Tschechiens Premierminister Fiala war am Montag zu Besuch in der kasachischen Hauptstadt Astana. Er sprach dort mit seinem Amtskollegen und dem Präsidenten über energiepolitische Unabhängigkeit, die Automobilindustrie – und über die Ansiedlung von Wildpferden.

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Kasachstan und der Tschechischen Republik seien historisch gut, sagte der tschechische Premierminister Petr Fiala (ODS) auf einer Pressekonferenz am Montagnachmittag. Auch die Zukunft sehe er positiv: „Ich glaube, dass mein Besuch ein weiterer Impuls für deren Vertiefung und für den Erfolg tschechischer Unternehmen sein wird, von denen heute bereits ca. 30 hier in Kasachstan operieren.“

Öl und Uran aus Kasachstan

Diese Überzeugung untermauerten die ausführlichen Gespräche, die Fiala unter anderem mit Präsident Kasym-Zomart Tokajew und Premierminister Alikhan Smajlow führte. Der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung war die Zusammenarbeit im Energiesektor. Tschechien beziehe noch immer etwa 50 Prozent seines Öls aus der Russischen Föderation, so Fiala. Die Kooperation mit Kasachstan, das bereits einer der wichtigsten Öllieferanten der Tschechischen Republik sei, stelle nun eine der Möglichkeiten dar, die Abhängigkeit von Russland zu verringern.

Das rohstoffreiche zentralasiatische Land könne zudem künftig nicht nur Öl, sondern möglicherweise auch Uran in die Tschechische Republik exportieren. Denn auch bezüglich dieses Rohstoffes befindet Tschechien sich in einer unangenehmen Abhängigkeit von Russland. Uran ist nicht von den Wirtschaftssanktionen betroffen, die nach der russischen Invasion in der Ukraine in Kraft traten, und wird weiterhin aus Russland importiert. Auch sind die tschechischen Energiekonzerne für den Betrieb ihrer Reaktoren sowjetischer Bauart auf die Zusammenarbeit mit dem russischen Energiekonzern Rosatom angewiesen.

Kraftfahrzeuge und Wildpferde aus Tschechien

Weiterer Gegenstand der Gespräche waren Kraftfahrzeuge. Die kasachische Bergbauindustrie meldete Interesse an Fahrzeugen der Marke Tatra an. Škoda Auto plant unterdessen, gemeinsam mit kasachischen Partnern im Land Autos fúr den zentralasiatischen Markt zu produzieren, während Škoda Transportation bei mehreren Ausschreibungen für Züge, Oberleitungsbusse und Straßenbahnen im Rennen ist. Diese und andere Themen standen auch auf der Agenda des Wirtschaftsforums, das parallel zu Fialas Besuch ablief.

Dabei ging es jedoch nicht nur um die große Wirtschaftspolitik, sondern auch um ein besonderes ökologisches Projekt. Der Direktor des Prager Zoos, Miroslav Bobek, der Fiala auf seinem Besuch begleitete, unterzeichnete ein Memorandum über die Wiederansiedlung von Przewalski-Pferden in der kasachischen Wildnis. Zuvor hatte der Prager Zoo bereits 30 Pferde in die Mongolei transportiert.

Die Visite in Kasachstan ist Teil von Fialas zehntägiger Asienreise, bei der er bereits unter anderem die Philippinen, Indonesien, Singapur und Vietnam besuchte. Ziel der Reise war die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen mit diesen Ländern, die ein Gegengewicht zur chinesischen und russischen Dominanz auf diesen Märkten und in den Handelsbeziehungen zur Tschechischen Republik darstellen sollen.

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