Erstes Militärflugzeug mit tschechischen Diplomaten und afghanischen Ortskräften aus Kabul in Prag-Kbely gelandet. Foto: ČT24

Am Montagvormittag hob ein weiteres Militärflugzeug in Richtung Kabul ab, dieses musste aber nach Baku umgeleitet werden. Die tschechische Regierung hält sich mit weiteren Informationen vorerst zurück.

Als Reaktion auf den raschen Vormarsch der Taliban in Afghanistan hat die tschechische Regierung Maßnahmen zur Evakuierung der tschechischen Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul eingeleitet. Insgesamt 46 Personen, darunter zwei tschechische Diplomaten, Angehörige der tschechischen Militärpolizei KAMBA sowie örtliche afghanische Mitarbeiter der tschechischen Botschaft landeten am Montagmorgen auf dem Prager Militärflugplatz in Prag-Kbely. Seit Samstag hielten sich diese auf dem internationalen Flughafen in Kabul auf, unter dem Schutz der tschechischen Militärpolizei. Der tschechische Innenminister und Vize-Premier Jan Hamáček (ČSSD) sprach angesichts der sich rapide verschlechternden Situation am internationalen Flughafen in Kabul von einem „Wunder“, dass das tschechische Flugzeug überhaupt abheben konnte.

Außenminister Jakub Kulhánek (ČSSD) teilte zu der ersten Rettungsaktion über Twitter mit: „Die ersten evakuierten Tschechen und unsere afghanischen Mitarbeiter mit ihren Familien, darunter Frauen und kleine Kinder, sind nun sicher in der Tschechischen Republik.“ Informationen zum weiteren Vorgehen könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht geben.

Am Montagvormittag gegen 11 Uhr hob eine zweite Militärmaschine von Prag aus ab, um Personen vom abgeriegelten Flughafen in Kabul auszufliegen. Am Montagnachmittag wurde allerdings bekannt, dass das Flugzeug vorerst in Baku landen musste. Weil immer mehr afghanische Zivilisten auf das Flughafenfeld strömten, um noch in einen Flieger zu gelangen, musste der Flugverkehr vorerst eingestellt werden. Unter anderem sollten auch Dolmetscher evakuiert werden, die die tschechische Armee unterstützt hatten. Nach Informationen der Organisation „Vlči máky“ („Klatschmohn“), die sich u.a. für die Unterstützung von Veteranen einsetzt, sei ein Dolmetscher, der für die tschechische Armee gearbeitet hatte, von den Taliban verschleppt worden. Weitere würden sich mit ihren Familien derzeit verstecken. Wie viele Evakuierungsflüge geplant sind, konnten tschechische Staatsbeamte nicht mitteilen. Ministerpräsident Andrej Babiš (ANO) dankte bereits am Sonntag Kulhánek und dem tschechischen Militär für ihren Einsatz. Weitere Informationen gab er nicht preis, er wolle mehr öffentlich machen, „sobald alle in Sicherheit sind“, so Babiš.

Lange Zeit war unklar, ob Tschechien überhaupt afghanische Ortskräfte und Dolmetscher aufnehmen wird. Erst am Samstag, nachdem unter anderem tschechische Ex-Militärs und Prominente öffentlich Druck aufgebaut hatten, einigte sich die tschechische Regierung nach einer spontan einberufenen Krisensitzung auf deren Evakuierung.

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