Schulen in Tschechien müssen ab Januar 2026 kostenlos Tampons, Binden & Co bereitstellen. Dafür hat das Gesundheitsministeriums eine entsprechende Verordnung geändert.

Das tschechische Gesundheitsministerium (MZČR) hat die Verordnung über hygienische Anforderungen an Einrichtungen der Kinder- und Jugendbildung geändert. Durch die Änderung sind Schulen künftig dazu verpflichtet, auf allen Toiletten, die von Schülerinnen ab neun Jahren genutzt werden, Menstruationsartikel bereitzustellen. Gesundheitsminister Vlastimil Válek (TOP 09) unterzeichnete die geänderte Verordnung Ende August. Sie tritt am 1. Januar 2026 in Kraft und soll für bessere Hygiene, mehr Chancengleichheit und weniger Unterrichtsausfall bei den betroffenen Schülerinnen sorgen.

Ruf nach kostenlosen Menstruationsartikeln

Mit seiner Entscheidung reagiert das Gesundheitsministerium auf Forderungen aus der Zivilgesellschaft, unter anderem von Studierendenvertretungen und gemeinnützigen Organisationen wie Sola pomáhá und AcceCycle, die sich für Rechte von Frauen und Mädchen und den gleichberechtigten Zugang zu Bildung einsetzen. „Die Menstruation ist keine Wahl, sondern ein natürlicher Teil des Lebens, und keine Schülerin sollte deswegen nach Hause gehen, mit Toilettenpapier improvisieren oder sich schämen, um Hilfe zu bitten“, erklärte Minister Válek. Die Maßnahme sei in enger Abstimmung mit Kinderärzten, Elternorganisationen sowie dem Bildungsministerium vorbereitet worden. „Menstruationsbedarf in Schulen ist keine Frage des Komforts“, betonte Irena Hůlová von Sola pomáhá. Das entschlossene Vorgehen des tschechischen Gesundheitsministeriums könne ihrzufolge ein Vorbild für andere europäische Länder sein.

Kampf gegen „Menstruationsarmut“

Viele Schulen in Tschechien stellten Menstruationsartikel bislang auf freiwilliger Basis zur Verfügung. Mit der neuen Verordnung wird diese Praxis nun landesweit vereinheitlicht und rechtlich verbindlich geregelt. Auch auf EU-Ebene wird das Thema – die kostenlose Bereitstellung von Menstruationsartikeln für Schülerinnen – seit Jahren diskutiert. Das Europäische Parlament wies bereits 2021 auf die weit verbreitete „Menstruationsarmut“ hin, wonach es Millionen Frauen in der EU an Zugang zu Menstruationsprodukten und Informationen zu deren Umgang mangele. Bis zu 27.000 Euro gibt eine Frau im Laufe ihres Lebens für Menstruationsprodukte aus. Die Bemühungen des Europäischen Parlaments, die Mehrwertsteuer europaweit auf 0 Prozent zu senken, blieben bislang erfolglos. Schottland ist nach eigenen Angaben das erste Land weltweit, das die kostenlose Bereitstellung von Menstruationsprodukten per Gesetz vorschreibt. Seit 2022 verpflichtet der „Period Products Act“ alle öffentlichen Einrichtungen Schottlands, darunter auch Schulen, kostenlos Tampons, Binden & Co anzubieten.

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