bergen, endeten in einem Kugelhagel. Es dauerte noch sechs Stunden bis die Polizisten mit massiven Feuerwaffeneinsatz den Täter überwältigen konnten. Kondr erlag kurz darauf im Pilsener Krankenhaus seinen Schussverletzungen an Brust und rechtem Arm. Die Polizeikollegen waren tief betroffen über das Ende des beliebten und erst 27 Jahre alten Tauber, den erst im Juni ein schrecklicher Schicksalsschlag getroffen hatte, als seine Verlobte Mařenka plötzlich an einer schweren Krankheit verstorben war. Neben ihr wurde er nun am 4. August unter großer Teilnahme der Bevölkerung und aller Kollegen in Starý Plzenec beigesetzt. Und auch des treuen Hundes Arco, der die Gefahr ahnte, aber mutig sein Herrchen in den Tod begleitet hatte, gedachte man natürlich.
Schon im November wurde ihm auf dem Geländes des Instituts für Zucht und Ausbildung von Diensthunden der Gendarmerie in Pyšely bei Prag ein Granitdenkmal mit einem bronzenen Portraitrelief zugedacht, für das nicht nur die Polizei, sondern auch der nationale Tierschutzverein Geld gesammelt hatte. Als das Institut aufgelöst wurde, transferierte man es 1957 auf das Areal des Kynologischen Ausbildungszentrums der Polizei in Býchory bei Kolín, der Nachfolgeorganisation. Aber der noble Platz schlechthin für das Gedenken war natürlich das 1991 gegründete Polizeimuseum in Prag. Dorthin wurde das tonnenschwere Denkmal 2013 mit Hilfe der Feuerwehr transportiert, wo nun die unzähligen Besucher Tauber und Arco gedenken können. Die Inschrift lautet übersetzt: „Zum Gedenken an den treuen Dienst von ARCO, der am 2. August 1931 in Koterov erschossen wurde, als er seinem Hundeführer half. Dieses Denkmal zur menschlichen Dankbarkeit für die Treue des Tieres wurde vom Sportklub für Polizei- und Edelhunde in Prag und dem Tierschutzverein der Tschechoslowakischen Republik errichtet.“
Arco und sein Hundeführer sind so etwas wie ein Grundmythos der Polizeigeschichte Tschechoslowakei geworden. Daran erinnert auch ein Geschehen im westslowakischen Trsín aus dem Jahr 1984. Damals hatte sich ein mehrfach Vorbestrafter namens Vladimír Tomek, nachdem er gerade einen Fahrer, der ihn als Anhalter mitgenommen hatte, getötet hatte, in einem Wochenendhaus verschanzt und zwei Bewohner als Geiseln genommen. 38 Stunden dauerte die Belagerung des mit Stahlplatten gesicherten Hauses, während der er u.a. forderte, man solle ihm seine geschiedene Frau bringen – augenscheinlich, damit er sie umbringen konne. Um ihn zu überwältigen, ließ die Polizei einen Polizeihund durch eine Fensterluke, der aber kurz auf den glatten Fließen drinnen strauchelte. Innert Sekunden hatte Tomek den mutigen Hund getötet. Bald darauf hatte man genug und gab die Genehmigung, Tomek durch einen Scharfschützen gezielt zu erledigen. Der Schuss machte ihn kampfunfähig (er verbrachte den Rest des Lebens im Rollstuhl) und er musste für viele Jahre ins Gefängnis. Aber es war das Schicksal des Hundes, das damals die Gemüter bewegte. War es ein Zufall, dass auch er Arco hieß? Der Fall rief jedenfalls dunkle Erinnerungen hervor. Liegt gar ein Fluch auf dem Namen?
Auf jeden Fall wird der tragische Tod von 1931, als Alois Tauber und Arco ihr Ende durch ruchlose Mörderhand fanden, in den Geschichtsanalen hochgehalten. So gab es 2015 noch im slowakischen Bratislava ein großes wissenschaftliches Gedenksymposion von Polizeihistorikern, das sich mit dem Fall befasste. Der Heldenhund hat jedenfalls seinen Weg in die Unsterblichkeit des Polizeipantheons gefunden.
Ahoj aus Prag! Seit September 2016 leben wir berufsbedingt in Prag. Wir – eigentlich Rheinländer – haben sie schon voll in unser Herz geschlossen, diese Stadt! Deshalb dieser Blog, in dem wir Fotos und Kurzberichte über das posten, was diese Stadt so zu bieten hat und was wir so erleben. Wir, das sind:
Lieselotte Stockhausen-Doering und Detmar Doering
… und unser Hund Lady Edith! Wer sich in Prag einmal umschauen möchte, wird auf diesem Blog nach einiger Zeit sicher Interessantes finden, was nicht jeder zu sehen bekommt, der die Stadt besucht. Viel Spaß beim Lesen!